In alter Zeit konnten alle Vierbeiner, Vögel, Fische und Insekten sprechen, so dass sie die Menschen verstanden. Damals waren sie mit den Tieren verbrüdert. Im Laufe der Zeit aber vermehrten sich die Menschen so rapide, dass sie die ganze Erde besiedelten. Immer weniger Land blieb den Tieren. Die Menschen hatten Waffen erfunden und verdrängten die Tiere damit immer weiter.
Hinzu kam, dass die Menschen Pfeil und Bogen, Messer, Blasrohre und Speere erfanden und damit begannen die Tiere wegen ihrer Häute und Felle hinzumetzeln. Kleinere Tiere wie Frösche oder Würmer wurden aus reiner Unachtsamkeit totgetreten.
Darum beschlossen die Tiere gegen die Menschen vorzugehen, um für die Sicherheit ihrer Nachkommen zu sorgen.
Der Rat der Bären
Die Bären gründeten unter dem Vorsitz von Alter Weißer Bär einen heiligen Rat auf dem Berg Clingman’s Dome in den Smoky-Mountains.
Man beklagte damals dass die Menschen ihre befreundeten Tiere mordeten, ihr Fleisch verschlangen und ihre Häute missbrauchten, um sich damit selbst zu bekleiden.
Nachdem alle Bären ihren Unmut darüber geäußert hatten, beschloss man einstimmig in den Krieg gegen das Menschengeschlecht zu ziehen.
Zuerst versuchten sie die selben Waffen herzustellen, wie sie auch die Menschen verwendeten. Doch sie sahen, dass diese Waffen nicht für sie geeignet waren. Die Bären begriffen gleich dass sie nur mit den eigenen Klauen und Reißzähnen die Menschen an ihrer weiteren Ausbreitung hindern konnten.
Alter Weißer Bär löste die Versammlung auf und die Bären liefen auseinander, zurück in ihre Jagdgründe der großen Wälder. Leider aber hatten sie nicht beschlossen, wie sie letztendlich gegen die Menschen vorgehen könnten. Hätten die Bären aber einen anderen Beschluss gefasst, wären die Menschen von nun an in Gefahr gewesen. Doch wie es scheint ahnte davon kein Mensch. Weiter wurden die Bären ermordet, ohne sie um Gnade zu bitten.
Der Rat der Hirsche
Als Nächstes versammelten sich die Hirsche, unter Vorsitz ihres Häuptlings Kleiner Hirsch. Er war schnell wie der Wind und keine der Waffen der Menschen konnte ihn verwunden.
Nachdem sich die Hirsche versammelt und beraten hatten kamen sie zu einem Beschluss: jeder Jäger der bei einem gejagten Tier nicht um Verzeihung bitten würde, ihn solle schlimmes Rheuma plagen. Hierzu entsandte der Rat der Hirsche jemanden, der die Menschen der nahegelegenen Indianersiedlung über ihren Beschluss unterrichtete:
Wann immer einer von euch einen der Hirsche töten muss, soll er danach den Geist des Getöteten um Sanftmut bitten. Nur so kann er sich mit dem Stamm der Hirsche wieder aussöhnen.
Wenn nun also ein indianischer Jäger einen Hirsch erlegte, sprang Kleiner Hirsch an jenen Ort, wo der Mensch Blut vergoss. Dort fragte er den Geist des Hirsches, ob sich der Jäger in einem Gebet beim erlegten Hirsch entschuldigte. War die Antwort des Tiergeists ein Ja, war alles in Ordnung und Kleiner Hirsch zog seines Weges. Wenn sich der Jäger aber undankbar entfernte, so verfolgte Kleiner Hirsch die Blutspur, bis er das Lager des Jägers fand. Als unsichtbarer Geist näherte er sich dann dem Menschen und schlug jenen gleichgültigen Jäger mit schlimmem Rheuma, sogar so leidig, dass dieser danach zu einem hilflosen Krüppel verkümmerte.
Ein kluger Jäger dem an seiner Gesundheit liegt, wird darum natürlich das gejagte Wild um Vergebung bitten. Doch es gibt manche, die das rechte Vergebungsritual nie geübt oder gelernt haben. Sie versuchen die Heimsuchung von Kleiner Hirsch damit zu umgehen, dass sie ihre Spur hinter sich durch Feuer beseitigen.
Der Rat der Fische und Reptilien
Als nächstes versammelten sich die Fische und Reptilien. Auch sie grollten gegen das Menschengeschlecht.
In ihrem Rat beschlossen sie, ihren Opfern schlimme Alpträume einzugeben. Nachts sollten in ihren Träumen Schlangen erscheinen, die an ihren Körpern entlangkriechen und sich nach und nach um ihre Glieder winden. Dann fänden sie sich in übelriechenden, schleimigen Pferchen eingeengt, wo man sie zwingt fauligen Fisch zu essen. Wer aber aus solch einem Alptraum erwachte, der würde seinen Appetit verlieren, allmählich krank werden und schließlich sterben.
Darum verschworen sich die Schlangen und Fische, den Menschen diese Alpträume durch die Magie ihrer bösen Geister einzugeben.
Der Rat der kleinen Tiere
Schließlich versammelten sich die Vögel, Insekten und andere kleine Tiere, darunter Frösche, Würmer und Käfer. Auch sie berieten sich aus ähnlichem Grund wie die Bären, Hirsche, Fische und Schlangen. Ihr Vorsteher war die Käferlarve.
Jeder der Anwesenden sollte nun seine Ansichten über die Menschen vortragen und entscheiden, ob man sie als Schuldige ansähe. Sieben stimmten den Menschen zu verurteilen. Wegen seiner Grausamkeit und Ungerechtigkeit gegen die anderen Tiere, sollten die Menschen mit dem Tode bestraft werden.
Zuerst sprach der Frosch:
Wir müssen dafür sorgen, etwas gegen die weitere Zunahme der menschlichen Bevölkerung zu tun. Denn wenn wir ihr keinen Einhalt gebieten, werden wir Tiere gänzlich von dieser Erde verdrängt. Der Mensch sagt, ich sei hässlich – und er tritt nach mir darum. Seht nur die Narben auf meinem Rücken.
Da zeigte er den Anwesenden seine Verletzungen.
Als nächstes trat der Vogel vor die Versammlung und sprach:
Der Mensch reißt mir das Gefieder vom Leibe und verbrennt mir die Zehen. Ein Jäger erschießt meine Artgenossen, spießt sie auf und brät sie über dem Feuer.
Auch andere Tiere stimmten dem zu.
Nur das Murmeltier hatte weniger kritische Worte für den Menschen übrig. Denn nur selten würde es der Mensch verletzen oder gar töten, denn es ist so klein, dass er an ihm kein Interesse hat. Das aber machte die anderen Tiere der Versammlung so wütend, dass sie über das Murmeltier herfielen und es mit ihren Zähnen und Klauen verstümmelten, damit es auch einen vernarbten Rücken bekomme.
Nun schmiedeten die Teilnehmer der Versammlung einen Plan. Jeder nannte eine Krankheit, die dem Menschen schaden und ihn töten solle. Jede neue Krankheit die eines der Tiere erfand wurde von der Käferlarve bejubelt. Die Liste der Krankheiten wurde immer länger und länger, bis eines der Tiere vorschlug, es sollten die Menstruationen der Menschenfrauen gelegentlich tödlich verlaufen. Damit aber war die Liste der Krankheiten beendet. Denn die Vorsteherin der Versammlung, die Käferlarve, war darüber so sehr entzückt, dass sie vor Dank aufsprang und schrie:
Ich bin so froh darüber das manche von ihnen sterben werden, denn manche von ihnen werden so fett, dass sie einfach auf mir herumtrampeln.
Doch da begann die Käferlarve zu taumeln und fiel Kopf über um und schaffte nicht mehr sich wieder aufzurichten. Von da an musste sie sich auf ihrem Bauch kriechen.
Damit scheiterte der Plan der Tiere, ihrer Liste immer neue Krankheiten hinzuzufügen. Wäre das nämlich geschehen, hätte es wohl die gesamte Menschheit ausgerottet.
Als die Pflanzen den Menschen zu Hilfe kamen
Die Pflanzen waren den Menschen gut gesonnen. Als sie von den üblen Machenschaften der Tiere erfuhren, beschlossen sie den Menschen zu helfen. Jeder Baum, Busch und jedes Kraut, selbst Gräser und Mose, beschlossen sich für einige der genannten Krankheiten, als Heilmittel zur Verfügung zu stellen.
Ich sollte dem Menschen eine Helferin sein, wenn er mich in seiner Not in Anspruch nehmen möchte.
So entstanden Heilkunde und Medizin. Jede der Pflanzen aber hat eine Verwendung für alle die Kenntnis ihrer Heilkräfte besitzen. Sie können sie als Heilmittel gegen den teuflischen Pakt der rachsüchtigen Tiere verwenden.
Selbst wenn ein Heiler nicht genau weiß wie er einen Kranken behandeln soll, kann er den Pflanzengeist anrufen, der ihm ein angemessenes pflanzliches Heilmittel zeigt.