Hieronymus Bosch: Der Aufstieg in das Himmlische Paradies - ewigeweisheit.de
Hieronymus Bosch: Der Aufstieg in das Himmlische Paradies

Was passiert wenn wir sterben?

Sterben – Schlafen – nicht mehr und nicht weniger. Schlafen heißt, dass der Schmerz all der unzähligen Schwierigkeiten verschwindet. Sterben – Schlafen – Träumen. Doch was für Träume werden es sein, wenn wir unseren sterblichen Körper verlassen haben?

Die meisten Menschen im Westen glauben, dass der Tod das Ende von allem ist. Man betrachtet den Tod als Feind, als das Gegenteil des Lebens – nicht als einen Teil davon. Tod wird darum als etwas Finsteres und Unglückliches empfunden. Was wir im eigenen Tod erfahren, ist aber etwas ganz anderes, als das, was wir empfinden wenn ein uns nahe stehender Mensch verstirbt.

Wie es auch immer ausgehen mag: Irgendwann stellt sich jedem einmal die Frage, ob es vielleicht nach dem Tod noch etwas gibt?

In allen Kulturen der Menschheit wurde der Tod schon immer als Übergang von einer Existenz in eine andere beschrieben.
Egal ob in Fabeln, Märchen oder den Überlieferungen alter Kulturen oder Religionen: überall ist die Rede davon, dass sich nach dem Tod das Leben in einer anderen Weise fortsetzt. Was letztendlich passiert weiß keiner genau. Alles was es gibt sind hoffnungsvolle oder beängstigende Beschreibungen.

Das Reich des Osiris

Im altägyptischen Glauben gibt es viele interessante Anhaltspunkte, die Antworten auf diese Fragen liefern. Im alten Ägypten war das Leben nach dem Tod fast wichtiger, als das gegenwärtige, irdische Leben. Das sieht man an den monumentalen Grabstätten der Pharaonen im alten Ägypten. Man glaubte da an eine Unsterblichkeit die von Osiris, dem Gott der Unterwelt, den Verstorbenen verliehen wurde. Doch der Zustand nach dem Tod hing davon ab, wie sich der Verstorbene in seinem Leben verhielt. Damit ähnelt es dem fernöstlichen Konzept des Karma.

Die Ägypter glaubten auch, dass das Übergangsstadium vom Leben in den Tod zuerst in einem astralen Doppel, einem Ebenbild des Körpers stattfand. Dieses Doppel nannten die Ägypter das „Ka“ – das Fahrzeug der Seele. Im Ka waren alle guten und schlechten Eigenschaften des Verstorbenen enthalten.

Egal ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart: Menschen versuchten sich schon immer vorzustellen wie sich der Verstorbene in die Totenwelt begibt. Doch weder Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus oder Buddhismus, geben genauen Aufschluss darüber, welche Phasen der Verstorbene durchläuft.

Die Vorstellung über das, was der Tod ist und was nach dem Tod kommt, wurde vor allem in der modernen Theosophie erforscht. Helena P. Blavatsky erhielt ihr Wissen über die Phasen des Sterbens, von jenen geheimnisvollen Meistern der Weisheit: Kuthumi und Morya.

Der Garten des Todes - Gemälde von Hugo Simberg - ewigeweisheit.de
Der Garten des Todes – Gemälde von Hugo Simberg

Nichts bleibt wie es ist – Alles verändert sich!

Eines der wichtigsten Gesetze der Lehren in der Theosophie besagt, dass nichts im Kosmos unverändert bleibt. Alles in der Natur kommt und geht. Der Tod der physischen, körperlichen Formen ist nur ein Teil von diesem Kommen und Gehen. Wiedergeburt ist die Rückkehr ins Leben.

Wenn jemand stirbt, dann haben wir das Gefühl, dass das was aufgestiegen ist, und den sterblichen, sich auflösenden Körper zurückgelassen hat, die Person war, die uns nahe stand. Doch wenn dieses Seelenwesen, das den Leichnahm verlassen hat, sich jetzt woanders aufhält, stellt sich die Frage: wohin ist die Seele nun gegangen?

Seit jeher wird der Tod als ein irreversibler Vorgang angesehen, der sich dadurch zeigt, dass das Atmen endet. Der ausgeatmete Hauch kann nicht mehr eingeatmet werden. Der atmende Körper aber gleichte einem Fahrzeug, mit dem die Seele ihre Erfahrungen sowohl auf der physischen wie auf der nicht-physischen Ebene dieses Planeten machte.
Wenn wir sterben, dann hört dieses Seelenvehikel auf zu arbeiten. Doch es gibt auch nichtphysische Seelengefährte, die unseren Tod überleben.

Sobald der Atem endet, stirbt der Körper und beginnt zu verwesen. Leben ist Atmen. Darum war es für die alten Ägypter wichtig den Leichnahm des Verstorbenen in der jenseitigen Welt wieder zum Atmen zu befähigen. Das erfolgte durch das Mundöffnungsritual, dass in alten Pyramidentexten genau beschrieben wird.
Bei den Hindus wird das Prinzip des lebendigen Atems „Prana“ genannt.

Aus dem Totenbuch des Hunefer - ewigeweisheit.de

Aus dem Totenbuch des Hunefer: Die Mumie des Pharao wird vom Totengott Anubis gehalten und es wird an ihr das Mundöffnungsritual vollzogen (cc).

Ebenen der Wahrnehmung

Alles was unseren Körper umgibt, ist, wie er selbst, aus Materie zusammengesetzt, die entweder als festes, flüssiges oder gasförmiges Aggregat existiert. Unsere fünf Sinne können diese drei Aggregatzustände in der Außenwelt wahrnehmen. Das bedeutet natürlich nicht, dass es nicht auch andere Formen der Existenz gibt. Unsere Augen können alles sehen, was als Licht mit einer Wellenlänge zwischen 380 nm und 750 nm ausgesendet oder reflektiert wird (ein nm, „Nanometer“: ist der millionste Teil eines mm, „Millimeter“). Doch es gibt auch Licht jenseits des sichtbaren Lichtspektrums, wie etwa Ultraviolett und Infrarot. Ebenso verhält es sich mit den Klangfrequenzen. Alles was sich zwichen ca. 20 Hz und 20.000 Hzabspielt, kann das Ohr hören (Hz: „Hertz“ ist die Frequenz, d. h. eine Schwingung pro Sekunde).

Entsprechend könnten wir auch sagen, dass sich jenseits von Licht und Klang, d. h. jenseits elektromagnetischer Energie, noch ganz andere Energien ausbreiten, die weder mit den fünf Sinnen wahrnehmbar, noch messbar sind.
Es gibt aber neben dem Äußeren auch ein inneres Wahrnehmen, das, jenseits der Vorstellungen von Raum und Zeit, sich mit anderen Ebenen verbinden kann. Und in diese Ebenen begibt sich die Seele des Menschen nach dem Tod. So etwa will es das Totenbuch der Ägypter im Westen, wie ebenso das Totenbuch der Tibeter im Osten.

Das Überschreiten der Todesschwelle

Im Sterben erkennt der Mensch ab einem bestimmten Zeitpunkt seinen eigenen Tod. Wie Menschen aus Nahtoderfahrungen berichten, erleben sie den Durchgang durch einen Tunnel, an dessen Ende ein helles Licht zu sehen ist, wo sich anscheinend ein Mensch aufhält.

Wenn ein Mensch nun eines natürlichen Todes stirbt, erlebt er in den letzten Augenblicken, in dem sein Herz noch schlägt, noch einmal sein gesamtes Leben vor seinem inneren Auge ablaufen. In der Gegenwart des Todes bekommt er dann in kleinsten Details gezeigt, was in seinem Leben geschehen ist. Jetzt wird er eins mit seiner Individualität. Es ist der Zeitpunkt, wo der Verstorbene erkennt, dass alle Lebensereignisse miteinander verkettet waren und einen Sinn ergeben. Im Augenblick des Sterbens schaut der Mensch als eine Art Zuschauer in die Arena seines Lebens hinab, die er gerade verlassen hat. Jetzt versteht er wieso all das Leid sein musste und er sieht, wer er in diesem Leben gewesen ist. Der Verstorbene erkennt, dass all die leidvollen und freudvollen Erfahrungen in seinem Leben nur so sein konnten, wie sie eben waren. Alles macht dann Sinn. Der Zustand dieses Erfahrens, ist durch und durch friedlich.

Der Todeskampf

Nach diesem Stadium der großen Einsicht, folgt der Todeskampf. Jetzt beginnen die Wesenheiten der „Anderen Seite“ mit dem Verstorbenen zu kommunizieren und versuchen seine Seele anzusprechen. Nach dem Tod kämpfen seine höheren Eigenschaften damit, sich von den niedrigeren Eigenschaften zu trennen. In dieser Phase des Sterbens werden seine Lebenserfahrungen gewissermaßen destilliert – in feinere und gröbere Anteile. Über diesen Vorgang findet man in den Mahatma-Briefen an A. P. Sinnett, das Bild von der Milch und dem Rahm, die sich im Todeskampf voneinander trennen: So wie der Rahm der auf der Milch schwimmt, versucht das niedere Ego einen „Rahm der Seele“, ihren feineren Teil, anzuziehen. Nur die niedrigeren Anteile dieser feinen Seelensubstanz aber können Teil des Egos werden. Bald danach beginnt sich nämlich der ätherische Körper aufzulösen. Der reinere Teil des Egos, wird jetzt Teil des großen Seelenozeans.

Der niedere Anteil der Seele, gleicht einer Schale, die während des irdischen Lebens das höhere, spirituelle Ego verhüllte. Im sogenannten „zweiten Tod“ trennen sich diese beiden Seelenteile von einander. Der niedere Teil, die Schale, enthält die Erinnerungen des Menschen und bleibt in einem subjektiven Zustand, den die Inder „Kama-Loka“ nennen. Da ist das Gefilde der Begierden. Diese Ebene entspricht in etwa dem, was im Christentum als Fegefeuer bezeichnet wird. Bei den alten Ägyptern nannte man diesen Aufenthaltsort der Seele „die Gerichtskammer“.

Rosa Celeste: Dante und Beatrice betrachten den höchsten Himmel - ewigeweisheit.de

Dante beschreibt in seiner Göttlichen Komödie seine Reise durch Unterwelt und Fegefeuer, bis in die Gefilde der höchsten Himmel, die er mit seiner geliebten Beatrice sehen wird.  Im obigen Bild von Gustave Doré, sieht man wie Dante und Beatrice den höchsten Himmel betrachten.

Im Reich der Devas

Die Begierden versuchen noch für kurze Zeit die reineren Teile der Seele festzuhalten. Da sich der niedrigere Seelenanteil aber allmählich zersetzt, bleibt die Essenz des Selbst erhalten. Dazu passt das Symbol der Perle, dass in der christichen Gnosis in diesem Zusammenhang eine ganz wichtige Rolle spielt, in jenem „Lied von der Perle„.

Bevor diese reinste Essenz der Seele nun wieder inkarniert, begibt sie sich zunächst in die geistige Welt des Devachan. Dies ist ein zusammengesetztes Kunstwort, dass in der Theosophie zur Beschreibung des Mentalplans verwendet wird. Dabei steht Deva für „Gott“ und Chan für das „Gebiet“ bzw. die „Wohnung“ der Devas (Devas: „Gott dienende“ Götter, also Engel). Devachan ist ein Gebiet des Göttlichen, an dem die Selle des Verstorbenen nun weilt und daran Anteil hat.

Devachan gleicht dem, was in der Kabbala als Atziluth bezeichnet wird. Es ist die obere Triade der Sefiroth im Baum des Lebens, die sich aus der Lichtkrone des göttlichen Angesichts (Kether), der Weisheit (Chokmah) und dem Verstand (Binah) zusammensetzt.

Nach dem Todeskampf erfreut sich das höhere Ego an diesem Zustand. Devachan entspricht dem, was im alten Ägypten als das „Gebiet des Osiris“ bezeichnet wurde. Im Islam ist es Jannah – das Paradies, das dem christlichen „Himmel“ entspricht.

Im Allgemeinen ist der Begriff des Himmels definiert als der Wohnort der göttlichen Wesenheiten – also der Engel. Es ist der Aufenthaltsort der Auserwählten und Heiligen.

Devachan ist ein subjektiver Zustand, der sich aus dem zuletzt befundenen Zustand der Seele zusammensetzt. Jeder Mensch erschafft sein eigenes Devachan, was vor allem durch die letzten Momente seines Lebens bestimmt wird.
So wie ein Baby auf die Welt kommt und sich bewusst wird, so bewegt sich das höhere Ego bewusst in die Welt des Devachan. Das Karma was jemand in seinem Leben angesammelt hat, wirkt nun auf dieses höhere Ego im Devachan und setzt den Ausgang seiner neuen Inkarnation in Gang.

Jeder Mensch hat im Feld von Devachan für seine guten und schlechten Taten Rechnung zu tragen – freiwillig bei manchen. Bei anderen unfreiwillig.

 

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