Das nachfolgende Interview habe ich mit der österreichischen Designerin und Raumgestalterin Lisa Schamschula geführt.
Oezkan: Liebe Frau Schamschula, in Ihrer Arbeit benutzen Sie vor allem die hebräischen Buchstaben. Sind diese besonders geeignet, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen?
Schamschula: Die Symbole des hebräischen Alphabets nehme ich als Teil der archetypischen Welt war. Dies ist eine Welt, die noch weit über der Welt unserer Emotionen und Stimmungen liegt. Ihre Wirkung auf uns geschieht auf einer sehr hohen Bewusstseinsebene, zu der wir häufig noch gar keinen bewussten Zugang haben. Die Buchstaben an der Wand tun ihre transformierende Arbeit also auch, wenn wir die Symbole nicht kennen. Auf diese Weise können sie dann, einige Bewusstseins-Stufen tiefer, tatsächlich Stimmungen erzeugen. Ich habe allerdings noch nie die Rückmeldung bekommen, dass Stimmungen empfunden wurden, sondern eher, dass Zusammenhänge und Lebenssituationen aus anderer Perspektive gesehen wurden und gelöst werden konnten. Ich biete auch nur Bilder mit Buchstabenkombinationen an, die in sich eine Ganzheit bilden (die 3 Mütter, 7 Doppelten, 12 Einzelnen), damit dem Energiesystem der Bewohner diese Gesamtheit eingeprägt wird. Somit können weniger entwickelte und/oder zu stark gelebte Bereiche ins Gleichgewicht kommen.
Oezkan: Was ist das Geheimnisvolle an den hebräischen Buchstaben? Gibt es Parallelen zur kosmischen Ebene?
Schamschula: Ich kann nur einen winzigen Teil des Geheimnisses durchdringen. Leider. Ein Leben reicht da sicher nicht aus.
Aus meiner Sicht ist der gesamte Kosmos lebendiges Bewusstsein. Ein aus irdischer Perspektive unübersehbares, endloses, vieldimensionales Geflecht aus Beziehungen, Kooperationen und Wechselwirkungen. Die Buchstaben sind darin 22 Archetypen lebendigen Bewusstseins. Reine Schwingung in unterschiedlicher Qualität, die sich in unendlichen Kombinationen im gesamten Kosmos finden. Sie stehen für unterschiedliche Qualitäten im Verlauf eines Schöpfungsprozesses. Von Aleph dem Ochsen, der mit seiner unermesslichen Kraft den Schöpfungsvorgang antreibt, bis zu Taph, welcher die Schöpfung besiegelt und einen neuen Zyklus einleitet. Das Göttliche offenbart sich mit diesen Buchstaben. Es lässt uns teilhaben am großen Werk. Das berührt mich immer wieder tief und erfüllt mich mit Dankbarkeit.
Oezkan: Was haben die hebräischen Buchstaben mit dem Menschen zu tun? Gibt es eine direkte Verbindung zum Körper?
Schamschula: Die Buchstaben sind Symbole der Schöpferenergien. Da wir Geschöpfe sind, schwingen sie stets auch in uns. Wenn wir ihre Qualität erfasst haben, können wir sie nutzen. Zum Beispiel habe ich als Kreative oft Phasen, in denen ich fast platzen könnte vor Ideen, bekomme sie aber einfach nicht in die Manifestation. Dann meditiere ich über „Heh“ das bringt Struktur ins Chaos und ich kann dann aus den Möglichkeiten auswählen und manifestieren.
Wir haben also die Möglichkeit, das Wissen über die Kraft der Buchstaben mit innerer Achtsamkeit auf unser Dasein anzuwenden. Dies gilt selbstverständlich auch für unseren physischen Körper, dessen Intelligenzen unmittelbar auf diese Symbole reagieren. Es gibt Zuordnungen zu den Körperregionen und Organen. Mit dem entsprechenden Wissen kann man Energien von einer Region abziehen oder hinlenken, je nach Beschwerde. Dieses Wissen ist mit äußerster Achtsamkeit anzuwenden und wurde Jahrtausende lang nur dem vorbereiteten Schüler von Mund zu Ohr weitergegeben. Heute dringt es vermehrt an die Öffentlichkeit.
Oezkan: Sprache und Schwingung sind ja zwei nicht voneinander trennbare Begriffe. Alleine schon deshalb, da sich das gesprochene Wort nur durch den Schall, also durch Schwingung ausbreiten kann. Aber haben Worte denn nur eine Botschaft im kognitiven Sinne, oder
eilt ihnen sozusagen eine geistige Energie voraus?
Schamschula: Ich erlebe es so, dass hinter allem immer der eine Wille steht. Keine Manifestation geschieht ohne ihn. Es ist also immer diese geistige Energie da, die das Wort, in seiner Bedeutung als Manifestationswerkzeug, trägt. Bevor ich ein Wort ausspreche, habe ich eine Idee, ein Gefühl oder eine Absicht. Wir kennen alle die Momente, in denen etwas in unserem Geist ist, aber die Worte noch fehlen. Worte sind immer eine Eingrenzung. Sie sind im Grunde schon Manifestation auf subtiler Ebene. In einem seiner Aspekte beschreibt der Buchstabe „Chet“ diese Situation. Er steht für die Fähigkeit der Sprache und bedeutet Zaun oder Feld. Mit Worten ziehen wir einen Zaun oder stecken ein Feld ab, in dem sich nun etwas manifestieren wird.
Oezkan: Können wir mit dem Aussprechen bzw. einer Invokation, einer Anrufung, auf unsere Umwelt Einfluss nehmen bzw. sogar die materielle Welt beeinflussen?
Schamschula: Ja, ganz bestimmt. Alleine der Klang reicht meiner Meinung nach allerdings nicht aus. Ein Wort bedarf der gezielten Absicht des Sprechers und der Verbindung mit einem Bild, um eine Manifestation zu bewirken. Ich denke jeder kennt die Situation, dass er etwas sagt und es bleibt ungehört. Ist der Moment „richtig“, bewegen die gleichen Worte Welten. Gerade Affirmationen sind oft wirkungslos, wenn dem Unterbewussten gleichzeitig mit den eigenen Handlungen das Gegenteil vorgelebt wird. Es bedarf der Verbindung mit dem kosmischen Willen (also der achtsamen Trennung von Egowünschen) und der vollen Konzentration. Dann wird jedes Wort, das wir sprechen, seine Wirkung auf die materielle Ebene haben.
Oezkan: Was haben Formen und Farben mit Heilung zu tun, und inwiefern lässt sich auf künstlerischem Wege erreichen, eigene Situationen, sei es nun eine Krankheit, sei es Stress oder einfach nur Langeweile, auf einen höheren Schwingungsgrad zu bringen – kurz: kann man mit Form und Farbe heilen?
Schamschula: Ja, das ist möglich. Wir sind sinnliche Wesen und stammen aus einer Welt der Harmonien. Jeder Mensch hat ein Empfinden für Proportion, Harmonie und Wohlklang. Das mag individuell schwanken, es gibt aber eindeutig Häufungen des Wohlbefindens bei bestimmten Harmonien. Zum Beispiel dem „Goldenen Schnitt“. In meiner Tätigkeit als ganzheitliche Farbberaterin erlebe ich, wie unterschiedlich Menschen auf Farben reagieren. Es gibt Menschen, die bestimmte Farben als regelrecht unangenehm erleben. Dies entspricht meist einer körperlichen oder emotionalen Blockade. Um sie zu unterstützen, sich diesem Thema zu öffnen, kann es helfen, diese Farbe, möglicherweise auch über den Umweg der betreffenden Komplementärfarbe, langsam in das eigene Leben zu lassen, z. B. mit Bildern oder Wohnaccessoires.
Anders wirken Symbole. Sie sprechen eher die Verstandessphäre an und sind stärker vom kulturellen und intellektuellen Horizont eines Menschen beeinflusst. Da erlebe ich z.B. mit meinen Bildern der hebräischen Buchstaben oft Befremdung und sogar Ablehnung, weil sie häufig mit dem Judentum und dem Staat Israel in Verbindung gebracht werden.
Oezkan: Farben sind die Aspekte des weißen Lichts – deren Aufgliederung. Newton sprach von 7 Farben, Goethe von 6 Farben. Beide Zahlen spielen in der Kabbalah eine wichtige Rolle. So gab es 6 Schöpfungstage und am 7 ruhte der Schöpfer. Es gibt 6 Richtungen und die Mitte, usw.. Gibt es eine „Trennlinie“ wo eine Farbe aufhört und die andere anfängt?
Schamschula: Physikalisch ist das genau definiert. Die individuelle Wahrnehmung ist allerdings sehr verschieden.
Oezkan: Wo haben Kabbalah und die mystischen Strömungen des Ostens, insbesondere Indiens, Gemeinsamkeiten?
Schamschula: Ich habe mich nur sehr rudimentär mit den östlichen Mysterien beschäftigt und dabei immer wieder Übereinstimmungen gefunden. Alle Lehren beschreiben die Eine Wahrheit. Ich meine, dass lediglich die Brille, durch die diese Wahrheit gesehen wird, eine andere Färbung hat. Als im Westen inkarnierter Mensch und mit den westlichen Herausforderungen des Lebens konfrontiert, habe ich mich den westlichen Mysterien zugewendet, um Antworten auf meine hiesigen und jetzigen Lebensherausforderungen zu bekommen.
Oezkan: Die Erde ist unser aller Mutter. Aus ihr wächst Leben jeden Tag. Stimmt es, dass an verschiedenen Orten verschiedene Energien fließen und wenn ja, wie wirkt das auf den Menschen?
Schamschula: Jeder von uns kommt mit einer anderen Aufgabe hierher und benötigt daher unterschiedliche Kräfte zum Wachstum. Unsere wundervolle Mutter Erde bietet jedem Geschöpf den Platz, an dem es sein Werk vollbringen kann. Es gibt also Orte mit unterschiedlichen Energiefeldern, auf die jene Menschen reagieren, die damit in Resonanz sind. Ich bin vor 2 Jahren von Frankfurt/Main nach Innsbruck in Tirol gezogen. Ich habe gefühlt, dass diese Gegend meinem Wachstum jetzt dienen wird und es war so. Irgendwann fühle ich vielleicht wieder, dass ein anderer Ort auf der Erde mich anzieht und werde dort die nötigen Erfahrungen sammeln.
Oezkan: Das Herz ist das Zentrum des menschlichen Körpers. Von hier aus werden Sauerstoff, Wärme und Nährstoffe im gesamten Körper verteilt. In den Bildern die man von Jesus kennt, Friede sei auf ihm und seinen Werken, deutet er oft auf sein Herz. Was hat es damit auf sich? Worin liegt die wahrhafte Kraft des geistigen Herzens?
Schamschula: Oh, ob ich diese Frage wirklich adäquat beantworten kann? Ich versuche es: In der Kabbalah gibt es eine Zuordnung der Sephiroth des Lebensbaumes zu einzelnen Körperregionen. Das Herzzentrum wird Tiphareth, der 6. Sphäre, zugeordnet. Dies ist auch der Sitz des Christusbewusstseins. In einer Einweihungstradition wird es auch als Portal der Adepten bezeichnet. Für mich ist das Herzzentrum dasjenige Energiezentrum, welches genau zwischen den unteren Zentren, die unserer Animal-Natur näher sind, und den subtileren Zentren oderhalb steht. Es hat für mich zwei Aspekte: den der individuellen Liebe, die wir unseren Partnern, Kindern, Eltern etc. entgegenbringen und den der universellen Liebe, die nicht mehr unterscheidet und in Liebe mit der gesamten Schöpfung verbunden ist. Dies hat uns Jesus vorgelebt und das sollte unser derzeitiges Ziel sein. Denn die Menschheit als Gesamtes ist von dieser Schwingungsqualität noch immer weit entfernt.
Oezkan: Vielen Dank für dieses Interview.
Mehr zu Frau Schamschula und Ihrer Arbeit finden Sie unter
www.lisaschamschula.com