Sure Al-Fatiha im Koran

Die Eröffnende Sure des Heiligen Koran

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten (1)
Dem Allerbarmer, dem Barmherzigen (2),
Dem König am Tage des Gerichts. (3)
Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. (4)
Führe uns den geraden Weg (5),
Den Weg derjenigen, denen Du Deine Gunst erwiesen hast, (6)
Nicht derjenigen, die Deinen Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden! (7)

Amen

بِسْمِ اللهِ الرَّحْمنِ الرَّحِيمِِ

(الْحَمْدُ للّهِ رَبِّ الْعَالَمِينَ (١
(الرَّحْمـنِ الرَّحِيمِ (٢
(مَالِكِ يَوْمِ الدِّينِ (٣
(إِيَّاكَ نَعْبُدُ وإِيَّاكَ نَسْتَعِينُ (٤
(اهدِنَــــا الصِّرَاطَ المُستَقِيمَ (٥
(صِرَاطَ الَّذِينَ أَنعَمتَ عَلَيهِمْ  (٦
غَيرِ المَغضُوبِ عَلَيهِمْ وَلاَ الضَّالِّينَ (٧)‏

آمين‎

Bismi-llahi-r-rahmani-r-rahim

Al-hamdu li-llahi rabbi-l-‚alamin (1)
Ar-rahmani-r-rahim (2)
Maliki yaumi-d-din (3)
Iy-yaka na’budu wa iy-yaka nasta’in (4)
Ihdina-s-sirat  al-mustaqim (5)
Sirata-lladhina an’amta ‚alaihim (6)
Ghayri-l-maghdubi ‚alaihimwa-la-d-dalin. (7)

Amin

Bedeutungen der Al-Fatiha

Man nennt die erste Sure Al-Fatiha auch den „Anfang einer Sache“, etwas mit dem begonnen wird. Es heißt, der Prophet Mohammed (as) erhielt die Offenbarung dieser ersten Sure des Koran, vor der Hidschra – seiner Flucht aus Mekka nach Medina. Damit gilt sie manchen als mekkanische Sure (wie etwa dem Cousin des Propheten und einem der ältesten Koran-Exegeten: Abd Allah ibn Abbas), während sie andere als medinische Sure ansehen. Wieder andere verbinden beide Formen und sagen, sie sei Mohammed (as) sowohl in Mekka als auch in Medina offenbart worden.

Diese Sure Al-Fatiha aber gilt manchen als die erste Sure, die Mohammed (as) in einem Mal offenbart wurde. Auch wird sie auf arabisch genannt „Fatihat-ul-Kitab“, „die Eröffnende des Buches“, das heißt also, die den Koran eröffnende (arab. Fatihat-ul-Quran) Sure, als quasi Einleitung oder Vorwort zum heiligen Buch. Man nennt sie auch die „Umm-ul-Kitab“, die Mutter des Buches oder „Umm-al-Koran“, die Mutter des Koran, folgen aus ihrer Eröffnung ja alle weiteren Suren. Sie steht jedoch auch für die Fähigkeit, den Glauben eines Menschen zu öffnen. Denn sie vermag dem Sucher die Schlüssel zum Wissensschatz dieser heiligen Schrift zu überlassen.

Die Sure Al-Fatiha ist auch der Anfang der täglichen fünf Pflichtgebete. Vor jeder Verbeugung und Niederwerfung (Raka) wird zu Anfangs die Al-Fatiha rezitiert. Alle anderen Gebets-Suren folgen ihr. Ihre Verse (Ayat) bilden Chiffren zur Eröffnung des Korans, des Gebets und damit, wie Muslime glauben, zum Guten an sich. Manche nennen die Al-Fatiha daher auch den „Diamant-Schlüssel“, der die Tore zu den lichterfüllten Vorhöfen des Thrones Gottes eröffnet (entsprechend der sogenannten Merkaba der jüdischen Mystik). Mit dem Rezitieren der geheimnisvollen Verse der Al-Fatiha, soll alle Finsternis weichen und das Leben des Gläubigen mit dem Licht Allahs ausgeleuchtet werden.

Und es gibt noch einen weiteren Namen dieser Sure: Al-Kafiyya, „die genug Ausreichende“, werden ihren Versen doch wichtige Antworten auf die Fragen der Menschheit zugeschrieben, wie etwa Dank, Schutz, Gerechtigkeit, Allmacht, spirituelles Königtum, Dienerschaft, Endzeit, Anfang, Hilfe, Rechtleitung, Irren, Wohlwollen, Zorn.

Al-Fatiha bildet das Fundament, „Al-Asas“, des gesamten Buches, bezug nehmend auf ihre Funktion als Grundlage zum Verständnis des Koran überhaupt. Manche sehen in der Al-Fatiha darum eine Art Synthese des Koran, da sie alle metaphysischen und eschatologischen Wahrheiten (Wissen über den Jüngsten Tag) umfasst. Sie hilft dem Gläubigen als Richtschnur und ruft in sein Bewusstsein all das, was für seine Lebensrealität von Bedeutung ist.

In seinen täglichen fünf Gebeten, spricht der gläubige Muslim die Al-Fatiha 17-mal. Als erste Sure eröffnet sie dabei nicht nur den gesamten Text des Heiligen Koran, sondern wird auch am Anfang des rituellen Gebets (As-Salat), vor jeder Niederwerfung rezitiert, wäre es doch ohne die Rezitation der Al-Fatiha ungültig. Darauf verweist ein wichtiger Hadith (Ausspruch des Propheten Mohammed):

Der Prophet Allahs sprach, „Wer immer sein Gebet verrichtet ohne die Sure Al-Fatiha zu rezitieren, dessen Gebet ist gegenstandslos.“

– Sahih al-Bukhari 756:10:150

Damit also ist die Al-Fatiha das zentrale Element jeden Gebets und ist von wichtigster Bedeutung im islamischen Gebet überhaupt. Sie wird aber auch zu vielen anderen Anlässen rezitiert, um etwa am Ende eines Bittgebets (Dua), dieses mit dem Segen Allahs zu versiegeln.

Herkunft des Namens Al-Fatiha und ihre Bedeutung für Koran und Gläubige

Das Wort الفاتحة Al-Fatiha hat seine Wurzel im arabischen فتح Fatah, das sowohl bedeutet etwas zu eröffnen, zu öffnen oder aber zu enthüllen und dabei zu erklären. Auch die Schlüssel die das Schloss eines Schatzes verschließen, nennt man Fatah. Hiermit ließe sich daher noch einmal unterstreichen, dass diese Sure gewiss als Zusammenfassung des gesamten Korans interpretiert werden könnte, da all die mit dem Wort Fatah zusammenhängenden Bedeutungen, das Wesen des Heiligen Buches umreißen. Aus diesem Grund wird die Sure Al-Fatiha auch gerne vor oder nach anderen, besonderen Koranversen (Ayat) rezitiert.

Al-Fatiha besteht aus sieben Versen (Ayat), 25 Wörtern und 113 arabischen Buchstaben (siehe oben). Diese sieben Verse sind ein Gebet, um von Allah Rechtleitung, Ordnung und Gnade zu erbitten.

Ein universales Gebet

Die Al-Fatiha teilt sich in zwei Hälften, die jeweils das Menschliche und Göttliche ansprichen. Sie wird als solche sowohl in alltäglichen Situationen, als auch zu verschiedensten besonderen Anlässen gebetet. Dazu gehören auch Geburten, Eheschließungen oder Todesfälle, wo man die Al-Fatiha zu Ehren der gemeinten Menschen rezitiert. Auch auf Grabsteinen findet man Hinweise auf diese Sure verzeichnet, versehen mit der Inschrift „Ruhuna fatiha“, die einen Besucher bitten, die Al-Fatiha im Namen der Seele (Ruh) des Verstorbenen zu rezitieren.

Ihre Verse geben außerdem die wichtigsten Bereiche islamischer Dogmatik wieder und sind damit eine praktische Einführung in den koranischen Text. Die Verse der Al-Fatiha weisen hin auf:

  • den Lobpreis Allahs (Vers 2),
  • Allahs Barmherzigkeit (Verse 1 und 3) und
  • ist ein Hinweis auf das Kommen des jüngsten Tages (Vers 4).

Im Abendland empfand man die Al-Fatiha immer als besonders „christlich“. Darum wurde sie des Öfteren auch als islamisches Äquivalent zum Vaterunser gewertet. In einem der Hadithe (Spruchsammlung des Propheten Mohammed) heißt es, dass wer die Al-Fatiha liest, es so sei, als hätte er zwei Drittel des gesamten Korans gelesen.

Nach der Ausrichtung nach Mekka (der Qibla) spricht der Betende:

Allahu akbar – Gott ist (unvergleichlich) groß.

Dann beginnt er im Stehen die Rezitation der Fatiha in arabischer Sprache. Er äußert damit ein Gotteslob und drückt danach aus, dass allein bei Allah die Zuflucht eines Menschen zu finden sei.

Es heißt nun, dass diese Sure von einem der Gefährten des Propheten Mohammed (as) in dessen Gegenwart rezitiert wurde und dieser darauf zu ihm sprach:

Durch Ihn, in dessen Hand meine Seele ist, war eine ähnliche Offenbarung wie diese, weder in der Tora, noch im Evangelium, noch in den Psalmen oder noch sogar selbst im Koran mit inbegriffen.‘

Al-Fatiha steht damit für sich und ganz unabhängig von allen heiligen Schriften, die im Islam von Bedeutung sind (wie eben jene hier angeführten, vier heiligen Bücher).

Die Al-Fatiha als Heilmittel

Diese Sure gilt als Heilmittel gegen körperliche und auch geistige Beschwerden. Al-Fatiha nennt man daher auch die „Asch-Schifa’a“, wörtlich „die Heilung“ oder „Ar-Ruqya“, das Heilmittel. Es heißt der Prophet Mohammed (as) sagte über ihre Verse:

Die Eröffnung des Buches (Koran) ist ein Heilmittel gegen alle Gifte.

Eine alte Überlieferung aus den Hadithen des Al-Bayan berichtet, wie einer der Gefährten des Propheten Mohammed (as) einen Kranken, der an einem Schlangenbiss litt, durch die Rezitation der Sure A-Fatiha heilte.

Es ist die Al-Fatiha, die die Beziehung zwischen Allah und den Menschen lehrt. In ihr werden Eigenschaften dieser Beziehung dargelegt und durch das Aussprechen dieser Sure, und der damit einhergehenden Klärung dieses Verhältnisses, soll im Menschen eine heilsame Wirkung ausgelöst werden.

Ein anderer Hadith erzählt die Geschichte eines Gefährten des Propheten Mohammed (as). Er nämlich rezitierte die Sure Al-Fatiha, um damit ein Stammesoberhaupt zu heilen, den der Stich eines Skorpions vergiftete:

Während wir uns auf einer unserer Reisen befanden, ließen wir uns nieder, als uns ein Mädchen begegnete und zu uns sprach: Unser Oberhaupt wurde von einem giftigen Skorpion gestochen und keiner unserer Männer ist hier ihn zu heilen. Könnte ihr ihm wohl helfen? Einer von uns ging also mit ihr zu ihm. Doch keiner von uns wusste, ob er wisse, wie man so eine Vergiftung heile. Er aber rezitierte etwas und der Kranke wurde auf wundersame Weise geheilt. Zum Dank gab er uns dreißig Schafe und Milch. Als er wieder in unserer Mitte stand, fragten wir ihn: Fandest du eine geheime Formel, die du zu ihm sprachst, so dass er so schnell geheilt werden konnte? Darauf gab er zur Antwort: Nein. Alles womit ich ihn behandelte, war die Rezitation der Mutter des Buches (Umm-Al-Kitab, also Al-Fatiha). Darauf sprachen wir: bitte erzähle niemandem davon, bis wir zurückkehren und den Propheten fragen können. So erreichten wir also wieder Medina und erzählten von dem Wunder dem Propheten, auch um zu erfahren, ob das großzügige Geschenk des Oberhaupts an uns (die dreißig Schafe) recht- oder unrechtmäßig war. Doch der Prophet sprach: Woher wusste er, dass er sie (die Sure Al-Fatiha) als Heilmittel verwendet werden kann? Verteilt den Lohn den er euch überließ unter euch und überlasst auch mir etwas davon.

- Muhammad Al-Bukhari, Sahih Al-Bukhari

Es soll auch auf einen weiteren Ausspruch des Propheten Mohammed (as) hingewiesen werden, der einmal seinen Gefährten Jabir ibn Abd Allah fragte:

‚Soll ich dir eine Sure beibringen, die im gesamten Koran keiner anderen gleicht?‘, worauf dieser antwortete: ‚Ja, und mögen meine Eltern Lösegeld für dich sein, o Prophet Allahs.‘ Also lehrte ihn Mohammed die Sure Al-Fatiha. Dann fragte Mohammed (as): ‚Jabir, soll ich dir etwas über diese Sure erzählen?‘ Jabir antwortete: ‚Ja, und mögen meine Eltern Lösegeld für dich sein, Gesandter Allahs.‘ Darauf sprach Mohammed (as): ‚Sie ist ein Heilmittel für jede Krankheit außer dem Tod.‘

Imam Dschafar Ibn Muhammad Al-Sadiq, der sechste der Zwölf Imame sagte einmal, das man den Schmerz einer Person heilen könne, wenn man diese Sure 70-mal an eben jenem schmerzenden Teil des Körpers rezitiere. Es heißt sogar, dass die Kraft dieser Sure so groß sei, dass wenn einer sie entsprechend oft über einen toten Körper rezitiere, sich dieser Körper auf übernatürliche Weise in Bewegung setzte.

Die Eröffnende und die Beschließende

Wie wir sehen konnten, genießt die Al-Fatiha den wichtigsten Stellenwert im Glauben der Muslime. In all ihren Bestandteilen ist sie eine wunderbare Einführung in den koranischen Text. Im Pflichtgebet rezitiert, ist sie als solche auch eine Aufforderung ihre Verse tiefgründig ‎wahrzunehmen, zumal sie dem Gläubigen in seinem Leben eine deutliche Richtung weisen soll, die ihn in seinem Leben zu Wohlergehen führt. Als solche Sure sollen sich dem Betenden dabei große Ideale des Menschseins offenbaren, als Manifeste der Gerechtigkeit und Großzügigkeit Allahs.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Auch interessant