Wenn man über Christian Rosenkreuz spricht, geht es nicht in erster Linie um jemanden der ausschließlich in einem physischen Körper lebte. Es geht außerdem um eine Individualität die aus dem Verborgenen, auch ohne physischen Körper, durch ihre Ausstrahlung auch heute auf die Entwicklung der Menschheit wirkt – so zumindest glauben es zu wissen die Mitglieder der Bruderschaft vom Rosenkreuz.
Neben seinem physischen Körper besitzt jeder Mensch auch einen feinstofflichen Körper, den man den Ätherleib nennt. Beide, physischer und ätherischer Körper, sind zu Lebzeiten eines Menschen miteinander verbunden. Im Augenblick des Todes aber löst sich der ätherische Körper vom physischen, wobei sich letzterer ja durch organische Prozesse allmählich auflöst. Auch der Ätherkörper entschwindet nach einer gewissen Zeit. Immer aber bleibt ein Teil dieses ätherischen Wesens als äußerst feine Substanz auf der Erde zurück. Besonders bei hohen Eingeweihten, wie etwa den Propheten und Heiligen, wirkt dieser Ätherleib aber weiterhin auf die Entwicklung der Menschheit.
So auch ging vom Ätherleib des des sagenhaften Christian Rosenkreuz, den wir im Folgenden C. R. nennen, eine große Wirkung aus, die tatsächlich bis heute auf unser Geistesleben einwirken könnte. Im Bestreben der Bruderschaft der Rosenkreuzer gilt es diese verborgenen Kraftwirkungen der Individualität des C. R. kennenzulernen und darüber das ewige, aus alter Zeit stammende Wissen wahrzunehmen. Die daraus strömende Weisheit wollen die Rosenkreuzer zugänglich machen – zum Nutzen des heutigen Menschen.
Was man heute die Bruderschaft vom Rosenkreuz nennt, nahm wahrscheinlich Mitte des 13. Jhd. seinen Anfang. C. R. aber deutete in seinem Werk an, dass sich in jedem Jahrhundert der Kraftstrom seines Wirkens, den gegebenen Umständen der Zivilisation anpasst. Das heißt, dass es in jedem Jahrhundert eine Thematik gibt, in der die geheime Lehre der ursprünglichen Rosenkreuzer, auf neue Art zum Ausdruck kommt.
Vom Ursprung der Rosenkreuzer-Strömung
Das Bewusstsein der Menschen die im 13. Jhd. lebten war völlig anders geartert als unser heutiges. Bereits damals aber war die Fähigkeit zur Hellsicht sehr verkümmert, etwas das eigentlich jeder Mensch besitzt und von Geburt als geistiges Potential in sich trägt. Doch es kam zum vollkommenen Verschwinden dieser eigentlich urtypischen menschlichen Fähigkeit. Damit begaben sich die Menschen in eine tiefe Finsternis der Unwissenheit. Selbst hohen Eingeweihten fehlte der Zugang zu den spirituellen Welten. Statt also zu sehen, erinnerte man sich an das was man wusste. Nur so traf man eine Aussage über etwas das eintreten könnte – sei es physischer oder geistiger Art.
Es soll hier aber nicht der Eindruck entstehen, dass diese Entwicklung nur negativ war. Wie alles höhere Spirituelle, hatte auch sich dies als Teil des kosmischen Plans erfüllt. Denn erst durch dieses Ereignis konnte sich die intellektuelle und wissenschaftliche Kultur der Gegenwart ausprägen – eine Kultur, in der der Verstand die zentrale Rolle spielt. Die moderne Theosophie spricht hier von der fünften nachatlantischen Kulturepoche, in der sich die gegenwärtige Menschheit befindet.
Vorläufer der heutigen, war die griechisch-lateinische Weltkultur. Das sehen wir etwa an den noch immer verwendeten alten Begriffen, die sich insbesondere in den romanischen und angelsächsischen Sprachfamilien zeigen. Und da die Völker jener Sprachen begannen, sich seit dem Mittelalter über ihre Reichsgrenzen hinweg zu bewegen – teils durch Handel, doch leider auch durch Kolonialisierung – kann man heute in der Tat von geistigen Ausläufern sprechen, die sich um den gesamten Erdball hinaus bewegt haben, ihren Ursprung aber in der alten griechisch-lateinischen Kulturepoche haben.
In der alten griechischen Kultur existierte aber noch nicht das heutige verstandesmäßige Denken. Was sich jedoch aus der rationalen, verstandesbestimmten Kultur entwickelte, ist das, was man heute unter visionärem Denken versteht. Denn in der griechisch-lateinischen Kulturzeit fantasierte man nicht, als eher direkt in bewusster Verbindung zu stehen mit dem was gefühlt oder gesehen wurde.
Heute aber ist die Fähigkeit sich Dinge auszumalen, zu fantasieren und Visionen zu erzeugen, wohl unabdingbar geworden. Allmählich könnte darum auch die Fähigkeit des Hellsehens, langsam wieder in unsere Kultur zurückkehren, gewissermaßen als eine Fortentwicklung der Fähigkeit zur Vision.
Zur Entwicklung dieser hohen Fähigkeiten und dem Verstehen des innersten Wesens unserer Welt, begann aus dem Verborgenen eine Bruderschaft ihre besondere spirituelle Arbeit.
Ein katharischer Mönch in Thüringen
Im 13. Jhd. gründete sich im Verborgenen die Bruderschaft der Rosenkreuzer. Aus dem Kreis der häretischen Glaubensbewegung der Katharer, ging ein Weiser hervor, den wir oben als C. R. einführten. Er kam im thüringischen Germelshausen zur Welt, als Nachfahre eines verarmten Adelsgeschlechts. Jener Geburtsort des C. R. existiert heute nicht mehr auf der Landkarte, sondern verschwand angeblich über Nacht von der Erdoberfläche. Einige Legenden ranken sich um diesen Ort.
Die Eltern des C. R. aber waren einige der wenigen Initiierten, die die geheimnisvollen Lehren der Katharer bewahrten. Sie glaubten an die Wiedergeburt und die Befreiung von der selben, zur Erretung der Seele. Dies erfolgte durch das katharische Consolamentum, einer Geisttaufe die durch Auflegen der Hände erfolgt.
Es gibt jedoch keine genauen Daten oder Schriftstücke, die belegen könnten was im Folgenden gesagt wird. Denn was über die Herkunft des C. R. bekannt ist, wurde eigentlich nur mündlich weitergegeben, was kaum verwunderlich sein dürfte. Wie hätte etwas jemals anders erhalten bleiben können, das so vehement von der Kirche unterdrückt wurde? Zweihundert Katharer verbrannten 1244 in den Palisaden der Burg Montségur in Südfrankreich. So rabiat ging die katholische Inquisition gegen die Katharer vor. Auch die Gebäude der Katharer zerstörte man und verbrannte ihre heiligen Schriften.
Wer von ihnen also überleben wollte, verbarg sich und hüllte sein Wissen in tiefes Schweigen. Darum ist es heute nicht einfach, Beweise über das hier Gesagte vorzulegen. Was sich nach dem Untergang der Katharer später von ihrem esoterischen Wissen erhielt, wurde im Stillen, von Mund zu Ohr weitergegeben. Sicher aber sind die bis heute überlieferten Geheimnisse und Lehrer der Katharer nichts Erfundenes – hätten sich oberflächliche Geisteskonzepte doch niemals so lange erhalten können.
Ziemlich sicher entkamen einige der Katharer aus Südfrankreich, bevor sie der Inquisition der katholischen Kirche zum Opfer fielen. Einer von ihnen nun, sollte sich als Mönch in der Kapelle jener Adelsfamilie von Germelshausen versteckt haben. Doch auch hier dauerte es nicht lange, bis auch diese Familie wegen ihres häretischen Glaubens umgebracht wurde. Nur ihr jüngster Sohn konnte durch die Hilfe eben jenes Katharer-Mönchs, mit diesem in ein nahegelegenes Kloster fliehen. Dort nun wurde er aufgezogen und bereits als Kind eingeweiht in die Mysterien der Katharer.
Man könnte sagen, dass C. R., wie auch Jesus oder der Buddha, eine reale Person gewesen ist – auch wenn jene großen Individualitäten eine viel höhere sakrale Aufgabe auf Erden erfüllten. Dennoch ist auch ihre wahre Existenz kaum zu belegen und nicht durch eindeutige historische Daten gesichert. An ihrer Existenz und ihrem Wirken jedoch besteht kein Zweifel. Wie und aus welchem Grund auch, hätte jemand die bemerkenswerten und heiligen Hinterlassenschaften ihres Wirkens, in Form ihres riesigen spirituellen Weisheitskorpus, einfach nur erfinden sollen? Selbst wenn Jesus Christus oder der Buddha keine Einzelpersonen gewesen sind, hätte doch eine riesige Gruppe Eingeweihter an jenem durch sie entstandenen Werk arbeiten müssen, was, ohne die Führung eines zentralen Organs, hätte nie stattfinden können! Was vor Allem wäre der Grund für solch eine spirituelle Bewegung gewesen, zu der man gewiss ja auch die Rosenkreuzer zählen kann?
Ziel der Bruderschaft des Rosenkreuzes war ein neues Zeitalter einzuleuten, um den Menschen zu helfen sich aus der Finsternis der Unwissenheit zu befreien. Und in diesem Sinne musste etwas geschaffen werden, das diese Vision durch einen Mythos verhüllte. Man wusste eben, dass nur damit Aufmerksamkeit erregt werden konnte, was sich als Legende verbreitete – als etwas das in ein tiefes Geheimnis gehüllt war.
Die Erzieher des C. R.
An einem geheimen Ort in Deutschland, bildete sich eine Loge hoher, geistiger Individuen von zwölf Männern. Sie besaßen die Weisheiten der alten atlantischen Zeit, wie auch die uralten Weisheiten jener Völker, die die nachsintflutliche Kultur über Jahrtausende hinweg prägten. Sie vereinigten sich mit dem Ziel den Fortschritt der Menschheitsentwicklung zu fördern.
Sieben dieser großen Geister waren Reinkarnationen jener heiligen Rishis, durch die nach der Sintflut die Lehren aus der alten atlantischen Weltzivilisation überliefert wurden. Zu diesen sieben Weisen aber gesellten sich noch vier weitere Individuen, die zuvor als Hohepriester inkarniert, in den vier großen Zeitepochen unserer Menschheitsvergangenheit lebten. Einer von ihnen blickte zurück auf die alte indische Zeit des fernen Osten, ein anderer auf die alte persische Zeitepoche, der dritte auf die Zeit der alt-ägyptischen, alt-assyrischen und alt-babylonischen Epoche und der vierte auf die griechisch-lateinische Zeit, die ja unserer heutigen Kultur vorausging.
Gemeinsam vereinigten sie sich dann im 13. Jhd. zu einem auserwählten Kollegium. Zu dem aber trat noch ein zwölfter Weiser hinzu. Er war der, der das innerste Wesen der gegenwärtigen Kulturepoche kannte, in der, wie oben bereits angedeutet, der menschliche Geist wissenschaftlich und verstandesmäßig geprägt war. Ob es hier eine Verbindung zum Stauferfürsten Friedrich II. gab, sei dahin gestellt. Sicher jedoch das jene Mentalität die dieser Zwölfte besaß, noch bis in die Gegenwart hineinstrahlt und die Schwelle berührt zu einem neu anbrechenden Zeitalter.
So also trat damals dieses Kollegium zwölf großer Eingeweihter zusammen, um aber einen 13. in ihre Mitte aufzunehmen und ihn in ihre Weisheiten zu initiieren. Und eben dieser war der junge C. R., den der Katharermönch aus den Fängen der Inquisition errettet hatte.
Im Kreis der zwölf Weisen
C. R. wuchs in der Erziehung dieser zwölf Eingeweihten auf. Jedem der Zwölf galt es als Pflicht C. R. – dem 13. – die Essenz ihrer gesamten Weisheit, aus all den vorhergehenden und gegenwärtigen Zeitepochen zu übertragen. Jedoch geschah das abgesondert von der Welt im Verborgenen jenes Klosters. So konnte niemand anderes Einfluss auf den jungen C. R. ausüben, als nur das auserwählte Kollegium dieser zwölf Erleuchteten.
Auch wenn man sie als Christen bezeichnen kann, waren sie dennoch davon überzeugt, dass das damals gegenwärtige Christentum in Wirklichkeit nur die entstellte Wiedergabe einer wahren Christenheit war. Aus diesem Grund auch, hielten sie sich im Verborgenen auf. Ihre Anschauung des Christentums nämlich wäre der Kirche nur ein gefährliches Feindbild geworden. Doch die Kraft der darin vermittelten christlichen Weisheit hätte sich wegen seiner Wirksamkeit wohl ebenso schnell verbreitet, wie das, was die Katharer lehrten. Was aber mit jenen Eingeweihten geschah, durfte sich nicht wiederholen und musste sich darum im Verborgenen entwickeln.
Was der junge Mann in dieser Zeit im Kreise der zwölf Weisen erlebte, führte sein gesamtes Dasein in ein vollkommen anderes Leben. Er war in seinem alten Leben gestorben, und erfuhr seine eigentliche Aufgabe als christlicher Botschafter jener vor- und nachatlantischen Weisheiten, die ihm von den zwölf heiligen Männern zuströmten. Seine Lehrer erkannten, dass durch ihr Wirken, C. R. eine ebenso transformierende Lebenserfahrung machte, wie einst der Apostel Paulus von Tarsus, als er in Damaskus dem auferstandenen Christus begegnet war. Nicht nur absorbierte C. R. das Geheimwissen der zwölf Weisen, sondern es sollte sich daraus später das entwickeln, was man heute als das esoterische Christentum der Rosenkreuzer bezeichnet. Damit hatte der Junge nicht nur das Wissen jener zwölf Lehrer aufgenommen, sondern in sich umgewandelt in eine noch höhere Form der Weisheit: einem wahren Christentum, das sich vollkommen unterschied von jenem der Epoche, in der es sich bildete.
Im Wirken des C. R. und des Kollegiums der zwölf Weisen, wurde zusammengetragen wofür die verschiedenen Religionsbekenntnisse der Welt stande. Aus den okkulten Weisheiten der Zwölf, reduzierte in einem symbolischen Tod jener 13. sein Wissen zu einer Essenz, aus der sich ein vollkommen neues, esoterisches Christentum bilden konnte. Was C. R. damit den Zwölfen aus ihrer Mitte her geoffenbart hatte, zeichneten diese auf, um es später auf geheimen Wegen unter jene zu bringen, die dafür bestimmt waren, es als ihre Nachfahren in den kommenden Jahrhunderten der Menschheit zu offenbaren.
Die Reisen des C. R.
Als C. R. fünfzehn Jahre alt war, brach er auf zu einer großen Reise. Ihn begleitete einer der Mönche jenes Klosters, in dem er damals Zuflucht vor der Inquisition fand. Ihn nennen die Rosenkreuzer den Bruder P. A. L. Angeblicher Grund für ihre Reise war der Besuch des Heiligen Grabes Christi in Jerusalem. In Wirklichkeit aber waren sie auf dem Weg zu einem Einweihungszentrum, von dem sie bereits wussten, wo es sich befand. Ihr Weg dorthin aber war nicht ungefährlich. Jeder der sich zu damaliger Zeit auf lange Reisen in ferne Länder begab, musste sich mit zum Teil negativen Eventualitäten abzufinden wissen.
Und so kam es leider auch, das in Zypern der Bruder P. A. L. verstarb. Doch C. R. blieb nichts als seine Reise fortzusetzen ins syrische Damaskus – jenes Ziel, dass er bereits bei seiner Abreise ansteuerte. Von seinem einstigen Retter in Germelshausen, wusste er, das diese Stadt sich auf dem Pfad der Einweihung befindet.
Zu dieser Zeit, die man auch das Goldene Zeitalter des Islam nennen könnte, war Damaskus eine Hochburg der Gelehrsamkeit. Viele Weise und Gelehrte aus dem alten Persien suchten in dieser Stadt Zuflucht vor den Reiterhorden der Mongolen, die damals aus Zentralasien nach Persien und immer weiter in den Nahen Osten vordrangen.
So fand der junge C. R. in Damaskus die Weisheiten des jüdischen Maimonides, erfuhr von der spirituellen Alchemie des Al-Ghazali und lernte durch die Schriften Al-Mazudis, die alte Geschichte der Welt kennen. Er meditierte wohl über Dschalladin Rumis Masnavi, jenem heiligen Buch der Sufis, worin er wohl auch den mystischen Pantheismus wieder fand, wie ihn auch seine katharischen Vorväter kannten.
Von hier setzte er seine Reise fort ins arabische Damkar. Verwunderlich war, dass man hier C. R. bereits erwartete. Man weihte ihn dort ein, in der geheimen Stadt der Königin von Saba, in die Geheimnisse einer Bruderschaft, die möglicherweise auch in Verbindung stand mit jenen Adepten, aus denen später die Bruderschaften der modernen Freimaurerei hervorgingen. Hier in Damkar fand C. R. das Liber Mundi (auch: Liber M) – das Buch der Welt – worin er das Wissen vom Wesen der Mineralien, Pflanzen und Tiere verzeichnet fand.
Für einige Jahre blieb er bei diesen arabischen Weisen, bevor er seine Reise nach Ägypten fortsetzte. Im Tempel zu Luxor empfing er wahrscheinlich eine Initiation in die Mysterien des Thoth, die vor etwa 3500 Jahren, dort im alten Theben durch den Priesterkönig Tutmosis III. eingeführt wurden. Nach seinem Aufenthalt in Ägypten aber reiste er zu Schiffe über das Mittelmeer in den Westen nach Fessanum – das marokkanische Fès. Es war ein Hort vieler Sterndeuter und Magier, wo C. R. wohl die Kunst der astrologischen Divination erlernte und in Berührung kam mit dem Wissen über die geheimen Naturkräfte.
Von Marokko aus setzte er über Gibraltar nach Spanien über, von wo aus er nach einiger Zeit schließlich nach Deutschland zurückkehrte.
Die Gründung des Geheimordens der Rosenkreuzer
Sieben Jahre reiste C. R. durch die ganze damals bekannte Welt. Was er in diesen Jahren des Reisens lernte waren die gesamten Weisheiten der alten Welt. Als er dann nach Europa zurückkehrte, begann durch sein Wirken die eigentliche Arbeit der geheimen Bruderschaft vom Rosenkreuz.
C. R. aber war klar, dass seine akkumulierten Weisheiten und sein tieferes Wissen über die Mysterien, den Herzen der Menschen nur ganz langsam zugeführt werden durfte. Was geschieht, wenn solches Wissen auf einmal geoffenbart wird, führte schließlich zu den Greueltaten, die an den Eingeweihten der Katharer begangen wurden. Drum also erwählt er einen Kreis von Menschen, die ihm würdig erschienen in seine Weihseiten eingeweiht zu werden. Diese okkulte Bruderschaft war aber verpflichtet über die von C. R. erfahrenen Geheimnisse zu schweigen.
Er nahm derohalben aus seinem ersten Kloster, zu welchem er eine besondere Zuneigung trug, drei seiner Mitbrüder: G. V., Frater I. A. und Frater I. O., die mehr Kenntnis in den Künsten hatten, als viele ihrer Zeit. Diese drei verpflichtete er, recht zuverlässig, fleissig und verschwiegen zu sein, auch all das, wozu er sie anleitete, mit grosser Gewissenhaftigkeit zu Papier zu bringen, damit die Nachwelt, der die Offenbarung bestimmt war, durch keine einzige Silbe oder Buchstabe betrogen würde.
– Fama Fraternitatis
So also begann mit vier Personen das Wirken der Rosenkreuzer in Europa. Aus dieser ursprünglichen Gruppe entstand jene Bruderschaft, die dann über eine Zeit von drei Jahrhunderten im Verborgenen arbeitete. Auch nach dem Tod des C. R. setzte die Bruderschaft ihre Arbeit fort. Sie blieb dabei verbunden mit dem vollständig erhaltenen Ätherkörper ihres Gründers.
In ihrer Arbeit und der Erforschung des Wesens unserer Welt, veröffentlichten sie ihre Erkenntnisse in der folgenden Zeit. Erst Anfang des 17. Jhd. trat die Bruderschaft der Rosenkreuzer zum ersten mal an die Öffentlichkeit:
- In 1614 erschien die Fama Fraternitatis (Ruhm der Bruderschaft), aus der man über die Lebensgeschichte des legendären Frater C. R. erfährt.
- Ein Jahr später erschien die Confessio Fraternitatis (Bekenntnis der Bruderschaft) – das Eingeständnis ihres öffentlichen Wirkens – erschienen als »Confession oder Bekandnuß der Societet und Brüderschaft R. C. an die Gelehrten Europae«.
- Im Jahre 1616 dann wurde die Die Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459 veröffentlicht, worin in Form eines alchemistischen Romans, die Einweihung des C. R. und die Begründung des Rosenkreuzer-Schulungsweges beschrieben steht.
Fama und Confessio fanden in Europa gewaltigen Anklang. Seit der Veröffentlichung der Fama 1614, erschienen hunderte Drucke, worin die jeweiligen Verfasser mit der Bruderschaft vom Rosenkreuz Kontakt aufnehmen wollten. Andere wehrten sich vehement gegen diese Veröffentlichung, während wieder andere behaupteten selbst die Initiaten dieser geheimen Bruderschaft zu sein. Man könnte die Veröffentlichung der Fama darum zu Recht bezeichnen, als erste multi-nationale Geschichte eines geheimen Komplotts.
Ihre eigentlichen Geheimnisse hielten die Rosenkreuzer aber weiterhin vor dem profanen Geist ihrer Zeit verborgen. Erst weitere hundert Jahre später, sollte ihr esoterisches Wissen der Welt offenbart und in entsprechender Weise darüber gesprochen werden. So also kam es 1785 zur Veröffentlichung der Geheimen Figuren der Rosenkreuzer in Altona. Sie enthielten die gesammelten esoterischen Offenbarungen der Bruderschaft.
In den folgenden Jahrhunderten bildeten sich weltweit Gruppen, Bruderschaften und Kollegien, die im Sinne des C. R. ihre Arbeit am großen Weltprozess erfüllen sollten.
Das Wirken des Ätherkörpers des C. R.
Durch die Arbeit der Rosenkreuzer blieb der Ätherleib des C. R. bis in die heutige Zeit hinein erhalten. Hiervon bezogen auch alle seine Schüler Kraft. Da sich seine ätherische Existenz in der Welt jedoch niemals aufgelöst hatte, inkarnierte C. R. in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder. Was die moderne Theosophie und Anthroposophie verkündete, wurde ebenfalls durch die Kräfte des Ätherleibs des C. R. unterstützt – so zumindest will es die Bruderschaft vom Rosenkreuz.
Ziel jener, die im Sinne dieser Gehemímbruderschaft arbeiten, ist jenen Ätherleib des C. R. zu energetisieren und daraus einen Einweihungskörper zu bilden, der für alle Menschen zugänglich ist. Wer aber die wahre Bruderschaft vom Rosenkreuz gegenwärtig bildet, darüber kann an dieser Stelle keine Aussage getroffen werden. Denn es ist wichtig zu wissen, dass in jedem Jahrhundert die rosenkreuzerische Inspiration so gegeben wird, dass die wahren Träger der geistigen Eingebungen des C. R., niemals öffentlich genannt werden. Nur die höchsten Eingeweihten unter ihnen wissen davon. Alles worüber wir heute sprechen können, ist das, was bereits hundert Jahre in der Vergangenheit liegt.
Doch woran liegt das?
Es ist ganz einfach: würden nämlich jene, die im Sinne der ursprünglichen Zwölf heute im Verborgenen agieren, ihre Existenz bekannt geben, wäre die Versuchung viel zu groß solchen Autoritäten eine begeisterte Heiligenverehrung entgegenzubringen. So etwas aber würde nur die Eitelkeit der Betroffenen reizen, was ihre eigentliche Arbeit jedoch zunichtemachten würde.
Ein zweiter, mindestens ebenso wichtiger Grund für die Verschwiegenheit jener zwölf weisen Häupter, ist sich gegen die okkulten astralen Attacken zu schützen, die fortwährend auf solche Individualitäten gerichtet sein würden. Daher also die Bedingung, dass erst hundert Jahre nach der Erkenntnis wichtiger esoterischer Fakten, davon auch gesprochen und darüber geschrieben werden darf.
So glauben also die Rosenkreuzer, dass die Ausstrahlungen des ätherischen Fortbestehens des C. R. auch in Zukunft noch dem Wohle der Menschheit dienen können. Je eher sich nach ihrer Lehre, die Menschen von jeglichem Autoritätsglauben lösen, desto eher werden sie den Ätherleib des C. R. erkennen können. Und je mehr sie sich dabei dieser großen Geist-Individualität nähern, desto mehr Kraft werden sie von ihr für ihre Arbeit empfangen können – zum Wohle aller Menschen.