Für die alten Ägypter war alles Leben im Land von Khemet heilig (Khemet ist der alt-ägyptische Name Ägyptens: schwarzes Land). Zusammengezählt verehrte man im alten Ägypten weit mehr als tausend Götter. Der griechische Reisende Herodot berichtete über die Ägypter, als höchst gottesfürchtiges Volk. Man schien tatsächlich den verschiedensten Objekten eine besondere Ehrfurcht zu erbringen.
So kam es, dass es verschiedene Stadtgottheiten gab, die sich aber von Dorf zu Dorf wieder änderten. Es bestand also eine höchst respektvolle Gottesnähe, die man in allen wichtigen Dingen und Wesen zu verehren schien.
Die alt-ägyptische Religion hatte wie auch jüngere Religionen, eine kultische, kosmische und eine mythische Dimension. Das heißt, dass alle Handlungen des Ägypters immer auch in Bezug zu den kosmischen Gegebenheiten stand, von denen er aus den Mythen seiner Ahnen wusste. Besonders der Kult um Osiris, Isis und Horus, spielte später eine ganz zentrale Rolle.
Die Ägypter pflegten einen ausgeprägten Sternenkult, der eng verbunden war mit dem landwirtschaftlichen Zyklus. Der heliakische Aufgang (kurz vor Sonnenaufgang) des magischen Sternes Sirius, kündigte die Nilschwemme an, worauf der Fluss das Land mit fruchtbarem Erdschlamm (Khem) überflutete. So war der Agrarzyklus gesichert und das ägyptische Volk hatte zu essen.
Tempel der Götter
In ganz Ägypten erbauten die Pharaonen ihren Göttern große Tempel. In diesen monumentalen Bauwerken wollte man den Göttern eine Wohnstatt auf Erden errichten. Ganz sicher waren die ägyptischen Tempel später das, was die Synagogen der Juden wurden, die Kirchen der Christen und die Moscheen der Muslime. Aus der Gegenwart der Götter auf Erden, erhoffte man sich, sie günstig zu stimmen, damit sie das Volk mit reichen Ernten und günstigen klimatischen Bedingungen beschenken.
Im Zentrum des Tempels stellte man Götterbilder auf. Und jeder Tempel hatte seinen besonderen Hauptgott. Zu diesem Bereich, dem Allerheiligsten, hatte nur der höchstrangige Priester Zutritt. Gewiss erinnert das an die Religion der Juden, wo es ja auch nur dem Kohen (Hohepriester) gestattet ist, das Allerheiligste zu betreten. Der Unterschied besteht zu den jüngeren westlichen Kulturen jedoch darin, dass man später eben nicht mehr Götterbilder verehrte, sondern die Aussagen der Texte der heiligen Bücher, die dort im Allerheiligsten aufbewahrt sind.
Bei all dem sakralen Überfluss an Göttern und Göttinnen, gab es jedoch einige markante Hauptgottheiten im alten Ägypten. Die wir im Folgenden besprechen wollen.
Erst in der Regierungszeit des Pharao Echnaton (um 1335 v. Chr.), verschmolzen alle Gottheiten in einem einzigen Gott: der Sonnenscheibe Aton. Somit gilt Echnaton als Urvater des Monotheismus.