Wer nach der wahren Bedeutung des Wortes Magie sucht, muss zuerst einen großen Irrtum beseitigen: Es geht nicht um den Handel mit Illusionen! Magie ermöglicht dem individuellen Geist sich mit der endgültigen, göttlichen Realität zu verbinden – einer Realität in der alles möglich ist!
Magie ist die Erweiterung des menschlichen Seelenlebens und die Ausdehnung der geistigen Fähigkeiten des Menschen. Der magische Mensch will nicht nur in der Welt sein, sondern er will in der Welt handeln. Die Wörter Machen und Magie stammen aus der gleichen indoarischen Wortwurzel magh – dem Vermögen etwas zu tun. Das entsprechende Substantiv maghá steht für Gabe, Geschenk, Reichtum und Wohlstand. Die Silbe magh hat immer mit etwas Großartigem zu tun. Sie ist in dem Wort Magazin ebenso enthalten, wie auch in Mechanik, Macht, Maschine, Magnat, Magma, Magnifikat oder Magnet (im alten Griechenland fand man massenweise magnetisches Erz auf der Insel Magnes).
Magie steht für Ausdehnung, Erweiterung, Vergrößerung und Anziehungskraft.
Wiege der Magie
Vor etwa 6.000 Jahren kamen die Arier in die Region Baktriens, einer historischen Landschaft die sich über das östliche Hochland Irans bis nach Afghanistan hin ausdehnt und vom Hochgebirge des Pamir und des Hindukusch umgeben ist („Iran“ bedeutet „Land der Arier“). Im 2. Jahrtausend v. Chr. kam es zu einer Trennung der arischen Bevölkerung. Ein Gruppe der Arier begab sich auf den indischen Subkontinent, wo sie die Flussebenen des Indus besiedelte. Der Name Indus ist das altpersische Wort für „Fluss“. Vom Namen Indus erhielt das Land Indien, wie auch die dort entstandene Religion, der Hinduismus, seinen Namen.
Mit dem Auftreten des Propheten Zoroaster um etwa 1.000 v. Chr. breitete sich das baktrische Ariertum später weiter nach Westen hin aus. Weitere 1.000 Jahre später kamen die berühmten Magoi Apo Anatolon (altgriech. μάγοι ἀπὸ ἀνατολῶν) – die heiligen Magier aus dem Morgenland nach Bethlehem. Und Magoi war das altgriechische Wort zur Bezeichnung der Angehörigen der zoroastrischen Priesterklasse.
Als aber Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa in den Tagen des Königs Herodes, siehe da erschienen Magier vom Morgenland in Jerusalem und sagten: wo ist der neugeborene König der Juden? wir haben nämlich seinen Stern gesehen im Osten, und sind gekommen, ihm zu huldigen.
– Matthäus 2:1-2
Man könnte sagen, dass die spirituelle Tradition der indischen Arier die Grundlage der Mystik bildet, während aus der baktrischen Tradition der Arier das erhalten blieb, was man heute als Magie bezeichnet. Doch beide Wege – Mystik und Magie – führen den Menschen zu einem Bewusstsein, dass sich außerhalb des Bereichs körperlicher Erfahrung befindet. Damit sind jene Ebenen der Wahrnehmung gemeint, die nicht abhängig von normalen Sinneswahrnehmungen sind.
Der mystische Weg ist ein introvertierter, meditativer Weg, der im buddhistischen Orient, wie im christlichen Okzident seine Spuren hinterlassen hat. Mystik ist eine reflektive Methode, in der sich der Praktizierende durch Innenschau auf den Weg der Erleuchtung begibt.
Der magische Weg ist das extravertierte Erheben der äußeren Wahrnehmung. Magie ist eine projektive Methode, wobei innere Bilder auf etwas im Außen gelenkt werden, was diese Bilder empfängt und materialisiert. Die Spuren des magischen Weges kreuzen die Hermetik, die Gnosis und die Kabbala.
Die „projektive Art“ des Magiers darf nur von jemandem ausgeführt werden, der psychisch stabil ist. Gott lässt keine Psychopathen magisch arbeiten!
Wer trotz seiner psychischen Probleme versucht magisch zu arbeiten, läuft Gefahr, in seinem Leben Veränderungen herbeizuführen, die mitunter alles andere als gut sind. Wer seine Sinne nicht so recht beisammen hat, der sollte sich auch nicht mit Magie beschäftigen!
Bevor man mit der magischen Arbeit beginnt, ist es vielleicht ratsam sich einer Therapie zu unterziehen. Insbesondere heutzutage, wo Stress und Täuschung allgegenwärtig sind. Oft wissen wir nicht einmal, dass in uns bestimmte Geister am Werk sind, die vielleicht Negatives verlangen, Angst oder Visionen einer negativen Zukunft hervorrufen. Pessimismus und Magie passen einfach nicht zusammen. Wer Trost sucht, wird ihn in der Magie nicht finden.
Magie ist nichts Emotionales, sondern etwas Geistiges.
Magie im alten Alexandria
Einen wichtigen Beitrag zur Magie lieferten die Schulen im alten Alexandria, deren magische Tradition sich bis heute erhalten hat.
In Alexandria lebten und wirkten Neuplatoniker, Gnostiker und Hermetiker, die alle auch Magier gewesen sind. Gängige Sprache im alexandrinischen Mittelmeerraum war das Altgriechische, in dem auch viele alte Lehrschriften der Magie abgefasst sind. Altgriechisch als Sprache der Gelehrten, wurde aber Anfang des ersten Jahrtausend immer weiter durch die lateinische Sprache verdrängt. Damit versank hermetisches und magisches Wissen immer weiter im Untergrund.
Erst im 18. Jhd. – insbesondere im Zeitalter der Aufklärung – kam hermetisches und magisches Wissen wieder in Umlauf. Zwischen Ende des 19. und Anfang des 20. Jhd. gründeten sich neue, magisch arbeitende Geheimorden. Ihre Mitglieder bezeichneten sich jedoch als Philosophen – nicht als Magier. Wenn die Philosophie die Liebe zur Weisheit ist, dann enthält diese Wissenschaft auch die Liebe zur Magie.
Es geht hier vor allem um praktische Philosophie.
Für den Neuplatoniker Iamblichos von Chalkis (245-325) war das Studium der Schriften Platos nur sinnvoll, wenn damit auch praktisch gearbeitet wurde.
Nur über Dinge nachzudenken ist einfach nicht ausreichend, denn Denken führt nur zu noch mehr denken und bleibt immer nur Denken. Ohne die praktische Anwendung der gewonnenen Weisheiten, kann sich die menschliche Seele nicht ausdehnen. Doch das ist letztendlich das Ziel der Magie: das Bemühen das individuelle Bewusstsein in Richtung der endgültigen Realität Gottes auszudehnen. Nur so gewinnt der Magus Erkenntnisse, die ihm den Aufenthaltsort von Wesenheiten offenbaren, mit deren Hilfe er seine magische Arbeit vollbringen kann.
Der Neuplatoniker Iamblichos.
Das Zwischenreich – eine magische Region
In eigentlich allen Kulturen der Welt gibt es ein existentielles Grundbedürfnis instinktiv handeln zu können. Diesem Grundbedürfnis gleichen sich alle anderen Bedürfnisse an.
Wenn wir mehr Geld verdienen möchten, wünschen wir uns in der materiellen Welt auszudehnen. Die Notwendigkeit unsere Seele zu erweitern ist aber bei weitem wichtiger als mehr Geld auf dem Konto zu haben. Trotzdem aber dehnen wir unser inneres Verlangen immer weiter aus, um Objekte im Außen zu erlangen – ohne wirklich zu wissen, wie viel wir davon tatsächlich gebrauchen können. Und gleichzeitig glauben viele, dass die Dinge im Außen begrenzt sind. Doch in Wirklichkeit gibt es für den magisch arbeitenden Menschen gar keine Begrenzung. Nicht einmal der Himmel beschränkt die Ausdehnung seiner Seele.
Aus dieser Haltung entwickelte sich die Magie, als Weg unsere innere Natur über die Grenzen unserer Existenz auszudehnen und zu erkennen: wir sind hier und dort ist Gott. Zwischen diesen beiden Ebenen des Bewusstseins begibt sich der Magier in ein Feld direkten Austauschs. Es ist ein Bereich der sich zwischen der individuellen Realität unserer Seele und der unaussprechlichen, äußeren Realität Gottes befindet: Das ist das Zwischenreich.
Die alten Weisen wussten von dieser magischen Region, die sich zwischen der individuellen und der endgültigen, göttlichen Realität befindet. Es ist ein magisches Gebiet, in dem sich geordnete Geistformen hierarchisch strukturieren – ein Reich von Daimonen, Geistführern, Engeln und Gottheiten.
Als wir auf dieser Erde geboren wurden, kam unsere Seele durch diese Region, bevor sie in den Leib unserer Mutter einzog. Durch dieses magische Gebiet kehrt sie nach dem Tod unseres Körpers wieder zurück in den unbegrenzten Ozean aller Seelen.
Dieses Zwischenreich, das durch Magie angesprochen wird, ist unzugänglich auf körperlicher Ebene. Es ist immateriell und kann nur mittels unseres Bewusstseins und unseres Geistes angesprochen werden.
Das Emblem – Oculus Non Vidit
„Kein Auge hat gesehen und kein Ohr gehört was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ – 1 Korinther 2:9
Die uralte Tradition der Magier
Das magische Zwischenreich von dem hier die Rede ist, fügt sich aus einem System magischer Gesetzmäßigkeiten zusammen. Diese Gesetze haben sich über viele tausend Jahre hinweg theoretisch wie auch praktisch bewahrheitet. Wahre Magie stütz sich auf diese sehr alte Tradition, ohne die, keine magische Arbeit möglich ist.
Viele befolgen heute aber nur halbherzig diese magischen Gesetzmäßigkeiten. Und so gibt es jede Menge Dilettanten – die sich aber dennoch als Magier ausgeben. Doch niemand unter solchen bringt auch nur annähernd Resultate hervor. Zwar wissen viele, dass die menschliche Psyche magische Fähigkeiten hat und stehen vielleicht auch in Kontakt mit den Wesenheiten dieses magischen Zwischenreichs, doch sie haben keine Macht über sie. Es kommt darum öfter vor, dass Wesenheiten des Zwischenreichs solchen „Möchtegern-Magiern“ schmeicheln, denn sie sehen in ihnen die Möglichkeit, am Geschehen auf der Erde teilzunehmen, was ihnen ohne den Menschen verwehrt bliebe. In einem solchen Fall spricht man auch von „Besetzungen“. Dann wird das Individuum im Glauben gehalten es verfüge über magische Fähigkeiten, wird aber stattdessen von diesen Wesenheiten für andere Zwecke eingesetzt, was mitunter mit schwerwiegenden psychischen Störungen einhergeht.
Viele versuchen sich mal schnell irgendwas auszudenken, um damit anderen zu imponieren. Es mag sein, dass solche magischen Kleinarbeiten ihre Wirkung haben – doch alles nur Kurzweil. Es führt einfach zu nichts, wenn man kein Ziel verfolgt. Generell gilt das für alle Vorhaben eines Menschen.
Wer kein Ziel hat, bleibt der Sklave der Ziele anderer!
Ähnlich ist es mit der Heilkunde: Man kann zwar schnell jemanden anscheinend gesund machen – das bedeutet aber nicht, dass er auch wirklich geheilt ist und gesund bleibt. Heilen heißt nicht, ein Symptom verschwinden zu lassen – Heilen heißt jemanden von innen an die Wahrheit seiner Existenz, und damit zur Gesundheit zu führen – doch leider sind der Dilettanten viele!
Wenn wir uns bei unserer magischen Arbeit nicht auf eine Tradition besinnen, sondern Formeln und Vorgehensweisen verwenden, deren Ursprünge uns nicht bekannt sind, dann führen sie ebenso ins Nirgendwo, so wie wir auch nicht wissen woher sie stammen!
Alle Dinge und Zustände die wir uns sehnlichst im Leben wünschen, wünschten sich auch schon andere Menschen in der Vergangenheit. Wir sollten uns darum auf das Gedankengut, lang erhaltener Weisheiten stützen. Das liefert uns die Tradition.
Der französische Magier Eliphas Levi (1810-1875)
Der Hermetische Orden der Goldenen Morgenröte
1888 wurde in London der „Hermetic Order of the Golden Dawn“ gegründet. Die Gründer dieses Ordens waren so illustre Gestalten wie z. B. der Arzt Dr. Wynn Wescott oder S. L. MacGrecor Mathers. Mitglieder des Ordens waren Wissenschaftler, Künstler und Dichter, darunter William Butler Yates (Nobelpreisträger für Literatur 1923). Weitere Mitglieder waren die Schriftstellerin Dion Fortune, der Theosoph A. P. Sinnett, Arthur Edward Waite, der Entwickler des Rider-Waite-Tarot, und der Autor Bram Stoker (Autor des „Dracula“).
Als Organisation existierte der Golden Dawn nur etwas mehr als 30 Jahre. Doch in den Jahrzehnten seines Wirkens war dieser Orden sehr kreativ und schuf einen riesigen Corpus an Schriften und praktischen Anleitungen.
Der Orden beschäftigte sich mit Kabbala, Tarot und Weissagung. Ein großer Teil des vom Golden Dawn verwendeten magischen Systems, wurde von dem französischen Diakon und Okkultisten Eliphas Levi übernommen. Levi glaubte dass Veränderungen in der materiellen Natur allein durch den Willen hervorgerufen werden können. Für ihn war Magie auch ein Mittel, Veränderungen im Denken eines anderen Menschen hervorzurufen.
Liebe ist das Gesetz. Liebe unter Willen!
– Aleister Crowley
Solche und andere Auffassungen sollten zentrale „Glaubensvorstellungen“ der Mitglieder des Golden Dawn werden. Dieser Glaube wurde später auch von anderen Organisationen wie dem O.T.O. (Ordo Templi Orientis) übernommen – zu deren Mitgliedern auch Aleister Crowley (Begründer der neureligiösen Bewegung Thelema), Rudolf Steiner (Begründer der Anthroposophie), Henry Spencer Lewis (Gründer des A.M.O.R.C., dem Alten mystischen Orden vom Rosenkreuz) oder Franz Hartmann (Theosoph und Übersetzer der Bhagavad Gita und des Dao-De-Ging) zählten.
Magie ist die Kunst und Wissenschaft, die Welt in Übereinstimmung mit dem Willen zu formen.
– Aleister Crowley
Neophyten werden in das System des Golden Dawn durch drei praktische Übungen eingeführt, die wir uns im Folgenden ansehen wollen.
Divination mit Hilfe des Tarot
1. Divination
Divination ist im Golden Dawn eine Methode der Weissagung und Prophezeiung mit Hilfe des Tarot, des chinesischen I-Ging, der Geomantie und der Astrologie. All diese Hilfsmittel dienen der Sensibilisierung des Fragers, womit er seine Vorstellungskraft allmählich verfeinert. Es geht um eine innere, imaginative Welt von Bildern, die aus der oben erwähnten Zwischenregion stammen, mit dem Ziel die Gottheiten um Rat zu fragen.
Es gibt besondere Kräfte im Kosmos, inklusive den tieferen Ebenen unseres Bewusstseins. Sie sehnen sich regelrecht danach sehnen uns zu helfen, all die Wirrnisse die uns im Leben fordern, zu überwinden. Wer ihre Hilfe in seinem Leben verfügbar zu machen weiß, wird sein Bewusstsein wirklich bereichern. Das ist die eigentliche Essenz der Divination.
Zuerst hält man Ausschau danach, welche Zeichen sich in bestimmten Situationen ergeben. Jedes Zeichen besitzt einen individuellen Modus. Alles was man im Sonnenlicht erblicken kann, kann ein Hinweis sein. Das heißt nicht, dass man vor jeder schwarzen Katze zusammenzucken soll, denn nicht alles ist gleich wichtig – relevant ist der Stellenwert der Erscheinungen. Diesen Wert zu ermitteln ist Kunst der Divination.
2. Vision
Um die Fähigkeit der Vision zu schulen, verwendet das Golden-Dawn-System die indischen Tattva-Symbole. Sie repräsentieren die Elementarkräfte: Akasha (Äther), Luft, Feuer, Wasser und Erde. Jedes dieser fünf Tattvas hat ein besonderes Symbol, das der Magier visualisiert. Die Erde ist ein goldgelbes Quadrat, das Wasser ein graublauer Halbmond, die Luft ist ein hellblauer Kreis, das Feuer ein rotes Dreieck und das Akasha wird meist in Form einer schwarzblauben Vesica, manchmal als Ei abgebildet.
Für die Visions-Übungen fertigt der Neophyt ein großes Bild eines Tattva-Symbols an. In meditativer Haltung davor sitzend blickt er solange darauf, bis das Symbol nach einer Weile Farbe und Form verändert. Das ist der Zeitpunkt, wo sich das Tattva zu einem Tor in das oben genannte, imaginative Zwischenreich öffnet. Nach einer bestimmten Abfolge betritt der Magus nun das Feld dieses Zwischenreichs und verlässt es danach wieder – sofern er den Weg zurück findet!
3. Evokation
Mit der Evokation erhält der Magus ein wichtiges Werkzeug, um mit den Wesenheiten im magischen Zwischenreich in Kontakt zu treten. Dazu begibt er sich in einen auf den Boden gezeichneten Schutzkreis. In diesem Ritual verwendet er „magische Waffen“, um die Kräfte des Zwischenreichs zu bannen: ein Stab, ein Schwert, ein Kelch oder ein Pentakel, die je einem der vier Elemente entsprechen. Während dieser Zeremonie steht er vor einem Dreieck, auf dem verschiedene Symbole angebracht sind.
Er kann diese Übung aber nicht allein ausführen. Darum kommt immer eine zweite Person ins Spiel, die als Medium und Empfänger fungiert. Durch das Medium erhält der Magus Antworten der Wesenheiten aus dem Zwischenreich.
Der kluge Pan mit seiner „Zauberflöte“ – ein Mischwesen – halb Mensch, halb Bock.
Der Magus rezitiert bei seinen Beschwörungen, poetische, teils schwülstige Zauberformeln, um damit ein bestimmtes Wesen anzurufen. Für jede dieser Anrufungen wird der Wesenheit entsprechend ein Räucherwerk entzündet und von den Praktizierenden bestimmte Substanzen eingenommen, Farben getragen, Töne gesungen und Objekte in den Händen geführt. Damit werden alle Sinne auf eine höhere Ebene der Transzendenz erhoben. Die Zusammenstellung von Gerüchen, Geschmäckern, Farben, Tönen und greifbaren Dingen, entnehmen die Magier des Golden Dawn besonderen Zuordnungstabellen. Solche finden sich auch in Aleister Crowley’s Buch „Liber 777“.
Magus und Medium stehen sich in einem dunklen Raum gegenüber. Licht spenden zwei Kerzen, die das Medium in seinen Händen hält. Während der Magus die Evokation durchführt, erscheinen dem Medium in einem Spiegel die angerufenen Wesenheiten und geben Auskunft über die gestellte Frage bzw. das erwünschte Ereignis. Durch die Anrufung dieser Mächte erhält der Magus einen bestimmten Umfang an Informationen und Weisheiten.
Dies sind aber keine Engel oder lichthaften Wesen, sondern sehr alte Bewusstseinsformen, die mit der Erde und mit den Kräften der Natur zu tun haben – manchmal in Form eines Reptils (z. B. Schlangen, Kröten oder Drachen), eines Vogels oder eines anderen Tieres, oder Mischwesen wie Satyrn, Greifen, Sphinxen und anderen. Es sind in etwa die archetypischen Charaktere von denen man auch aus Märchen erfährt. Auch in der Bibel, insbesondere in der Offenbarung des Johannes, begegnen uns diese magischen Charaktere.
Wer diese Wesen befragt, bekommt Antworten. Doch welchen Wert haben diese Antworten?
Da es sich hier um sehr eindrucksvolle Vorgänge handelt, inspirieren sie die Vorstellungskraft des Durchführenden. Vor allem die Veränderung des menschlichen Bewusstseins, die in einer solchen Zeremonie bewirkt werden, ist beträchtlich. Doch damit auch sehr, sehr gefährlich. Insbesondere bei einem ängstlichen Menschen, werden Tür und Tor geöffnet, durch die allerhand „ungebetene Gäste“ das Bewusstsein besetzen können!
Die Invokation
Die hier beschriebenen Übungen gehen einher mit dem Lernen des großen Corpus an theoretischem Wissen aus Religion, Kabbala, Astrologie, Geomantie, Mythologie und Heilkunde. All das sind Informationen mit denen sich der Magus zuvor vertraut machen muss.
Nachdem der Schüler der Magie Divination, Vision und Evokation erlernt hat erfolgt das, was als „Invokation“ (lat. invocatio „Hineinrufung“) bezeichnet wird. Die niedrigeren Wesenheiten werden evoziert (von lat. evocare „herausrufen“) – d. h. durch Evokation angerufen – die höheren Wesenheiten invoziert.
Diese durch Invokation angerufenen Wesenheiten, stammen aus einem transzendenten, himmlisch-göttlichen Feld. Es sind Wesen, die in alter Zeit als Götter und Göttinnen bekannt waren.
Der Heilige Schutzengel
Jedes Individuum ist mit einem spirituellen Selbst begabt, dass Teil des Göttlichen ist. Dieses höhere Selbst hat in sich Gottebenbildlichkeit und vermittelt dem Magus ein besonderes Bewusstsein, mit dem er den lebendigen, göttlichen Funken in sich erkennen kann. Es ist die Essenz des Göttlichen und der Weg zur endgültigen Realität Gottes. Es ist dies auch die höchste Form der Zeremonialmagie, die zur Verbindung mit dem höheren Selbst und damit zur Verbindung mit Gott führt.
Höchstes Bestreben der Zeremonialmagie ist die Vereinigung des Magus mit seinem heiligen Schutzengel. Diesen Schutzengel nennt man auch den Geistführer. In der Kabbala gibt es 72 heilige Namen Gottes, von denen jeweils drei, gemeinsam den Namen des heiligen Schutzengels einer Person bezeichnen. Bei der Ermittlung dieses heiligen Namens, muss aber unbedingt beachtet werden, dass der Golden Dawn ein anderes System für die 72 Namen verwendet, als das traditionelle kabbalistische System bereitstellt. Jedem der 72 Namen entspricht nämlich ein astrologisches Sternzeichen. Im Golden-Dawn-System beginnt der erste Name mit dem Tierkreiszeichen Löwe, während in der traditionellen Kabbala der erste Name mit dem Widder beginnt. Das ist ein gravierender Unterschied!
Bevor man also irgendwelche Buchstabenfolgen zusammenstellt, um durch Invokation seinen heiligen Schutzengel anzurufen, sollte man sich erst vollkommen sicher sein, dass dies auch der richtige Name ist. Alles andere wäre nämlich verheerend! Der heilige Schutzengel ist ein sehr machtvolles Wesen, dass dem Individuum auf ganz vertrauliche Art und Weise Macht vermittelt. Jedes Individuum, hat einen Genius, den man den Daimonion nennt (griech. für „persönlicher Schutzgeist“).
Im Golden Dawn verstand man unter diesem individuellen, heiligen Schutzengel, dass, was in der Psychologie als das höhere Selbst bezeichnet wird. Der Magier lernt nach der Vision seines heiligen Schutzengels, diesen immer besser kennen. So kann ein tatsächlicher Austausch mit ihm stattfinden, bis sich die beiden tatsächlich näher kommen und vereinigen. Das ist der magische, aktive und auch kürzere Weg zur Erleuchtung – gleichzeitig aber auch der gefährlichere (siehe oben). Es ist wie beim Besteigen eines Berggipfels: während der Mystiker den langen beschwerlichen Weg auf sich nimmt, klettert der Magier die Steilwand empor – doch immer in der Gefahr zu Tode zu stürzen!
Gut ist das wahrhaftig Lichtvolle
Der Prophet Zoroaster (Zarathustra) wirkte um 1.000 v. Chr. im alten Persien (cc).
In der magischen Arbeit öffnen sich bestimmte Bewusstseinsfelder. Dem Individuum können daraus große Mengen Energie zuströmen.
Je nach Erwartung und Haltung des Individuums, wird sich in seinem Leben Entsprechendes ereignen.
Magier wie Mystiker berichten von den atemberaubenden Erlebnissen, die einer erfährt, der mit den Wesenheiten des Zwischenreichs in Kontakt tritt. Es geht hier um Ebenen des Bewusstseins, die mit anderen Mitteln nicht erreicht werden können. Was dabei erfahren wird, ist viel lebendiger als das alltägliche, irdische Leben. Darum ereifern sich viele an den Phänomenen, die sich aus der praktischen Arbeit in der Magie ergeben. Magie vermittelt ein Gefühl vom „Leben der Seele“.
Die Magie bietet dem Menschen Mittel, mehr zu werden als er bisher war. Doch es gibt einen Energieerhaltungssatz, der besagt, dass wer nimmt auch geben muss. Wer etwas anderes behauptet, der verrät sich als Lügner.
Wer um jeden Preis mit den Geistformen des Zwischenreichs Verbindung aufnehmen will, muss damit rechnen, dass „gelieferte Dienste“ auch in der physischen, alltäglichen Realität von jenen Wesenheiten eingefordert werden, die man darin „konsultierte“. Und wer Böses verlangt, von dem wird Böses verlangt. Wer allerdings Gutes will, dem wird Gutes widerfahren.
Man hat als Mensch die freie Wahl, sich für den rechten Weg, den Weg der Wahrhaftigkeit zu entscheiden. Dafür steht die ewig gültige Lehre des Propheten Zoroaster, die jedem Menschen rät
- gute Gedanken zu denken,
- gute Worte zu sprechen und
- gute Taten zu vollbringen.
Auf diesem Fundament der Wahrhaftigkeit ist die Welt gegründet. Da der Mensch das einzige Lebewesen ist, welches die Möglichkeit hat, zu unterscheiden, zu führen und zu verändern, muss er stets versuchen das Gute zu bewirken. Welcher Weg dabei gegangen wird – sei es der des Mystikers oder der des Magiers – das sei jedem selbst überlassen – solange er sich nur für das Gute entscheidet!
1 Kommentar
Das Handwerk des Magiers
Das Handwerk des Magiers besteht aus binden und lösen. Dies ist die elementare Basis. Das Sein (Erde) Wollen (Luft) die Handlung (Feuer) das Resultat (Wasser). Die Goetische Magie, hat nach meiner Überzeugung, Behauptungen und Annahmen im Fundament und dadurch wird der Qliphot instabil. Das Geschöpf will den Schöpfer beugen. Man kann mit dem Schöpfer handeln aber Ihn niemals zwingen! Bei schweren Konflikten mit anderen Menschen ist der Qliphot mir nützlich. Aleister Crowley nach schlimmer Kindheit ging er den Weg des Protestes und Wiederstandes und lebte alle provozierend. Mit der Meditation Tempel Salomon hatte ein halbes Jahr Kontakt zu meinem Schutzgeist und Schutzengel. Es hatte mich nicht wirklich überzeugt. Der Moses Dekalog nennt ein Gott und keine Götzen damit fallen bei mir Wesenheiten, Engel, Amulette und Talismane weg. Binden im Sinne von Konzentration, arbeiten mit Wesenheiten als Expansion.
Magie kann auch als das verbindende oder übergreifende Element der esoterischen und exoterischen Wissenschaften sowie Kunst und Religion gesehen werden. In der Kombination anstatt Kompetenz streit. Magie ist kein Blendwerk und auch kein Wunschkonzert. Sie verbindet die spirituellen Gesetze mit den Wissenschaften. Magie als Selbsterfahrung, Bewusstsein erweitern, Gesundheit ständiger Lernprozess es gibt so viele Möglichkeiten. Leider wird das Potential nicht erkannt, noch schlimmer eine gute Sache wird in der Öffentlichkeit nur lächerlich gemacht.