Zur Archaik der irdischen Kräfte

So wie die Mutter in der Welt ihre Rolle erfüllt, so entspricht ihr die Muttergottheit allen Lebens unter, in und auf der Erde. Solch mütterliche Erde verehrten die Alten Römer in der Göttin “Tellus”, als jene Erdmutter die bei den Griechen die große Gaia repräsentierte.

Man verehrte die Erde als Muttergöttin, als “Tellus Mater”. Das war der Planet Erde an sich, doch eben auch das Erdreich, der Erdboden des Waldes und der Äcker, die man auch in Form einer weiteren wichtigen römischen Gottheit verehrte: Ceres – Göttin der fruchtbaren Äcker. Sie nannten die Griechen Demeter, die im europäischen Altertum von zentraler Bedeutung war für die Einweihungs-Riten der Heiligen Mysterien (wie man sie etwa im griechischen Eleusis oder Samothrake beging). Denn aus Erde dachte man sich den Menschen geschaffen, der daraus zur Welt kommt, darauf stirbt, um darin zu vergehen, aber dereinst wieder daraus auferstehen wird. Eine Vorstellung die also gewisse Ähnlichkeit aufweist mit dem biblischen “Adam”, dessen hebräischer Name seinerseits verwandt ist mit dem hebräischen Wort für die Erde: “Adama”.

Das hier Besagte, das Irdische und alles, was dem Erdreich angehört und was daraus als Kraft ausstrahlt oder sich auswirkt, das nannten die Römer “tellurisch”. Nicht aber nur von dem, was sich aus den Wirksamkeiten des Stoffes Erde beschreiben ließe, sondern auch das was sich auf das Menschliche Sein auswirkt, wie etwa die Bewegung der Erde im Kosmos und die sich daraus ergebenden klimatischen Energien wie etwa in den vier Jahreszeiten, die sich wegen der Neigung der Polachse der Erde ergeben, so das die kosmische Orientierung zum nördlichen Himmelspol hin für den alt-paganen Ritus von großer Bedeutung war.

Ein Wissen über die magnetischen Felder der Erde könnte in diesem Zusammenhang bereits eine Rolle gespielt haben, zumal sich hieraus ja eine Beziehung zwischen dem magnetischen Metall Eisen darstellen ließe, dass unserem Blut seine rote Farbe und Funktionskraft verleiht.

Rote Erde - ewigeweisheit.deErdstrahlung

Das Wissen um die Bewegungen der Plattentektonik war im Alten Rom Teil der besagten Wirkungen der tellurischen Kräfte einer irdischen Muttergöttin. Aus diesem Grund wandte man sich bei einem Erdbeben in rituellen Anrufungen an die Erdgöttin Tellus. Damals aber glaubte man auch, dass die unterschiedlichen Erwärmungen des Landes und der Gewässer (Flüsse, Seen, Meere) besondere Kraftfelder formten, von denen intensive, ja man könnte sagen “Erdstrahlungen” ausgehen.

Auch hier wieder ließe sich eine Parallele zum Blut im Körper ziehen, wo die Flusskraft des Blutes, die unser Herz als Elektromagnetismus ausstrahlt (als infrarotes Licht), ja etwa tausend Mal stärker ist, als die was unser Gehirn an Energie aussendet und damit also weniger das übliche Denken von Belang ist, als vielmehr ein bewusstes, “tellurisches Aussenden” des Herzens.

Radiästhesie

Der Magnetismus der Erde nun löst in einer Art Wechselspiel mit dem Mond in den wässrigen Substanzen und der Feuchtigkeit des Irdischen, energetische Wirkungen aus. Pendel und Wünschelrouten vermögen die geschilderten Effekte dieser Erdenergien genauer zu bestimmen. Menschen die hierfür eine besondere Begabung haben und solche Erdkräfte durch das eben besagte Instrumentarium aufspüren können nennt man Radiästheten (vom griechischen Namen für die Strahlenfühligkeit, “Radiästhesie”).

Ein Radiästhet kann durch zum Beispiel ein Pendel unwillkürliche Muskelbewegungen erspüren. womit er irdische Kräfte sich mittelbar anzeigen lässt. Die so an bestimmten geografischen Punkten empfundenen und damit erkannten tellurischen Energien, können sich auf verschiedene pflanzliche und tierische Organismen (animalischer Magnetismus) sowie auf den Menschen übertragen. Beim Menschen, so die Radiästheten, können durch diese Strahlungen bestimmte Krankheitsbilder hervorrufen werden, wie etwa beim Schlafen auf einer Wasserader.

Erdstrahlen werden aber auch als Ursache zahlreicher anderer Beschwerden und Krankheiten genannt (wie etwa in dem 1932 erschienenen Buch “Erdstrahlen als Krankheitserreger” von Gustav Freiherr von Pohl). Aber auch Irregulärer Pflanzenwuchs wird in der Radiästhesie ebenfalls mit den irdischen Kräften in Verbindung gebracht.

Es ist darum wohl auch kein Zufall, dass man die Energien solcher tellurischer Felder im Altertum mit den Wirkungen dämonischer Kräfte in Zusammenhang brachte. Im Gegensatz zu sogenannten “siderischen Wirkungen” der solar beeinflussten Bewegungen der Planeten am Himmel, sah man die tellurischen Kräfte im Zusammenhang mit den lunaren Mächten (die ja auf den gesamten unterirdischen Wasserkreislauf sowie auf die Gezeiten einen tatsächlichen Einfluss ausüben).

Über die irdischen Energien, das Sterben und die neue Lebenskraft

Das, was die Alten Griechen in den Großen Mysterien begangen, erfolgte entsprechend im Sinne eines lunar-tellurischen Ritus der eng verknüpft war mit Sterben, Tod und der Auflösung des Verstorbenen (und damit der Rückkehr seiner Überreste ins Erdreich). Aber das Thema der Wiedergeburt verwies in den Kleinen Mysterien entsprechend auf einen dionysisch-olympischen Frühlingskult: der Wiedergeburt des Sonnenlichts und damit der Wiederkehr des lebendigen Treibens in der Natur (wo ja der Sohn des Himmelsgottes Zeus, der Weingott Dionysos, als der “Zweimalgeborene” aus dessen, auf der Erde stehenden Oberschenkel erneut zur Welt kam).

Dionysos - ewigeweisheit.de
Dionysos: Gott der Fruchtbarkeit und des Weines

Aus diesem Grund auch bestand bei den Mysterien-Einweihungen in die Prinzipien von Geburt, Leben und Sterben immer ein enger Zusammenhang mit der weiblich-tellurischen Symbolik der göttlichen Mutter, wo ja auch das Christentum nicht zufällig das Osterdatum jedes Jahr auf den sogenannten “Frühlingspunkt” hin datumsmäßig abgleicht, worin ja die Brot- und Wein-Symbolik auftaucht. Und wenn man etwa so Vergleiche anstellt, hier einmal die Getreidegöttin Demeter und den von ihrer Tochter Persephoné und Hades (“Unterirdischer Zeus”) gezeugten Weingott Dionysos gegenüberzustellen, scheint es da eben um den fließenden Zyklus zwischen Himmel und der Erdenwelt zu gehen, dem man häufig im Bild der Schlange begegnet (in die sich der himmlische Zeus verwandelt um die Persephoné zu begatten).

Als man der Rechten den Vorrang wies

So scheinen Muttergottheit und Sonnengottheit zwei Prinzipien eines einzigen Sinngehalts zu befördern, der auch beim Letzten Abendmahl zum Ausdruck kam, noch bevor der Christus gekreuzigt starb (so wie die tellurische “Eherne Schlange” die Moses im Sinai kreuzigte), um alsdann wiederaufzuerstehen.

Das Wesentliche bei all dem Besagten aber bleibt das Element der Verkörperung. Und das ist im symbolischen wie auch im tatsächlichen Sinne das Element der Göttin Tellus: Erde.

Da sich aber eben lunare und solare Kräfte in diesem Gefüge eines natürlichen Kreislaufs in den Riten über die vergangenen Jahrtausende hinweg immer mehr vermischten, entstand daraus auch das, was heute als das Sonnenjahr unseren westlichen Kalendern zu Grunde liegt, worin das Lunare des Mondes sich sozusagen in das Wort “Monat” verwandelte. Das war die Ablösung des Matriarchats und der Beginn des Patriarchats, wo die “Rechte” der “Linken” den Vorrang nahm und wo die tellurischen Elemente eines schamanischen oder volkstümlichen Kultes um die Seele eines irdischen Daimon verdrängt wurden und man die alten von den lunarisch-tellurisch geprägten Riten auf einmal als Magie abtat.

 

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