Für den armenisch-griechischen Esoteriker George I. Gurdjieff lebten die meisten Menschen ohne voll entwickeltes Bewusstsein. Einheit in Denken, Fühlen und Körperlichkeit entsteht im Menschen nur, so Gurdjieff, wenn er aus seiner alltäglichen Hypnose erwacht. Was man unter normalem Wachzustand versteht, war für Gurdjieff nur eine andere Form des Schlafs, den die Illusion des Denkens aber für ein Wachsein hält.
Jedem Menschen steht aber zu sein wesentliches Potential voll zu entfalten und dadurch aus seinem allgemeinen Schlafzustand zu erwachen. Hierfür entwickelte Gurdjieff eine Methode, mit dem einfachen Namen „Die Arbeit“, wo das Bewusstsein des Übenden zu voller Entfaltung kommt. Hierzu begibt er sich auf vier Wege: den Weg des Fakir, des Mönchs, des Yogis – die alle samt in den sogenannten „Vierten Weg“ münden.
George I. Gurdjieff kam wahrscheinlich im Jahre 1866 zur Welt, in Alexandropol, im Russischen Kaiserreich. Sein Vater Ioannis Georgiadis war ein wohlhabender Viehhirte griechischer Abstammung, seine Mutter Evdokia, war Armenierin. Schon früh begann der junge Gurdjieff sich zu beschäftigen mit alten spirituellen Traditionen und Fragen über das Wesen menschlichen Bewusstseins. Bestimmt war das auch der Tatsache geschuldet, dass er in einer Region aufwuchs, wo viele verschiedene Ethnien und Konfessionen zusammenlebten. Seine Kindheit verbrachte Gurdjieff in Kars, damals eine von Russen verwaltete Stadt im Transkaukasus – heute eine Provinz der nördlichen Ost-Türkei. Damals lebten dort Armenier, Russen, kaukasische Griechen, Georgier, Türken, Kurden, kaukasische Deutsche und Estonier. Schon früh sprach George Gurdjieff darum Armenisch, Türkisch, Griechisch und Russisch.
Sicher war Gurdjieffs Interesse für Mystik und spirituelle Traditionen auch von seinem Vater beeinflusst, der selbst ein Aschok (türkisch: Aşık) war – ein Barde, Geschichtenerzähler und Volksliedsänger. Ein naher Freund seines Vaters, Pater Borsh, war Dekan der russisch-orthodoxen Kirche. Er sollte Gurdjieffs erster spiritueller Lehrer werden.
Gurdjieff beschäftigte sich intensiv mit wissenschaftlicher Literatur, wurde aber auch Zeuge verschiedener, nicht-erklärbarer Phänomene, als er in Kontakt kam mit anderen Religionen, wie etwa der der Jesiden. Aus seinen Erfahrungen schloss er, dass hinter dem Vorhang moderner Wissenschaft und regulärer Kirchentradition, eine Geheimtradition verborgener Wahrheiten existiert. Danach wollte er forschen – als Sucher der Wahrheit.
Die geheimnisvolle Bruderschaft der Sarmoung
Als junger Mann unternahm Gurdjieff verschiedene Reisen. Da kam er nach Ägypten, in den Iran, nach Zentralasien, Tibet und Indien. Von wem er die dabei erlernten Weisheiten tatsächlich erfuhr, darüber schwieg Gurdjieff. Einzige Quelle in der auch Namen genannt werden, ist Gurdjieffs Buch „Meetings with Remarkable Men“ („Zusammenkünfte mit bemerkenswerten Menschen“), das zuerst 1963 in englischer Übersetzung erschien.
Auch wenn in diesem Buch, Namen genannt werden, kann dennoch nicht sicher gesagt werden, ob die damit erwähnten Personen auch tatsächlich existierten. Wichtigste Legende in diesem Buch ist wohl das Kloster der Sarmoung, nach dem Gurdjieff in Zentralasien suchte und dort auch die Grundlagen für sein zukünftiges Lehrsystem fand.
Laut Gurdjieffs Bericht lebten die Sarmoung als eine Bruderschaft von Eingeweihten, irgendwo an den westlichen Ausläufern des Pamir-Gebirges in einem schwer zugänglichen Tal. Manche sagen die Sarmoung seien christliche, buddhistische und muslimische Mitglieder einer Sekte, die eben unter diesem Namen, einen sehr alten Glauben praktizieren, dessen Ursprünge zurückreichen bis in die Zeit des alten Babylon.
Der Ursprung dieses recht ungewöhnlich klingenden Namens ließe sich möglicherweise so deuten: Sarmoung steht wahrscheinlich für den alt-perischen Namen für die Biene – dem Insekt, dass den sinnbildlichen Honig, als Essenz der „Blüten der Weisheit“ sammelt. Gewiss ist das auch die Symbolik der Bienen auf dem Wappen des Vatikan. Wegen seiner langen Haltbarkeit war Honig aber auch immer ein Symbol für das Bewahren alter Lehren und Traditionen. Diese Essenz der Süße, dafür steht der persische Satz „amal misazad yak za’ati shirin“, was soviel heißt wie „Arbeit erzeugt eine süße Essenz“. Mit dieser Essenz ist natürlich die Baraka gemeint, jene im Islam beschriebene göttliche Segenskraft, die an einen bestimmten Menschen, doch auch an besondere Dinge (Bäume, Steine) oder Orte (etwa Kraftplätze) gebunden ist und von da aus auf einen Menschen übertragen werden kann.
Und dein Herr hat der Biene eingegeben: ‚Baue dir Häuser in den Bergen und in den Bäumen und in den Spalieren, die sie errichten. Dann iss von allen Früchten und folge den Wegen deines Herrn, leicht gemacht.‘
Aus dem Leib der Bienen kommt ein Saft, verschiedenartig in Farben. In ihm liegt Heilkraft für die Menschen.
– Aus der Koran-Sure „Die Biene“ (16:68-69)
So wie eine Biene Honig sammelt, so sammelten und bewahrten die Mitglieder der Sarmoung-Burderschaft Wahrheiten aus ferner Vergangenheit, dem Heil der Menschheit zum Dienste.
Im Umfeld Gurdjieffs ist die Rede von einem alten Text aus dem 13. Jhd. mit dem Titel „Die Bienen“, der lange Zeit in einem nestorianischen Kloster in Zentralasien aufbewahrt wurde. Im Mittelpunkt des Textes steht eine Jahrtausende alte Lehre, die von einer geheimnisvollen Macht kündet, die gar zurück gehen soll, bis in die Zeit des Propheten Zarathustra. Schließlich sollte sich mit dem Auftreten Christi, diese Macht in der Welt manifestieren.
Uralte Weisheit der Sarmoung
1912 traf Gurdjieff auf einer seiner Reisen auf einen Mönch mit dem Namen Telvant. Dazu schrieb er folgendes:
Unser werter Vater Telvant wusste sehr wohl von den Wahrheiten der Sarmoung-Bruderschaft zu berichten. Tatsächlich soll sich Orden der Sarmoung nahe der Stadt Siranousch befunden haben und vor fünfzig Jahren, nicht lange nach der Völkerwanderung, bewegten auch sie (die Bruderschaft) sich und ließen sich später nieder im Tal von Izrumin, einer dreitägigen Reise von Nivssi.
– Aus dem Buch „Meetings with Remarkable Man“
Er und seine Gefährten, so Gurdjieff, waren mehrmals auf ihren Abenteuern auf den Namen dieser mysteriösen Bruderschaft gestoßen. Das Wort „Sarmoung“ bezeichnete laut Gurdjieff eine alte, bereits 2.500 v. Chr. in Mesopotamien gegründete Geheimschule. Manche meinen gar ihre Lehren hätten die Sintflut überlebt, was bedeuten würde, das sie wohl sogar aus der Zeit der Atlantis überliefert wurde.
Wenn die Lehren der Sarmoung tatsächlich so alt sind, handelt es sich in Gurdjieffs Wegbeschreibung, beim Namen Nivssi, möglicherweise um die Ruinen der antiken Stadt Niniveh. Es sollen die Sarmoung in Mesopotamien bis etwa ins 5. oder 6. Jhd. nach Chr. gelebt haben. Was danach mit der Bruderschaft geschah bleibt ungeklärt. Alles was man über Gurdjieff von den Sarmoung erfährt, ist, dass sie über großes Wissen verfügten, worin sie die Schlüssel zu vielen geheimen Mysterien bewahrten.
Bei Vater Telvant fand Gurdjieff ein altes Pergament, worin er wohl zum ersten Mal den Namen Sarmoung las. Das alte Schriftstück enthielt anscheinend auch eine Art Wegbeschreibung zu dem Kloster dieses uralten Geheimbundes. Gurdjieff reiste zuerst nach Ägypten, später aber nach Buchara, der usbekischen Geburtsstadt des Gründers des Sufi-Ordens der Naqshbandi – Baha-ud-Din Naqshband Buchari (1318-1389).
In Buchara traf er auf den Derwisch Bogga Eddin, über den – oder zumindest über dessen Gefolgschaft – er erfuhr, wie man das Sufi-Kloster der Sarmoung in einer zwölftägigen Reise zu Pferd erreichen könne. Nach gefährlicher Reise brachte ihn ein Führer tatsächlich an den Ort des Klosters. Doch Gurdjieff verband man unterwegs die Augen.
Während seines Aufenthalts im Sufi-Kloster der Sarmoung kam Gurdjieff in Kontakt mit antiken Lehren, die weit älter waren, als der islamische Sufismus. Gurdjieff sah Verbindungen in den Lehren und heiligen Praktiken der Sarmoung-Bruderschaft, zu den Weisheiten des antiken Sumer und Ägypten. Laut seinem Reisebericht, soll er in diesem Sufi-Kloster eingeführt worden sein, in besondere Körperhaltungen und Tänze. Was er dort erlernte integrierte er später in die für Gurdjieff typischen, heiligen Tänze – die sogenannten „Movements“.
Es ist, wie gesagt, nicht abschließend geklärt, wer die Sarmoung-Bruderschaft nun wirklich war und ob sie überhaupt existierte – zumindest dann, wenn man sich nur auf die Berichte Gurdjieffs verlässt. Doch auch andere Autoren berichten von dieser mysteriösen, zentralasiatischen Sufi-Gemeinschaft. So lesen wir etwa bei Desmond R. Martin von den Sarmouni (einem anderen Namen für die Sarmoung), die in kleinen Gemeinschaften, an verborgenen Felshängen im Hindukusch (größtenteils afghanisches Gebirge) in ihren Klöstern leben. Dort in der Verborgenheit des Hochgebirges, werden die Anwärter in alten Riten sakralen Dienstes und Selbstdisziplin unterwiesen. Auch Eingeweihte und ältere Mönche pilgern zu diesen Klöstern zu dem sagenhaften Schrein von „Moses dem Geduldigen“, um sich dort zur Ruhe zu setzen.
Manche sagen dass der Name Sarmouni eigentlich ein anderes Wort für eine Grußße von Derwischen sei, die an den Quellen des Amudarja-Flusses lebten, an der heutigen Grenze zwischen Tadjikistan und Afghanistan. Wieder andere meinen, die Sarmouni-Derwische lebten nicht an einem besonderen Ort oder in Klöstern, sondern in kleineren Gemeinschaften, in den Gebirgen Zentralasiens, träfen sich an bestimmten Tagen zu Hause bei privaten Gastgebern, um dort ihre Lehren zu unterrichten und ihre Riten zu praktizieren. Auch der britisch-afghanische Autor Idries Shah, schrieb in seinem Buch „Geschichten der Derwische“ über die Sarmoung. Darin ist die Rede von einem Pir-i-do-Sara, der Ende des 18. Jhd. angeblich der Sarmoung-Bruderschaft angehörte.
Selbst wenn nicht klar ist ob das folgende Gedicht, tatsächlich aus der Feder eines Sarmoung-Derwisches stammt, lassen sich darin trotzdem deutliche Hinweise auf die Lehren Gurdjieffs sehen:
Einer der weiß und nicht weiß, dass er weiß: der schläft.
So werde er eins und ganz.
So werde er erwachen.
Einer der wusste, doch nicht (mehr) weiß: lass ihn erneut den Anfang aller Dinge sehen.
Wer nicht wissen mag, doch aber sagt dass er wissen sollte: ihn führe man in Sicherheit zum Licht.
Einer der nicht weiß und weiß, dass er nicht weiß: Er soll durch sein Wissen wissen.
Einer der nicht weiß, doch glaubt zu wissen: ihn befreie man von seinen Irrungen und seiner Unkenntnis.
Einer der weiß und auch weiß, dass er ist: so einer ist weise. Ihm sollen sie folgen.
Allein seine Anwesenheit, verwandelt sein Gegenüber (d. h. durch seine Baraka).
Gurdjieffs Vorstellung vom Bewusstsein
Wie Anfangs angedeutet, behauptete Gurdjieff, dass fast alle Menschen die Realität nicht wirklich warnähmen, da sie sich in einer Art Hypnose befänden, einem Zustand „wachenden Schlafs“.
Der Mensch lebt sein Leben schlafend und schlafend stirbt er.
Da liegt auf der Hand dass jeder in seinem individuellen Schlafmodus, die Dinge so wahrnimmt, wie es ihm in seinem wachenden Schlafzustand möglich ist. Er sieht die Erscheinungen und Ereignisse in seinem Leben nicht wie sie sind, sondern erfährt sie nur subjektiv. Für Gurdjieff waren diese „Unerwachten“ nur unbewusste Maschinen. Doch er war sich absolut sicher, dass jede Person in ein völlig neues Leben erwachen kann und zu einem vollkommen anderen Menschen werden.
Heute haben viele religiöse und spirituelle Traditionen leider ihre ursprüngliche Verbindung zu dem verloren, was sie einst wirklich waren. Nur das alleinige Zitieren und Rezitieren ihrer sakralen Texte ist nicht zweckmäßig, solange keine Praxis dazu ausgeübt wird. Erst in der wirklichen Praxis, werden Religionen und Spiritualität lebendig, was ja der eigentliche Sinn ihres Ursprungs ist: Religionen wurden gegründet, damit Gläubige ein praktisches Hilfmittel im Leben haben. Die profane Religionslehre aber scheint das, zumindest in den sogenannten „Gottesdiensten“, bei den Gläubigen nicht mehr so recht in Erinnerung rufen zu können.
An diesem Umstand scheint sich seit Jahrhunderten nicht viel geändert zu haben. Und so kam es, meinte Gurdjieff, das die Menschen dabei versagten, den eigentlichen Sinn dieser uralten Wahrheiten zu begreifen.
Jeder dieser Unglücklichen, sollte sich während er existiert, ununterbrochen der Unvermeidbarkeit seines eigenen Todes gewahr sein, als auch über den Tod eines jeden, auf dem seine Augen und seine Aufmerksamkeit ruhen.
Deckblatt eines Prospekts zu Gurdjieffs „Institut für die Harmonische Entwicklung des Menschen“ (Illustration von Alexander de Salzmann).
Arbeit am Selbst
Gurdjieff meinte einmal, dass die meisten Menschen, je älter sie würden, sich mehr und mehr zu Automaten entwickeln – steuerbar durch äußere Einflüsse. Diese Haltung führte vor etwas mehr als 100 Jahren zum Ersten Weltkrieg, der für Gurdjieff alle Anzeichen einer Massenpsychose hatte.
Solch beunruhigenden Bewegungen scheinen auch heute wieder allgegenwärtig zu sein – besonders wenn man sich die Entwicklungen des Transhumanismus anschaut, wo tatsächlich geforscht wird, wie man das Leben eines Menschen unendlich verlängern kann. Doch solch Bestreben ist weit entfernt von dem, was Gurdjieff in seiner Lehre unter einem vollkommen „integrierten“ Menschen verstand. „Integral“ meint hier die Einheit des Bewusstseins, von Körper, Emotionen und Denken, was zu einer Vervollkommnung menschlichen Seins wird – dem, was die Inder den „Arhat“ nennen.
Jemand der sein gesamtes Sein auf diesem Planeten in seinem gegenwärtigen Leben „integrieren“ will, sollte sich zuerst vom alltäglichen, oberflächlichen Leben zurückziehen. Hierzu muss der Schüler, so Gurdjieff, sich auf drei Pfaden bewegen:
- Fakir – die Läuterung der Wahrnehmung durch, unter anderem, wirkliche Existenzkämpfe. Dabei übt der Schüler seinen Körper vollkommen in den Griff zu bekommen. Das erfolgt unter anderem durch Körperübungen, wie etwa die Movements.
- Mönch – auch hier wieder geht es um die Läuterung der Wahrnehmung, durch „bewusstes Leiden“ (was auf keinen Fall gleichbedeutend ist mit Jammern, sondern sogar das Gegenteil davon!) und die Beseitigung lästiger Neigungen. Es ist das was im Westen, insbesondere im Christentum, der Weg des Herzens genannt wird.
- Yogi – dieser dient wie die beiden anderen Wege der Läuterung und Schulung der Wahrnehmung. Dabei versucht der Übende sein Denken und seine geistigen Vorgänge vollständig zu kontrollieren.
Was Gurdjieff nun den „Vierten Weg“ nannte, war nicht etwa eine weitere Ebene der Schulung und Selbstbeherrschung, sondern vielmehr ein Weg, der den Übenden befähigt, an allen drei Ebenen, Körper, Emotionen und Denken, gemeinsam zu arbeiten – und sich nicht nur auf eine Bewusstseinsebene zu beschränken. So kann ein Mensch seine innere Konstitution ausbalancieren.
Im Gegensatz zu anderen spirituellen Traditionen, legte Gurdjieff allerdings größten Wert auf die tatsächliche Arbeit, die für eine Transformation des Selbst notwendig ist. Darum nannte er sein System „The Work“, womit er die „Arbeit am Selbst“ meinte.
Auch wenn Gurdjieff den Begriff des „Vierten Weges“ in seinen Schriften niemals selbst verwendete, wurde er später durch seinen Schüler Pjotr Demjanowitsch Uspenski (1848-1947) zum wichtigsten Begriff für die „Arbeit“. Ouspenskys Schüler veröffentlichten später Texte, in denen der Begriff des „Vierten Weges“ dann aber von zentraler Bedeutung war.
Glaube, Liebe und Hoffnung
Bewusster Glaube ist Freiheit.
Gefühlsbedingter Glaube ist Schwäche.
Mechanischer Glaube ist Dummheit.
Bewusste Liebe, bringt das Selbe an die Oberfläche.
Gefühlsbedingte Liebe, bringt das Gegenteil hervor.
Körperliche Liebe, ist allein abhängig von Typus und Polarität.
Bewusste Hoffnung gibt Unerschütterlichkeit.
Hoffnung voller Zweifel ist Feigheit.
Von Furcht durchsetzte Hoffnung ist Schwäche.
Aus Gurdjiefffs „Beelzebubs Erzählungen für seinen Enkel“
Die Wichtigkeit des Gewissens
Die Lehren Gurdjieffs beschäftigen sich mit der großen Frage, was der Platz der Menschheit im Universum ist. Jeder Mensch trägt in sich, latent, große Möglichkeiten der eigenen Fortentwicklung. Nur aber wenige unter uns wissen ihre Begabungen voll zum Einsatz zu bringen. Höhere Bewusstseinsebenen, die sogenannten „Höheren Körper“ mit eingeschlossen, kann ein jeder erreichen, durch inneres Wachstum. Doch wie bereits erwähnt: eine solche Entwicklung erfordert wirkliche Arbeit am Selbst.
In unserer heutigen, schnelllebigen Zeit, wer kann sich da noch mit „dem Selbst“ intensiv beschäftigen? Ist es mit einem Wochenendworkshop nicht getan oder mit einer einjährigen Psychotherapie? Wohl eher ist es die tägliche Arbeit am Selbst.
Gurdjieff ging es vor allem auch um die universale Anwendbarkeit seiner Lehre. Dem Begriff „Moral“ traute er nicht recht, ist das doch immer etwas, was sehr stark von einer Kultur abhängt. So finden sich in vielen moralischen Dogmen auch Unmengen an Widersprüchen. Darum betonte er in seinen Lehren vor allem die Wichtigkeit der Entwicklung eines „wahren Gewissens“.
Viele Menschen, darunter auch Prominente Persönlichkeiten, sollten im System des Vierten Weges ein sehr hilfreiches Mittel zur Entwicklung eines höheren Bewusstseins finden. Hierzu verwandte Gurdjieff verschiedene Methoden und Materialien – darunter: informelle Treffen, Musik, Heilige Tänze (seine „Movements“), Malerei, Schreiben, Vorlesungen und auf den Einzelnen beschränkte Praxis – die zum Beispiel auch durch harte körperliche Arbeit ausgeführt wurde.
Zweck dieser Arbeit war die tief-sitzenden und festgefahrenen Verhaltensmuster einer Person zu untergraben und so bestimmte Denkweisen zu lösen, wobei der „Betroffene“ besondere Einsichten gewann – gewissermaßen also eine Einweihung in die Mysterien des Lebens erhielt.
Gurdjieff war sich aber sehr wohl bewusst, dass sein System persönlichen Wachstums, sich nicht zwingend für jedermann eignete. Doch er war stets darauf bedacht, es eben zu verbessern.
2 Kommentare
Dankeschön
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