Auch die Kelten hatten ihre Magier. Was diese in solch Dienst vollbrachten, war immer die Sache der Druiden. Im heiligen Buch Mabinogion liest man, dass die eigentlichen Ursprünge des Druidentums in ferner Vergangenheit liegen, wo einst das sagenhafte Volk der Tuatha Dé Danann in Erscheinung trat – die mythischen Nachfahren der keltischen Göttin Danu.
Anfänglich war bei den Kelten das hohe Handwerk der Magie eine Sache der Frauen. Lange bevor Männer die hohe Priesterschaft ihres Stammes vertraten, übte man diese spirituelle Disziplin nur im Schutzkreis der Druidinnen aus. Im Laufe der Entwicklung der ersten Hochzivilisationen aber, übernahmen das Wissen der Druidinnen ihre männlichen Anhänger.
Nachdem das Druidentum im Laufe des 3. nachchristlichen Jahrhunderts verschwand, hätte man vielleicht den Eindruck bekommen, dass das alte Wissen in Kreisen germanischer Magierinnen fortgesetzt wurde, während das allgemeine Priestertum begann zu christianisieren. Vielleicht geschah das einfach nur, um den alten Naturglauben der Kelten auch für die Zukunft zu bewahren. Und daran scheint sich bis heute nichts geändert zu haben.
Vieles was durch die alten Druiden zu uns kam, übernahmen nach ihnen christliche Heilige und auch der Klerus. Die Kunst der Druiden schien insbesondere in Irland und den Britischen Inseln eine wesentliche Rolle zu spielen, was anscheinend dereinst in das dort so eigentümliche Christentum einfloss.
Wer einmal die kleine Stadt Glastonbury im süd-englischen Somerset besuchte, war dort vielleicht solch Zauberinnen begegnet, in weißem Umhang und goldenen Ringen. Man könnte dort tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass manchen auch heute noch magische Zaubersprüche und Amulette helfen, natürliche Prozesse durch Zauberei zu beschleunigen. Sogar die eigene Erscheinung von jetzt auf nachher zu verändern oder sich unsichtbar zu machen, sei es auch nur anscheinend, sind Fähigkeiten über die die Eingeweihten des wahren Druidentums verfügten und damit also etwas, womit auch heute noch die eine oder der andere Neo-Druide begabt ist.
Knüppel, Schwerter, Kessel, Felsen
In alter Zeit fürchtete man noch die Macht der keltischen Priester. Bei der Verehrung der Göttinnen ließ man darum stets den Vortritt den Druiden, denn die Leute des gemeinen Volkes hatten Angst, dass sie ein schlimmer Fluch heimsuchen könnte.
Jedem keltischen Klan stand ein Druide vor. Der begleitete auch seine Könige aufs Schlachtfeld, um ihn dort als Heeresführer, in seiner Kampfesmacht zu unterstützen. Der Druide las in den Sternen, wie der Gegner taktieren werde, was natürlich für den Sieg des Feldherrn von immenser Bedeutung gewesen sein soll. Der römische Naturphilosoph Plinius (23-29 n. Chr.) setze das Wort »Druide« deshalb gleich mit »Magier« oder »Wahrsager«, einem, der über die selben Mächte verfügte wie man es schon aus dem Alten Ägypten kannte. Dort nämlich vertrat diese Rolle der Magier und Hohepriester des Gottes Thoth.
Magische Künste der Tuatha Dé Danann
Im Morgennebel landete einst das sagenumwobene Volk der Tuatha Dé Danann an den Ufern Irlands. Da nahmen sie das alte Land von Éire ein: Irland. So zumindest will es der folkloristische Text »Lebor Gabála Érenn« aus dem 11. Jahrhundert (deutsch: »Das Buch der Landnahmen Irlands«). Vor etwa 12.000 Jahren soll sich das ereignet haben, so zumindest wollen es die alten Legenden der Iren (beschrieben in Geoffrey Keatings »Forus Feasa ar Erinn«, zu deutsch: »Wissensgrundlage über Irland«). In noch fernerer Vergangenheit sollen die Tuatha Dé Danann einst magische Künste erlernt haben, weshalb sie jüngere Sagen und Märchen auch als die Druiden-Zauberer der Danu bezeichnen. Wenn es um den Ursprung der magischen Künste geht, fällt darum sehr wahrscheinlich auch der Name Irland.
Druiden vermochten die Stille plötzlich mit Kriegsgetöse zu durchbrechen oder ließen aus dem Nichts heraus schauerliche Schreie von Hundertschaften erschallen. Es heißt, dass einst die Töchter des irischen Druiden Calatin auf der Suche waren, nach dem Helden Cúchulainn vom Roten Zweig (so erzählt es der alt-irische Ulster-Zyklus). Mit ihren Gesängen erhoben sie sich über die Lüfte, um nach ihm zu suchen. Zwar verbarg ihn der Druide Cathbad, doch sie fanden den Krieger dennoch. Sie erzeugten durch Zauberei einen Nebel, in den sie Cúchulainn hüllten und daraufhin schlugen. Auch der alten Priesterin Sena, so die Sagen des Ulster-Zyklus, wird nachgesagt, sie hätte Macht über die Winde und könnte durch ihre Magie die Wellen im Meer aufbrausen lassen.
Die Magie der Druiden soll grundsätzlich auf der Manipulation der vier Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde basiert haben. Dafür stand je ein Symbol, das gewiss auch an die Symbolik der kleinen Arkana im Tarot erinnert: Knüppel (manchmal auch Pfeile), Schwerter, Kessel und Felsen. Wie sie bei diesen magisch-alchemistischen Handlungen verfuhren, damit halten sich die überlieferten Sagen jedoch bedeckt. Wegen der Magie des Druidenkönigs Cormac mac Airt sollen einst alle Gewässer Irlands versiegt sein (Luft). Doch da trat ein anderer Druide auf, dessen abgeschossener Pfeil (Feuer) an einer Stelle niederging, wo ein Fels (Erde) aufbrach, aus dem plötzlich das Wasser einer Quelle hervorsprudelte.
Solch Quellen, aber auch Brunnen spielten in den Sagen um Druiden und Druidinnen immer eine wichtige Rolle. Da wäre zum Beispiel der Heilbrunnen Chalice Well zu nennen, der sich in einem kleinen Park in Glastonbury befindet. Viele englische Sagen berufen sich auf diesen Ort, wie etwa die Fabeln um König Artus, den Zauberer Merlin, das heilige Wunderschwert Excalibur oder die Magierin Morgana. Es sollen aber auch die Blutstropfen Christi, als leuchtende Spuren in einem Kelch geschimmert haben, nachdem man hier in Glastonbury immer wieder suchte.
Die keltische Sagenwelt geht manchmal also über in die Legenden der Christenheit. Auf sie trifft man häufig in jenen Ländern, wo einst auch Kelten lebten. So etwa im französischen Lourdes, wo auch die Heilige Bernadette Soubirous (1844-1879) eine Quelle freilegte. Dorthin pilgern jährlich tausende Hilfesuchende, in der Hoffnung auf Heilung.
Die Bäume von Brocéliande
In der Bretagne, im Nordwesten Frankreichs, befand sich einst ein sagenhafter Wald, den man »Brocéliande« nannte. Hier wurde der berühmte Druide Merlin verzaubert von der schönen Nimue, der Königin des Wassers. Sie entlockte ihm seine Zaubermacht und bannte ihn damit in eine große Weißdorn-Hecke, deren Laub und Äste sich um ihn schlangen und Nimue ihn so gefangen nahm.
Weißdorn taucht im Sagenkreis der alten Kelten an vielen Stellen auf, als ein Gewächs von magischer Kraft.
Im Wald von Brocéliande befindet sich auch eine Quelle: Barenton. Wer ihr Wasser in einem Kelch auffängt und danach über den Felsen an der Quelle gießt, soll damit Regen machen können. Bis heute anscheinend sollen Menschen in Jahren großer Trockenheit an diesen Ort pilgern, um dort solch Ritus auszuführen. Feierlich singend begibt man sich da an die Quelle, um dort für Regen zu beten. Auch die Druidin Morgana (auch: »Morgan la Fey«) soll in einem verwunschenen Tal dieses Waldgebietes gelebt haben.
Wiegenlied und Nebelschleier
»Féth Fíada« hieß der Zauberspruch der Tuatha Dé Danann, mit dem sie sich in einen unsichtbaren Schleier hüllten, um von anderen unbemerkt in geheimer Weise vorzugehen. Das irische Wort »Féth« bezeichnet einen »Nebel« oder »Dunst«, von dem nur ein »Fíada« weiß, ein »Wissender«.
Es eignet sich Féth Fíada als Spruch für einen der die Kunst beherrscht sich in Nebel zu hüllen, sich aufzulösen und aus dem Gesichtsfeld anderer zu verschwinden. Klingt ein bisschen wie im Märchen und einem kommt da vielleicht das Wunderwerk des legendären Merlin in den Sinn. Der nämlich, inmitten der Artus-Ritter vor der runden Tafel mit ausgestreckten Händen seinen Zauberspruch donnerte, worauf er sich abrupt zurückzog und an seiner statt, ein Wölkchen seine Abwesenheit kaschierte.
Heiliger Patrick von Irland
Von solch merkwürdigen Gestalten wie dem Magier Merlin, sollen auch christliche Heilige so manche magische Handlung im Land der Iren erlernt haben.
Eine berühmte Geschichte aus der christlichen Sagenwelt Irlands beschreibt den Heiligen St. Patrick bei seinem Aufstieg auf den berühmten Hügel Tara (heute eine wichtige archäologische Fundstätte in Irland). Auch mit seinen 155 Metern Höhe, gilt Tara den Iren als heiliger Berg. Seine Geographie nämlich bildet das Zentrum vier alter Königreiche. Dort befand sich einst ein Sitzstein, wo man die irischen Könige krönte.
Von diesem Berg von Tara aus nun wollte St. Patrick den neuen Glauben der Christenheit verbreiten. Doch seine Gegner waren zahlreich. Seiner lauernden Feinde jedoch gewahr, begann er eine eigenartige Melodie zu singen, eine echte Magische Hymne. So bezaubernd psalmodierend begann ihn plötzlich ein glänzender Rauch zu umhüllen. Den Soldaten der feindlichen Armee erschien das zwar so, als wäre da jemand, doch was sie sahen war nicht etwa St. Patrick, sondern ihnen erschien ein Hirsch mit seinen Kälbern. Alles was sie vernahmen war ein eigenartiger Gesang. Und der ging so:
Atomriug indiu
Niurt tren togairm trindóit
Cretim treodatad
Fóisin oendatad
Atomriug indiu
Niurt gene Christ cona bathius
Niurt a chrochtho cona adnacul.
Was soviel heißt wie
Heute steige ich auf
Durch eine mächtige Kraft, in Anrufung der Trinität
Durch Glaube an die Dreiheit,
In Bekenntnis zur Einheit
Des Schöpfers der Schöpfung.
Heute steige ich auf
Durch die Kraft des Christus und seiner Taufe
Durch die Kraft seiner Kreuzigung mit seiner Grablegung
Das die spirituelle Praxis der irischen Christen nur eine sehr dünne Linie von jener der Druiden trennte, scheint doch recht naheliegend. Was nämlich St. Patrick da im 5. Jahrhundert vollzogen hatte, stand eben noch unter dem Jahrhunderte alten Siegel seiner Vorfahren. Kein Wunder darum, wenn auch andere Anhänger der noch jungen irischen Christenheit fest an die magischen Wunder ihrer druidischen Urgroßeltern glaubten.
Den Christen eines Irlands späterer Jahrhunderte, standen die Druiden aber in einem Pakt mit dem Teufel. St. Patrick sagten manche nach, er soll letztendlich dieses Hexenwerk selbst verwendet haben, um den alten Bräuchen der Druiden ein Ende zu setzen. Jenem irischen Heiligen gelang es deshalb magisch erzeugte Schneestürme, plötzliche Finsternis oder druidische Flammenschauer abzuwenden, so will es ein Mythos. Das klingt gewiss wie ein Märchen. Doch dass sich solche Legenden über so lange Zeit erhalten konnten, scheint wohl ganz und gar kein Zufall zu sein. Denn würden sie allein auf Hirngespinsten basieren, hätten sie wohl kaum über mehr als 1.500 Jahre hinweg bestehen können.
Aber auch die Biografien anderer christlicher Heiliger erzählen uns ungewöhnliche Legenden, so dass es scheint, dass es kein Zufall ist, das St. Patrick solch »Christliche Magie« gelang. Man denke hier etwa auch an die Wunderkräfte des Heilgen Franziskus von Assisi, der Heiligen Hildegard von Bingen oder der Geistlichen Teresa von Ávila!
Wandel der sakralen Form
Nicht alle Kelten waren damals Gegner des neuen Glaubens. Es wird sogar angenommen, dass die Druiden im Christentum eine höhere Macht sahen, wenn für sie von dem christlichen Kreuz ein magisches Strahlen ausging.
Es scheint, als hätten die Symbole der Vergangenheit einfach nur die Form ihrer Erscheinung, den Bräuchen einer neuen Menschheitsepoche angepasst. So wurde aus dem Symbol der Muttergöttin die »Gottgebärerin« Maria Mutter Jesu. An die Stelle des druidischen Zauberers und Heilers, trat das Symbol des Jesus Christus. Und so kam es, dass was Merlin den Druiden war, ein St. Patrick der die irische Christenheit verkörpern sollte.
Christliche Heiler führten also gewiss ein über Jahrtausende tradiertes Geheimwissen fort, das sie in all den verschiedenen Riten zu dem werden ließen, was die Leiden eines Menschen linderte oder gar einem ganzen Kreis Gläubiger in ihrer Fortentwicklung half. Kolumba von Sens (257-273), die spanische Jungfrau und Märtyrin der jungen Christenheit, brachte das hier Beschriebene einmal gekonnt auf den Punkt:
Christus ist mein Druide, der wahre Wundertäter.
Vielmehr als nur Märchen
Auch wenn manche meinen all das, was man heute über die Druiden weiß, sei reine Erfindung und erdichtet. Doch es ist gut möglich, dass sie sich damit täuschen. Es soll auch heute Druiden geben, die über ein Weistum und Wissen besonderer Sprachen verfügen. Damit heilen sie kranke Menschen, verwandeln ihre Erscheinung oder nehmen auf andere Menschen Einfluss durch gezielte Anwendung von Zauber-Sprüchen, direkt oder indirekt, sei es nützlich oder schädlich, heilsam oder unheilvoll. Nicht selten hört man darum von Angehörigen des sogenannten Neu-Druidentums und auch von manch »Modernen Hexen«, die sich angeblich unsichtbar machen können oder so wie vor ihnen auch der Heilige St. Patrick, jemandem als etwas Anderes erscheinen, als was sie eigentlich sind.
Ob bei solchen magischen Ritualen vielleicht auch besondere Substanzen zur Anwendung kommen? Nun, zumindest weiß man, dass die Alten Druiden besondere Zaubertränke herzustellen wussten. Da wäre etwa der »Trank des Vergessens« zu nennen: wer ihn einnahm, dessen Erinnerung wurde verwüstet und gar seine engsten Vertrauten und Geliebten erschienen ihm als Fremde. Es kann jedoch nicht abschließend gesagt werden, ob man über solch Trank eher als Metapher sprach, denn im Zentrum der druidischen Praxis standen immer die Zaubersprüche.
Es sollte Druiden auch gelingen durch bestimmte Sprüche jemanden in eine Trance zu versetzen und ihm dabei Halluzination zu induzieren (eine Art Hypnose). Und genau hierauf basiert wohl auch das, was die Legende oben sagte über Merlins oder St. Patricks Wunderwerke. In beiden Fällen geht es aber überhaupt nicht um tatsächliches Auflösen von Materie, sondern eher um die hohe Kunst der Illusion.
Die alten Druiden waren immer auch Alchemisten, die physische Substanzen in einander übergehen, Metalle transmutieren ließen, Unedles in Edles verwandelten oder tatsächlich etwas Seiendes in etwas Gewesenes überführten.
Bei der Anwendung von Zaubersprüchen die ein Druide in einer besonderen Melodie aufsagte (wie etwa dem Lied des St. Patrick), nahm dieser auch eine bestimmte Körperhaltung ein. Und genau auf diesem Effekt funktioniert auch Hypnose: Über eine gewisse Zeit wird jemand eingesäuselt. Dann, durch eine plötzliche Veränderung der Haltung des Druiden, wird ein Schlüsselmoment ausgelöst, dass das Bewusstsein des Betroffenen schlagartig in einen Trancezustand überführt. Der Betroffene fällt dann in den sogenannten »Druidenschlaf«.
Was druidische Barden hierfür erlernten, waren zunächst einfachste Formeln. Sie übten diese Sprüche dann mit besonderen Riten zu verbinden, um damit magische Ergebnisse zu erhalten. Wer ganz sicher über diese Fähigkeit verfügte, konnte damit jedes beliebige Opfer in Trance versetzen. In solcher Art Hypnose war dem Druiden jemand vollkommen ausgeliefert, beantwortete ihm jede Frage, kein Geheimnis blieb ihm verborgen.
Besonders wichtig für den druidischen Barden waren natürlich auch seine Melodien. Die Harfe diente dem Druidenbarden dabei als magisches Instrument, womit er den Betroffenen in eine traumartige Stimmung versetzen konnte. In dieser schlafähnlichen Verfassung suggerierte er ihm dann bestimmte Formeln – ähnlich dem, was auch Schlafliedchen bezwecken, die man kleinen Kindern einsäuselt.
Doch auch die Dichtkunst mancher Druiden war so ausgefeilt, dass sie allein durch bestimmte Verse Menschen in eine vollkommen andere Verfassung transformieren konnten. Auch wenn er selbst nicht zwingend zugestimmt hätte, zählte zu solchen Meistern bestimmt der irische Poet William Butler Yeats (1865-1939). Gewiss nicht ganz zufällig war er Mitglied des so genannten »Golden Dawn«, einem der wichtigsten magischen Orden des 20. Jahrhunderts, für den auch der englische Magier Aleister Crowley (1875-1947) zeitweise eine bedeutende Rolle gespielt hatte.
Unser heutiges Bewusstsein
Für unser heutiges Verständnis und die Erfahrungen mit den Neuen Medien, mag das zuvor Gesagte recht ungewöhnlich erscheinen. Wenn aber in grauer Vorzeit nur ein Bruchteil der Gesellschaft lesen konnte und neugierige Ohren sich von den Lippen der Barden einlullen ließen, nahm man noch ganz anders und viel sensibler wahr. Unser zeitgenössisches Bewusstsein ähnelt dagegen eher einem Halbschlaf, wo man glaubt, sich allein auf ein Buchwissen stützen zu können und es manchmal so aussieht, als wüssten die Bücher besser als der Mensch, wo sie gerade stehen.
Heute haben sich die meisten Menschen bereits an all die technischen Zwischeninstanzen gewöhnt, die ihnen eine Realität wiedergeben, die, meist nach Maßgabe Dritter, ihnen die Wirklichkeit einfach nur zu deren Gunsten in eine dumpfe Bildersprache übersetzt.
Die Druiden dagegen waren außergewöhnliche Menschenkenner und wirkliche Meister der Magie. Vielleicht klingt das alles etwas übertrieben. Nur liegt dass vielleicht daran, dass schon unzählige Fantasy-Filme einem die Sicht auf die Wirklichkeit vernebelten und man darum alles nur für Märchen hält. Aber sicherlich erfüllt auch das, ganz gleich ob gut, ob schlecht, irgendeinen besonderen Zweck, doch hoffentlich nicht einen solchen, um damit den allgemeinen, als Wachheit empfundenen Schlafzustand aufrechtzuerhalten.
Die Heilkünste der Druiden
Falsch wäre zu meinen, dass Druiden ihre Zauberkräfte allein verwendeten, um damit auf andere Macht auszuüben. Ihr magisches Wissen diente ihnen der Kontrolle der Elemente. So waren Druiden stets auch Heiler, die über besondere Sprüche und magische Riten, Menschen von Leid und Krankheiten zu heilen vermochten.
Für Heilzwecke trugen die Druiden einem Hilfesuchenden auf, besondere Zaubersprüche zu wiederholen und sich dabei auf seine Verletzungen oder Beschwerden zu konzentrieren. Es heißt, dass die Druiden sogar dazu befähigt waren eine Frau wieder fruchtbar und einen Mann wieder zeugungsfähig zu machen.
Aus welchen besonderen Worten sich die magischen Sprüche der Druiden zusammensetzten wissen heute aber nur noch jene, denen sie ihrerseits mündlich weitergegeben wurden. Sie stehen in keinem Buch. Das Keltentum folgte einer rein mündlichen Tradition. Gewisse Wahrheiten wurden durch Symbole abstrahiert. Das gibt einen guten Eindruck über die Natur dieses alten Volkes. Nur im innersten Kreis wurde magisches Wissen weitergegeben, damit niemand erfuhr, was ihm nicht zustand. Denn Unwissende konnten mit diesem Wissen echten Schaden anrichten.
Bild, Symbol und Zauberstein
Wie auch in anderen Traditionen spielten bei den Druiden magische Amulette eine wichtige Rolle. Auf Talismanen, Schmuckstücken und Fetischen befanden sich besondere Symbole, um dem Träger durch sie Macht zu verleihen, wie die der Gottheit oder der Erscheinung, für die sie eben standen.
In Gallien (Nordwesten Frankreichs) und Britannien (Südengland) fand man viele Symbole keltischer Götter, die zum Beispiel ein Sonnenrad zeigen. Man trug dieses solare Zeichen als Schutz vor Kälte, Dunkelheit und zur Abwehr des Bösen.
Eines der wohl berühmtesten Symbole keltischer Amulett-Kunst ist das sogenannte »Schlangen-Ei«. Plinius sagte darüber, es hätte etwa die Größe eines Apfels besessen und sei von Scheiben knorpeliger Haut bedeckt gewesen. Solch seltsame Ovale standen zweifellos in Verbindung mit den alten Schlangenkulten der Vorzeit. In unzähligen Ornamenten und Bildzeichen keltischer Kunst sind solch schlangenartige Muster zu sehen, in denen sich spiralartige Linien ineinander verstreben.
Magische Felsen
Wahrscheinlich unterhielten die Druiden ihre monumentale Stein- und Felsenkulte wegen ihrer Verehrung für besondere Kraftsteine und Mineralien, welche auch in Heilungs-Zeremonien zur Anwendung kamen. Nicht nur handgroße Steine erfüllten ihren heilerischen Zweck, auch großen Dolmen. Alte, überdimensionale Steintische, besaßen eine ganz eigenartige Wirkung auf jene die sich ihnen näherten. Jeder der sich schon einmal in der Nähe eines Dolmengrabes aufgehalten hat oder die Steine von Stonehenge berührte, hat dabei vielleicht die Kraft solcher Naturmonumente gespürt. Nicht zufällig stellte man sie an diesen Orten auf, befinden sie sich doch, als eine Art überdimensionale Akupunkturpunkte, auf den, teils magnetischen Energie-Meridianen der Erde (den sogenannten »Ley-Linien«).
In den alt-keltischen Megalith-Bauten befanden sich auch besondere Öffnungen, durch die Helfer der Druiden, in einem besonderen Zeremoniell, Kranke langsam durchreichten. Es wurden zu solchem Zwecke auch große Spalte in den Stamm eines jungen Baumes gehauen, durch den man zum Beispiel ein krankes Kind führte, damit die magischen Kräfte des Baumes ihre Wirkung vollbringen sollten. Wenn sich dieser Spalt im Baum nach einiger Zeit von selbst zu schließen begann, so wusste man, dass das Kind auf dem Weg zur Heilung war.
Hilfesuchende erhofften sich durch solche Heilungsriten vom Druiden die Ursachen von Krankheit auf das externe Objekt zu übertragen. Es war dann so, als würde man einem bösen Geist einen neuen Wohnort verschaffen, über den er wieder ins Erdinnere zurückgelangte, befand er sich doch an der Oberfläche einer eigentlich fremden Erde.
Krankheit als Ungleichgewicht
In den oben dargestellten Heilungsarten war das dann also ein Heilstein, Fels oder Baum. Man dachte sich da wohl, dass eine physische (oder auch psychische) Krankheit ein Ungleichgewicht war, zwischen dem Körper des Kranken und Mutter Erde. Die erwähnten Objekte zur Heilung (Dolmen, Felsen, Bäume und so weiter) erfüllten somit einen ausgleichenden Effekt, der, eine neue Balance erzeugend, Mensch und Erde wieder versöhnte und damit langsam vereinte.
Ein Mensch konnte durch das Wirken der Erdenergien wie neu geboren aus seinem einst erkrankten Körper wieder zu neuer Frische gelangen. Generell erfolgt so eine Regeneration ja bereits auch, wenn man längere Zeit im Grünen oder in den Bergen verbringt, an eben solchen Orten der Stille und Kraft.
Manchen Steinen werden magische Eigenschaften nachgesagt, allen voran der berühmte Stein »Lia Fail«: In alter Zeit der Krönungsstein der irischen Hochkönige. Wenn sich ihm der wahre König näherte und der sich schließlich auf den Stein setzte, hörte man ganz eigenartige Geräusche, so als würde etwas aus dem Inneren des Steins zu schreien beginnen.
Der Lia Fail (deutsch: »Stein von Fál«) steht noch heute in der Grafschaft von Meath in der Mitte Irlands auf dem besagten heiligen Hügel von Tara, wohin den sagenhaften Stein einst die Túatha Dé Danann brachten, aus dem fernen »Falias«, der mythischen Stadt im hohen Norden.
Auch in anderen Druidenstämmen erfüllten Steine ihren ganz relevanten Zweck als Kultobjekte. Ihnen schrieb man gar menschliche Tugenden zu, wenn man sie etwa mit besonderen Symbolen verzierte. Solche Zeichen im Stein markierten ein Ereignis, wie etwa die Ernennung eines Häuptlings oder Anführers der Keltenstämme Irlands.
Sicher aber stammen diese Bräuche und Sagen bereits aus vorkeltischer Zeit, wozu sicherlich die vielen, sehr alten Megalith-Monumente in Europa zählen (wie etwa in England, Nordfrankreich oder Bulgarien).
Was die Druiden an Orten wie Avebury oder Stonehenge an besonderen Riten vollzogen, basierte auf mündlicher Überlieferung und damit auf etwas, das aus der Frühgeschichte Europas stammt. Manche sagen die Flüchtlinge aus Atlantis hätten ihre Gebräuche einst nach Irland gebracht. Und in dieser Tradition sehen sich heute auch Angehörige des Neuen Druidentums. Sie besinnen sich zurück auf ihr eigentlich atlantisches Erbe.