Der Prophet Mani - ewigeweisheit.de

Wer war der Prophet Mani?

Die Religion der Manichäer beanspruchte für sich, eine abschließende Offenbarung zu sein. Ihr Prophet Mani verkündete in seiner dualistischen Gnosis die Lehre einer kosmischen Koexistenz von Gutem und Bösem. In mythenreicher Sprache verbreitete Mani eine Weisheitslehre, die gleichermaßen von Bedeutung war für Christen, Juden, Zoroastrier und Buddhisten.

Der junge Mani

Wie Buddha oder Christus, so ist Mani der Ehrentitel für einen Menschen, der durch den „Hohen Geist“ erleuchtet wurde. Die Person auf die sich dieser Erleuchtungsgeist senkte, hieß nach abendländischen Quellen „Curbicius“. Er kam zur Welt am 14. April 216 in der Nähe von Ktesiphon am Tigris (im Reich Babylon, heute Irak), der damaligen Residenz der Perserkönige. Er stammte aus vornehmem Hause. Seine Mutter war von fürstlicher Abkunft (Arsakidin) und bevor sie den Mani zur Welt brachte, offenbarte sich ihr im Traum, die große Bedeutung ihres zukünftigen Sohnes für die Menschheit. Sein Vater Patig (Pattikios) war ein vornehmer Perser aus dem Stamm der Chaskanier, der sich intensiv mit religiösen Fragen beschäftigte. Er war Angehöriger einer gnostischen Täufersekte – den „Elchesaitan“. In diesem Umfeld wurde Mani erzogen. Schon im zarten Alter wurde er dort von seinem Vater in die Lehren und Bräuche jener religiösen Gemeinschaft eingeführt. Er sollte sich von einem erst schwächlichen jungen Mann, in den unermüdlichen Apostel einer neuen Erlösungsreligion verwandeln.

Dann trat ich, Mani, in die Glaubensgemeinschaft der Täufer ein, wo man mich großzog. Als mein Leib jung war, wurde ich durch die Kraft der Lichtengel und die so überaus starken Mächte beschützt, die von Jesus beauftragt waren, zu meinem Schutz.

– Aus dem Kölner Mani-Kodex

Es war eine ungemein spirituelle Zeit in die der Mani hineingeboren wurde. Sein Denken wurde in diesem Umfeld schon früh in religiöse Bahnen gelenkt. Schon als Junge soll Mani wie ein Weiser gesprochen haben. Seine religiöse Berufung äußerte sich jedoch in Opposition zur christlichen Theologie, wich vom christlichen Ritus ab. Dennoch bezeichnete sich Mani, als Apostel Christi, denn er räumte Jesus eine hervorragende Rolle ein. Später wandte er sich von den judenchristlichen Gnostikern, bei denen er aufwuchs, ab. Seine eigentliche Sendung erkannte er in zwei Offenbarungen: im Alter von zwölf und 24 Jahren.

Manichäischer Jesus - ewigeweisheit.de

Jesus Christus als manichäischer Prophet. Bildnis aus der Yüen-Dynastie (14. Jhd.). Auf dem Bild kann man den Christus identifizieren, da er ein kleines Goldkreuz in Händen hält.

Die Sendung

Als der Mani zwölf Jahre alt war, teilte ihm ein Engel – der „Taum“ (= Gott-Genosse) – eine Botschaft aus dem Lichtreich mit. Er gebot ihm die Gemeinschaft seines Vaters zu verlassen (vergl. Jesus als zwölfjähriger im Tempel, Lukas 2:41f):

Verlasse diesen Kult, denn du bist keiner seiner Anhänger. Dir sind auferlegt Reinheit zu halten und von körperlichen Lüsten Abstand zu nehmen. Noch ist die Zeit aber nicht reif, dass du an die Öffentlichkeit trittst.

In den folgenden 12 Jahren beschäftigte sich Mani mit Philosophie, dem altorientalischen Religionssystem „nach der Tradition der Gelehrten Babylons“ und mit den Lehren, der in Südbabylon lebenden Christen. Auch mit den Morallehren des Buddhismus machte er sich in dieser Zeit vertraut. Ferner eignete er sich Sprachkenntnisse an in Persisch, Aramäisch und Griechisch. Als er sein 24. Lebensjahr vollendet hatte, erschien ihm erneut der Taum.

Zu dem Zeitpunkt also, als mein Leib die Vollendung ganz erreicht hatte, flog so gleich jenes höchst wohlgestaltete und machtvolle Spiegelbild meiner Gestalt herab und erschien vor mir […] ‚Friede sei mit dir, o Mani, von mir und vom Herrn (König des Lichtparadieses) der mich zu dir sandte. Er erwählte dich für seine Mission, und gebot dir in deiner Berufung, das Evangelium der Wahrheit zu verkünden, eines aus seiner Gegenwart, und fortzufahren auf dieser Mission mit all deiner Ausdauer.‘

An anderer Stelle heißt es:

Nun ist die Zeit für dich gekommen, dich öffentlich kundzutun und laut deine Lehre zu verkünden.

Ausbreitung des Manichäismus

Mani begann sein öffentliches Wirken im damaligen Reich von Belutschistan (Hochland, dass sich heute über den Osten Irans, den Süden Afghanistans und den Südwesten Pakistans ersteckt). Dort gewann er seine ersten Anhänger. Die Mission die er einleitete, stützte sich auf hohe Beziehungen zum Adel und verfügte darum über bedeutende Mittel und besondere Befugnisse.

Manis Hoffnung richtete sich sowohl auf den Westen, wie auf den Osten. Es sollte sich auch tatsächlich erfüllen – wenn auch erst nach seinem Tod – das sich von Fernoast, entlang der Seidenstraße, bis nach Westeuropa, die Religion Manis verbreitete. Mani sollte seine neue Kirche bis an die äußersten Grenzen des einstigen Reiches der alten Perser verbreiten. Solch missionarisches Streben war ein charakteristisches Symptom der ersten Jahrhunderte nach Christus. Auf Grund des inhaltlichen Gewichts seiner Botschaft, versammelte sich rasch eine sehr große Ökumene um Mani. Trotz dass heute kaum ein Mensch davon weiß, erlangte die Religion Manis, wegen der Vielzahl ihrer Anhänger in Europa, Nord-Afrika und Asien, tatsächlich die Bedeutung einer Weltreligion. Viele seiner Jünger lebten in Mesopotamien, Baktrien, Syrien, Ägypten, Karthago, ebenso in Spanien und Südgallien. Die Länder die er selbst bereiste wurden von Mani in seinen „Kephalaia“, den „Kapiteln“, niedergeschrieben. Die schnelle Ausbreitung dieser Religion stellte aber für die junge christliche Kirche des 4. Jhd. eine ernste Bedrohung dar. So wurde eine Verfolgung der Manichäer durch staatliche Organe geführt und eine Abwehrbewegung eingeleitet. Seit 382 n. Chr. stand im Westen die Todesstrafe für all jene, die sich zum Manichäismus bekannten! Während der islamischen Dynastie der Ummayaden (611-750) hingegen, wurde der Manichäismus in Mesopotamien gedultet und erfreute sich dort sogar einer großen Blüte.

Im 8. Jhd. war die Religion in ganz Zentralasien verbreitet, wie später auch im Reich der Uiguren und in China. 762 wurde unter Bögü Khan der Manichäismus sogar Staatsreligion der Uiguren (heute die größte turksprachige Ethnie in China, im Autonomen Gebiet Xinjiang) und genoss damit Schutz am chinesischen Kaiserhof. Doch ab Mitte des 9. Jhd. wurden die Manichäer auch in China verfolgt, konnten sich dort aber dennoch bis zum 14. Jhd. halten. Erst das Mongolenreich brachte seine endgültige Verdrängung.

Ausbreitung des Manichäismus - ewigeweisheit.de

Schaubild: Ausbreitung des Manichäismus.

Eine universale Religion

Bis heute sind die großen missionarischen Erfolge des Manichäismus nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich trug die große Anpassungsfähigkeit der Manichäer, an die lokalen Bräuche und Gegebenheiten in Ost und West, dazu bei, dass sich diese Religion mehr als tausend Jahre erhalten hat. Mani hatte eine religiöse Sprache entwickelt, die ebenso den westlichen wie den östlichen Regionen der damaligen Welt vertraut war. Den Wortschatz seiner Lehre war im Osten dem Buddhismus, im Westen dem Christentum angepasst. Immer aber blieb der charakteristische Gehalt und die religiöse Identität seiner Weisheitslehre erhalten. Trotz dieser eher heterogenen religiösen Elemente, bot der Manichäismus eine innere Einheitlichkeit. Es war eine echte Religion, in deren Zentrum eine kraftvolle Weisheitslehre stand.

Wiederum sprach er zu seinen Jünger, als er in der Mitte der Versammlung saß: Wie die Sonne, der große Erleuchter, wenn sie kommt in ihrem Aufgang, zur Zeit, da sie in die Welt strahlt, ihre Strahlen ausbreitet auf der ganzen Erde […] die Gerechten, die mir in jedem Lande sind, sind gleich den Strahlen der Sonne.

– Aus den Kephalaia

Von 240 bis 243 n. Chr. unternahm Mani seine erste Missionsreise nach Indien. Doch sein Kontakt mit einigen Repräsentanten der indischen Spiritualität sollte Konsequenzen haben: sowohl für für Indien, wie auch für Mani selbst.

Die letzten Tage Manis

Ardashir (Artaxerxes), der Begründer der Sassaniden-Dynastie, war gestorben. Sein Nachfolger war sein Sohn Shapur I. (Regierungszeit 240–270 n. Chr.). Am Tage seiner Krönung, dem 20. März 242, entschied sich Mani für sein öffentliches Auftreten. Begleitet von seinem Vater Patig, predigte er in seiner Geburtsstadt Ktesiphon, dem zu den Feierlichkeiten, zahlreich erschienenen Volk.

Von Äon zu Äon brachten die Apostel Gottes, unaufhörlich die Weisheit und die Werke in die Welt. So kamen sie in einem Zeitalter in die indischen Lande durch den Apostel namens Buddha; in einem anderen Zeitalter kamen sie ins Land der Perser durch Zarathustra; in einem anderen ins Land des Westens durch Jesus. Danach, in diesem letzten Zeitalter, kam die Offenbarung hernieder und die Prophetie kam durch mich selbst – Mani, den Apostel des wahren Gottes, ins Land von Babylon.

– Aus dem Buch Shapur

Shapur erkannte in Mani den Führer einer neuen Religion. Mani und seinen Predigern räumte Shapur in seinem Reich, offizielle Missionsfreiheit ein. Sie sollten im gesamten Sassanidenreich ihre Lehren verbreiten. Nach dem Tod Shapurs übernahm sein Sohn Hormizd die Nachfolge. Doch kaum ein Jahr später verstarb auch er. Damit fiel der Thron an seinen Bruder Bahram. Der war dem Mani weniger gut gesinnt und veranlasste seine Vorladung in den Königspalast. Im Gegensatz zu der günstigen Begegnung mit Shapur, wurde er sofort nach seiner Ankunft, vom Magier Mobed Karter, unter Anklage gestellt. Er wurde beschuldigt die Anhänger des Zarathustra, durch seine Lehren, ihrer wahren Religion abspenstig zu machen. Auch Bahram war ihm weniger zugeneigt, als einst dessen Vater. Er fuhr ihn an:

Wieso wurde die Offenbarung dir gegeben und nicht uns, die wir die Herren dieses Landes sind?

Mani antwortete:

So ist es Gottes Wille.

Mani verteidigte seine Lehre leidenschaftlich und führte sie auf göttliche Offenbarung zurück. Dem König gegenüber betonte er die Übereinstimmung seiner Lehre mit einer viel älteren, jedoch zeitweilig in Vergessenheit geratenen Wahrheit. Davon war Bahram jedoch wenig beeindruckt. Man verurteilte den Mani, legte ihn in Ketten und warf ihn in einen Kerker, wo er aufrecht an den Wänden in Form des Kreuzes gespannt wurde. Darum sprach sein Jüngerkreis, der ihn in seiner Kerkerhaft besuchte, von einer Ähnlichkeit mit der Passion Jesu. Nach langen schrecklichen Leiden, starb Mani am 26. Februar 277 im Alter von 60 Jahren. Man zerstückelte seinen Körper. Sein Kopf wurde am Haupttor der Stadt Gundeshapur ausgestellt, während man die Reste den Hunden zum Fraß vorwarf.

Es kann nicht abschließend gesagt werden, wieso sich Manis Religion nicht bis zum heutigen Tage erhalten konnte. Vielleicht war sie zu kontemplativ, zu ruhebedürftig, um den Kampf aufzunehmen mit dem Profanen. Sie zielte eben nicht in erster Linie auf die Lösung der weltlichen Schicksale der Menschen.

Wir, die wir zur Rasse der Lichtsöhne gezählt werden, lasst und Mani unsere Blüten schenken. Der geliebte Sohn Jesus Christus, legt dir, Mani, voll Freude die Krone aufs Haupt. Denn sein Bau der geschändet wurde, ihn hast du wieder aufgebaut. Seinen Weg der im Verborgenen war, hast Du wieder beleuchtet. Seine Lehre die verdunkelt war, hast du wieder in die Klarheit gebracht. Seine verborgene Weisheit hast du erklärt.

– Aus einem manichäischen Textfragment

Die Lehre des Manichäismus

An der Spitze der göttlichen Himmels-Hierarchie, steht in der Religion Manis der „König des Lichtparadieses“. Von dort kam der Taum, Manis himmlischer Zwilling, von dem er seinen prophetischen Auftrag empfing. Der Zwilling ist in etwa das, was im Christentum der Heilige Geist vermittelt. Im Buddhismus steht dafür der Buddha Maitreya – der in Zukunft kommende, messianische Weltlehrer.

Ab dem Zeitpunkt, da dem Mani der himmlische Zwilling als sein „Licht-Selbst“ begegnete, fielen alle Beschränkungen von ihm ab, die einen Normalsterblichen im Leben behindern. Von da an war er als engelhaftes Wesen auf Erden gegenwärtig. Von da an war Mani ein Apostel des Lichts.

Ich, Mani, wurde durch die Kraft der Engel und der heiligen Mächte beschützt, die mit meinem Schutz betraut waren. Sie bereicherten mich durch Visionen und Zeichen, die sie mir zeigten, die nur klein und sehr kurz waren, so wie ich sie ertragen konnte. […]

– Ausspruch des Mani

Mit der zweiten Offenbarung wurde er zum „Mani hajja“, dem „lebendigen Mani“, der nun im Stande war sein erlösendes Wissen an seine Mitmenschen weiterzugeben.

In Manis Erlösungslehre verschmolzen verschiedene religiöse Philosophien zu einem neuen Weltbild. Mani bekannte sich offen, zu dem von ihm verbreiteten Synkretismus. Er wurde aus dem Lichtreich von seinem himmlischen Zwilling entsandt, um das Erbe von Buddha, Zarathustra, Jesus Christus und all ihren Vorgängern zu verwirklichen. Mani sah sich als das „Siegel aller gekommenen Propheten“ (ein Begriff der im Übrigen auch von den Muslimen für den Propheten Mohammed a. s. beansprucht wird). Er sah die Lehre seiner prophetischen Sendung nicht nur endgültig: Sie war für ihn universal.

von Zeit zu Zeit (sind) Boten Gottes gekommen mit der Weisheit und den frommen Werken.

– Ausspruch des Mani

Früher verkündete Religionen waren, nach Manis Dafürhalten, spätestens nach dem Tode ihrer Meister verderbt. Er sah den Grund dafür im Fehlen direkter, schriftlicher Aufzeichungen, seitens der Religionsstifter. Im Gegensatz zu Zarathustra, Buddha oder Jesus, schrieb Mani seine Lehren nieder. So sicherte er sie vor Umdeutungen seiner Lehre und verfälschenden Zufügungen oder Auslassungen. Damit wurde der Manichäismus als ausgesprochene Buchreligion begründet. Mani verfasste sieben Traktate, die den Kanon des Manichäismus darstellen:

  1. Das lebendige Evangelium,
  2. der Schatz des Lebens,
  3. die Pragmateia (= der Traktat),
  4. die Geheimnisse,
  5. das Buch der Gigangten,
  6. die Briefe (Episteln) und
  7. die Psalmen und Gebete.

Die Lehre des Mani und seiner Missionare war für alle Zuhörer, gleich ob Christen, Zoroastrier oder Buddhisten, unmittelbar zu verstehen. Auch wenn er versuchte seine Lehre den Begriffen anderer Religionen anzupassen, nahm sie davon keinen Schaden.

Auch wenn man den Manichäismus als Teil der gnostischen Bewegung bezeichnen kann, ging es seinem Religionsstifter jedoch darum, die Lehren allen zugänglich zu machen. Damit unterschied sich der Manichäismus von anderen gnostische Sekten, deren Lehren ausschließlich Initiierten vorbehalten waren. So war es für die Manichäer selbstverständlich auch zu missionieren.

Der Prediger muss unablässig in der Welt umherirren, indem er die Lehre predigt und die Menschen in die Wahrheit führt.

– Ausspruch des Mani

Der Manichäismus war ein Seelendienst, der sich, wie andere Religionen auch, auf die Erlösung der Seele verschrieb. Jedoch glaubten die Manichäer, dass durch die Erlösung der Seele, der Gott des Lichtreichs selbst, aus den Widerwärtigkeiten der Finsterniswelt erlöst würde. Jesus Christus war für sie das einzig großartige Bild, für die Verdichtung des göttlichen Lichts, wie es in einem menschlichen Körper in der stofflichen Welt, den Menschen als Erlöser erschien (vergl. Johannes 12:46, „Licht der Welt“). Was der erste Korintherbrief in 15:45 als „lebendige Seele“ erwähnt, das galt den Manichäern als das „in der Welt leidende Licht Gottes“. Dieses Licht findet sich nicht nur im Menschen. Auch Tiere, Pflanzen und Minerale enthalten es. Der „Essende“, so die Manichäer, nimmt deshalb eine große Verantwortung auf sich, da das Licht, das durch die Nahrung aufgenommen wird, ein Teil des göttlichen Lebens ist. Es liegt also nahe, dass die Manichäer besondere Speisegebote befolgen mussten. Natürlich bereiteten solche Auffassungen über Licht und Leben der Wesen, den Grund für Spott und Verachtung, von seitens christlicher Kleriker (Augustin). Sie sagten über die Manichäer, sie glaubten Gott „mit dem Gaumen“ finden zu können. Man suchte einfach nach Gründen gegen den Manichäismus vorzugehen.

Mani erklärte alle Erscheinungen des Geistes und alle Ideen, als stoffliche Dinge großer Feinheit. Sie alle waren Teil der „Lichtsubstanz“. Die existierende Materie war eine Einmischung der Finsterniskräfte ins Lichtreich. Im Makrokosmos waren die Elemente der Lichtwelt in die geschaffene Welt eingegangen und an ihrem Aufbau beteiligt. Von der himmlischen Welt herab, bis hinunter zum Menschen, leben die Seelenglieder aber in Gefangenschaft, was bestätigt, dass Gott selbst in den Kampf gezogen ist und sich immer wieder selbst, durch die von ihm geschaffenen Wesen, zu erlösen versucht. So eine Vorstellung erfordert das dualistisches Weltbild, wo Gut und Böse nebeneinander existieren.

Die Materie in ihrer Gesamtheit, also auch das, was am Menschen der Stofflichkeit angehört, ist nach Manis Lehre leidenschaftlich, leidvoll und darum ungöttlich. Wie aber bereits angedeutet, trägt nach Manis Lehre der Mensch den göttlichen Funken in sich, als Teilchen des göttlichen Lichts. Diesen Funken kann er zur Flamme entfachen, indem er ein „richtiges Denken“ entzündet. Dieses richtige Denken besteht darin, das er Klarheit über sein wahres Wesen gewinnt. Der Mensch muss seine Gespaltenheit zwischen Licht und Finsternis, zwischen göttlichem Geist und „teuflischem“ Stoff erkennen. Zu dieser Erkenntnis gelangt, wer das Offenbarungswort hört und auch annimmt, das Gott bereits an Adam hat gelangen lassen. Immer wieder wurde es durch die Gesandten und Avataras, wie Buddha, Zarathustra oder Jesus in die Welt gesandt. So sah auch Mani seine göttliche Sendung.

Manichäische Priester - ewigeweisheit.de

Manichäischer Priester beim Schreiben. Gemälde in einem Buch aus Gaochang (Nordchina, Xinjiang) aus dem 8. oder 9. Jhd. n. Chr.

Der dualistische Urzustand

Wie die Lehre Zarathustras, lehrt der Manichäismus eine uranfängliche Existenz, zweier, einander entgegengesetzter Welten: das lichterfüllte Gottesreich und das materielle Reich der Finsternis. Sie äußern sich in der Natur als die Mächte von Gutem und Bösem. Beide existieren parallel, grenzen sich aber haarscharf von einander ab. Diese beiden Welten – die eine entstanden aus dem Urlicht, die andere aus der Urfinsternis – sind unbegrenzt, verhalten sich aber zueinander wie zwei unendlich große Halbkugeln, deren obere die Lichtwelt und deren untere die Welt der Finsternis ist. Den Rahmen der unendlichen Lichthalbkugel bildet der „Vater der Herrlichkeit“. Er ist das übersinnliche Urbild, was man sich als das Himmelsgewölbe der Erde denken kann. Ebenso ewig wie der Vater der Herrlichkeit, ist der Lichtäther das Urbild des irdischen Luftraums, und die Lichterde, das übersinnliche Urbild der Erdscheibe. Sie bilden gemeinsam mit dem Vater der Herrlichkeit eine Dreiheit, die rein geistiger Natur, übersinnlich und ewig ist. Diese drei Teile besitzen besondere Attribute:

  • Das Geistige Leben des Vaters der Herrlichkeit ist gekennzeichnet durch Sanftmut, Wissen, Verstand, Geheimnis und Einsicht. Die Attribute seines reinen Geistes sind Liebe, Glaube, Treue, Altruismus und Weisheit.
  • Die Attribute des Lichtäthers sind identisch mit dem geistigen Leben des Vaters der Herrlichkeit.
  • Die Attribute der Lichterde sind der Lufthauch, Windeswehen, Licht, Licht-Wasser und das Himmelsfeuer.

Die Lichterde entspricht dem übersinnlichen Lichtpararadies, dem ein ewiger Lichtgott vorsteht. Er ist von 12 Wesen umgeben – Urbildern der 12 Tierkreiszeichen.

Entsprechend der Dreiheit des Lichtreichs, existiert eine Dreiheit der Finsternis. Darin steht dem Vater der Herrlichkeit gegenüber der „König der Finsternis“: Cheschucha.

Der König des Rauches der herausgekommen ist aus der Tiefe der Finsternis, der welcher er ist, der Anführer der gesamten Schlechtigkeit und der Bosheit. Der Anfang der Anzettelung des Krieges geschah durch ihn; alle Kämpfe, die Schlachten, die Gefahren, die Niederlagen, die Ringkämpfe. Jener erregt Gefahren und Kriege zusammen mit seinen Welten und seinen Kräften. Alsdann kämpfte er mit dem Licht.

– Aus dem Kephalaia

Gegenstück zum Lichtreich bildet die Geistesmacht der Finsternis – Humama. Diese Macht ist in etwa vergleichbar mit der babylonischen Tiamat – dem Ungeheuer das aus dem finsteren Urmeer des Chaos entstand.
Schließlich entspricht der Lichterde in der Dunkelwelt, die „Erde der Finsternis“ – die „kosmische Hölle“. Auch diese Dreiheit hat ihre Attribute:

  • Der König der Finsternis besteht aus Gifthauch, Glutwind, Dunkel, Nebel und Höllenfeuer.
  • Die Attribute der Geistesmacht der Finsternis entsprechen den Attributen ihres Königs.
  • In der Erde der Finsternis brodeln giftige Quellen, dort wehen Rauchwolken und an finsteren Abgründen sind Sümpfe und dort lodern Flammensäulen.

Aus diesen Elementen der Finsternis ging nun als „Urteufel“ der Satan hervor.

Was den Archonten, den Führer aller Mächte der Finsternis anbetrifft, so befinden sich fünf Gestalten an seinem Körper entsprechend der Gestalt der Merkmale der fünf Geschöpfe, die sich in den fünf Welten der Finsternis befinden. Sein Kopf hat das Gesicht eines Löwen, der aus der Welt des Feuers entstanden ist, Seine Flügel und seine Schultern haben ein Adlergesicht entsprechend der Gestalt der Söhne des Windes. Seine Hände und seine Füße sind Dämonen entsprechend der Gestalt der Söhne des Windes. Sein Bauch und sein Gesicht eines Drachen entsprechend, der Gestalt der Söhne der Welt der Finsternis. Sein Schwanz hat die Gestalt des Fisches, der gehört zu der Welt der Söhne des Wassers. Diese fünf Gestalten befinden sich an ihm, die, welche entstanden sind aus den fünf Geschöpfen, der fünf Welten der Finsternis.

– Aus dem Kephalaia

Der Satan wagte es bis zu den finstern Lichtbezirken vorzudringen, was zur Erschütterung der Lichterde führte. So sah sich der König des Lichtparadieses veranlasst einen neuen Äon hervorzubringen: die Mutter des Lebens. Unter dem Einfluss der fünf geistigen Attribute (siehe oben) und den 12 Herrlichkeiten, kam durch sie der „Urmensch“ in die Welt (der entspricht dem Adam Kadmon der Kabbala). Er wurde zum Kampf gegen den König der Finsternis ausgestattet, mit den fünf Elementen der Lichterde. Nun traf er an der Grenze zwischen Lichtreich und dem Reich der Finsternis, auf den Satan, begleitet von den 12 Archonten (Dämonen). Doch der Satan und die Archonten besiegten ihn, und raubten ihm einen Teil seines Lichts. Doch auf ein siebenmaliges Stoßgebet, sendete ihm der Vater des Lichtreichs die „Lichtfreunde“, mit denen gemeinsam er letztlich den Satan besiegte und die Archonten gefangennahm.

Die Söhne des Lichts führten fünf Kriege mit den Söhnen der Finsternis. Die Söhne des Lichts bezwangen die Söhne der Finsternis in ihnen allen. Der erste Krieg ist der des Urmenschen, des Lebendigen, den er geführt hat mit dem König des Reiches der Finsternis und allen Archonten, die aus den fünf Welten hervorgekommen waren. Er stellte ihnen nach mit seinem (Fischer)Netz, welches die Lebendige Seele ist. Er schloss sie ein wie Fische (mit einem Netz).

– Aus dem Kephalaia

Der Demiurg Satan

Die Entstehung der Welt im Manichäismus

Die „Drei Söhne des Lebensgeistes“ (Freunde der Lichter) töteten die 12 Archonten. Aus ihren astralen Häuten formte die Mutter des Lebens das Himmelsgewölbe über der Erde, was die 12 Sternbilder wurden. Je mehr Licht einer der Archonten dem Urmenschen entzogen hatte, desto heller leuchten die Sterne, die dem Himmelbereich seiner Haut entsprechen.

Im Kampf vermischten sich nun die fünf Licht-Attribute mit den fünf Attributen des finsteren Satans. Hieraus entstanden fünf materielle Elemente:

  • Lufthauch und Gifthauch ergaben die irdische Luft,
  • Windeswehen und Glutwind den irdischen Wind,
  • Licht und Dunkel zusammen die Metalle,
  • Licht-Wasser und Nebel bildeten das irdische Wasser und
  • Himmelsfeuer und Höllenfeuer vermischten sich zum irdischen Feuer.

Aus ihnen entstanden die nützlichen, wie auch die schädlichen Wirkungen von Himmlischem und Höllischem, von Gutem und Bösem, von Lichtem und Dunklem.

Nun befahl der König des Lichtreichs einem Engel – dem Demiurgen – die Erde zu bilden. Das Licht, das in dieser Welt an die Materie gebunden ist, nannte Mani die „Lichtseele“. Sie entspricht dem Leiden unterworfenen Jesus.

Der Ort an den sich die Lichtseele und das Gebet begeben

Zweck des gesamten Weltprozesses ist es nun, das in die Materie eingeschlossene Licht zu befreien. Diesem erhabenen Zweck dienen Gott, die Sonne, der Mond und die 12 Sternbilder. Alle anderen Himmelskörper waren für die Manichäer Dämonen.

Die Lichtseelen, die sich aus der Körperlichkeit entrungen haben, wie auch die Gebete die über die Lippen gesprochen wurden, kehren zu ihrem Ursprung zurück. Den Sternbilderkreis nannte man das „Schöpfrad mit den 12 Eimern“, woraus die im Lichtmeer befindlichen Seelen und Gebete, gemäß dem Schicksal ihrer Besitzer, „geschöpft“ werden. Diese noch nicht völlig von ihrer Materialität befreiten Licht-Elemente, werden durch die 12 Sternbilder dann zunächst zum Mond gebracht – dem Ort der Lichtjungfrau – der Mutter des Lebens (siehe oben). Vom Mond gelangen diese Elemente zur Sonne – dem Wohnsitz des Lebensgeistes, des Urmenschen und seiner Lichtfreunde. Schließlich werden die Lichtseelen und die gesprochenen Gebete, zum höchsten Licht gebracht (vergl. Zentralsonne). Dort werden die Lichtelemente abgesondert und absorbiert, und die „materiellen Schlacken“, werden in den tiefen, um die Welt gezogenen Graben, hinabgeworfen.

Mani sagte, dass es der oben erwähnte Urmensch sei, dem die Haupttätigkeit in diesen Vorgängen zufällt. Er ist der „Vollender der Entsündigung“, weshalb ihn die abendländischen Manichäer den „Jesus impatibilis“ nannten: den „leidensbaren Jesus“. Jesus wird im Übrigen ja auch der „wahre Adam“ genannt, womit ein Hinweis auf diesen Ur-Menschen gegeben ist.

Was aber geschieht mit den übrigen Archonten, die sich außerhalb der 12 Tierkreiszeichen befinden? Schließlich raubten auch sie dem Urmenschen das Licht. Hierzu, so Mani, erschien ihnen eine Lichtgöttin, die die Lichtfunken befreite. Das freigelassene Licht konnte nunmehr geläutert werden. Zum gleichen Zweck erschien den weiblichen Archonten ein männlicher Lichtgott.

Die Rolle des Menschen

Die Archonten strebten danach, ihr geraubtes Sternenlicht, das ihnen Einfluss auf die Erdenwelt gab, aber mit allen Mitteln für sich selbst zu behalten. Einer der Archonten – Sindid, der „Gewaltige“ – kam zu der Erkenntnis, dass, wenn möglichst viel von diesem Sternenlicht in einem Individuum aufgespeichert sei, man ihm dieses Licht entziehen könnte. Das versuchte er dadurch zu erreichen, dass er sich mit fünf anderen Archonten – der Brunst, der Hast, der Habgier, der Lust und der Sünde – vereinigte, woraus Kinder geboren wurden, die er alsdann verschlang (wie der griechische Kronos). Denn diese Kinder hatten den Archonten eine große Menge Lichts entzogen. Danach paarte er sich mit seiner Frau und es kam ein Wesen zur Welt, das alle Eigenschaften dieser sieben Hauptarchonten in gesteigertem Maße besaß: Adam – der erste Erdenmensch. Sein materieller Körper, von den Elementen der Finsternis stammend, gehört zum Reich der Finsternis. Seine Seele aber gehört dem oberen Lichtreich an – denn sie wurde dem Urmenschen (vergl. Adam Kadmon) einst geraubt. Darum stehen auch im Menschen Licht und Finsternis in absolutem Gegensatz. Der erste Mensch Adam erhielt den größten Teil dieses spirituellen Lichts. Bei ihm überwog der lichte Anteil gegenüber seiner finsteren Körperlichkeit. Das Selbe gilt für das zweite Wesen, das Sindid zeugte: Chawa (Eva). Zwei Archonten wurden von Sindid dafür vorgesehen, dieses erste Menschenpaar zu bewachen.

Die fünf lichten Schutzengel der Erdenwelt sahen nun, dass in den beiden neuen Lebewesen das geistige Licht durch die „Finsternis des Körpers“ begrenzt wurde. Sie baten daher die Mächte des Lichtreichs (darunter der Lebensgeist, die Mutter des Lebens), dem in den Banden der Sinnlichkeit schmachtenden Menschenpaar einen Erlöser zu senden. So wurde der Äon Isa gesendet, der die beiden Wächter fesselte und dann den Menschen zeigte, aus was ihr Leib zusammengesetzt ist: Licht und Finsternis. Isa zeigte ihnen wie sie das an ihren Körper gebundene Licht erlösen konnten. Chawa näherte sich ihr Erzeuger Sindid und sie gebar ihm den Kain (diese Überlieferung ähnelt der Tempellegende der Freimaurer), mit dem sie wiederum den lichten Abel und zwei Mädchen zeugte: die „Weltweise“ und die „Tochter der Habgier“. Letztere wurde selbst zur Frau ihres Vaters Kain, die erstere bekam den Bruder Abel. Sie aber wurde nicht von Abel geschwängert sondern von einem Engel, und gebar die beiden Töchter „Kommzuhilfe“ und „Bringehilfe“. Als nun Abel den Kain für den Vater der Kinder hielt und dafür kritisierte, tötete ihn Kain und heiratete dann auch noch seine Tochter „Weltweise“.

Dieses Inzestmotiv ist alt-orientalischen und vorchristlichen Ursprungs, denn es taucht ebenso auf im jüdischen Midrasch Bereshit Rabba, wo Kain seinen Bruder erschlägt, wegen ihrer beiden Schwester Naëmah.

Die manichäische Erzählung fährt nun damit fort, dass die Chawa mittels eines von Sindid gelernten Zaubers, die Zuneigung Adams gewinnt und ihm den Schathil (= Seth, vergl. Genesis 4:25, dritter Sohn von Adam und Eva) gebiert. Er besitzt mehr Lichtelemente als es von Sindid und Chawa eigentlich geplant war. Sie versuchten darum das Kind zu töten. Adam rettete es aber mit Hilfe eines, aus einem Gebet niedergesanden Licht-Äon. Später trennte sich Adam von Chawa und begab sich mit seinem Sohn Seth in den Osten – „der Welt wo Licht und Weisheit sind“. Dort starb er und gelangte alsdann zum Paradies der Lichterde (zwischen diesem Ort und der Erde, soll sich angeblich der Priesterkönig Melchisedek von Salem befinden, als Hüter des vom Guten und Bösen des MakrokosmosAdamgrabes).

Der Mensch steht im Weltprozess auf dem Kampfplatz der Dämonen der Finsternis und den Engeln des Lichtreiches. Manis Lehre zielte hin auf eine Wiederherstellung des ursprünglichen, paradiesischen Zustandes, wo dann das „Böse Prinzip“ dem Guten machtlos gegenüberstehen wird. Bei diesem kosmischen Erlösungprozess, kommt dem Menschen eine große Rolle zu: durch seine Vernunft hat er, in einem Erkenntnisakt, die Verstrickungen der Lichtkräfte im finsteren Reich der Materie (Hyle) zu durchschauen. So ist der Mensch beteiligt als Mikrokosmos, im Kampf von Gutem und Bösem im Makrokosmos. Es ist des Menschen Aufgabe dabei die in der Materie eingeschlossenen „Lichtteile“ zu befreien. Was dabei erlöst wird ist nach Ansicht der Manichäer Gott selbst, denn für sie war die menschliche Seele substantiell mit Gott gleich und damit ein Teil seines göttlichen Lebenslichtes. Es ist hiermit der himmlische Lichtfunke gemeint, der den menschlichen Körper bewohnt.

Ihr Geheiligten, sorgt euch nicht, so ihr in Einklang seid mit Mani, unserem Vater, dem Paraklet (der „Tröster“). Alle göttlichen Wesen ruhen konzentrisch ineinander, ihr Himmelsmenschen. So achtet darauf, dass ihr keinen Zweifel pflanzt in euer Denken, sondern einzig Friede in eure Tat. Ihr Geheiligten, die ihr dem Gesetz Gottes nahe seid, achtet darauf – in drei Dingen ruht Vollkommenheit: im heiligen Gesetz, in der Weisheit und in der Liebe. In diesen dreien sind alle Menschen, die aus Gott sind, vollkommen.

– Ausspruch des Mani

Gebote und Verbote der Gläubigen

Um diese göttlichen Lichtfunken aus der stofflichen Welt zu erlösen, dafür musste sich ein Angehöriger der Religion Manis verantworten. Sein Handeln in dieser Welt zog besondere Konsequenzen nach sich. So war ihm geboten bestimmte Dinge zu unterlassen, was letztendlich den asketischen Charakter der manichäischen Religion unterstreicht.

Den Manichäern war zwar die Mission der Verbreitung ihres Glaubes eine Pflicht, doch es kam ihnen nicht so sehr darauf an wie viele Anhänger die gewinnen konnten, sondern wie viele gute Gemeindemitglieder sie zählten. Unter ihnen gab es die „Vollkommenen“ und die „Hörer“. Die Vollkommenen hatten Gebote zu befolgen, die als die „drei Siegel“ zusammengefasst sind:

  • Das Siegel des Mundes gebot zur Enthaltung von Fleisch, Blut und Alkohol und untersagte das Fluchen.
  • Das Siegel der Hände verbot jedes gegen die göttliche Lichtwelt gerichtete Handeln.
  • Das Siegel des Busens forderte geschlechtliche Enthaltsamkeit.

Die strikte Befolgung solcher Gebote war natürlich nur als ein Mönch unter den Vollkommenen möglich. Darum gab es neben diesen strengen Geboten auch etwas abgeschwächtere zehn Pflichten, die für die Hörer galten:

  • Verbot des Götzendienstes,
  • Verbot des Lüge,
  • Verbot des Habsucht,
  • Verbot jeglichen Tötens,
  • Verbot der Unzucht,
  • Verbot des Stehlens,
  • Verbot des Betrügens und der Verleitung dazu,
  • Verbot der Zauberei,
  • Verbot der Heuchelei,
  • Verbot religiöser Gleichgültigkeit.

Anders als den Vollkommenen, war den Hörern der Genuß von Fleisch und Wein gestattet. Sie durften Kinder zeugen, Handel und Gewerbe treiben und öffentliche Ämter bekleiden. Man riet ihnen jedoch keine Häuser zu bauen und auch keine Bäume zu pflanzen, weil solches Handeln sie zu sehr an diese Welt und ihr Treiben fesseln würde.

Der Manichäismus lieferte seinen Gläubigen nicht nur Gebot und Moral, sondern auch, und vor allem, ein absolutes Wissen, dass ihnen half totale Erkenntnis (Gnosis) zu erlangen. Dieses Wissen führt, so die Manichäer, unvermeidlich zum Heil eines Gläubigen. Es gleicht einer Bestandsaufnahme und einer Erfragung aller wichtigen Einzelheiten, zur Rolle des Menschen und des in seinem Körper eingeschlossenen göttlichen Lichtfunken. Der Eingeweihte erkennt sein wahres Selbst als diesen göttlichen Lichtfunken – als Lichtteilchen des Allgottes im Lichtreich. So sind Gott und Seele also vom selben Licht. Nur die Unwissenden kennen diese Wahrheit nicht. Darum bleibt bei ihnen dieses Licht im Körper gefangen.

Im religiösen System Manis wurde das Drama der Seele und ihr Aufstieg zum universalen Leben, eingehend und plausibel erklärt. Auch die damals lebenden Menschen konnten es verstehen. Niemand musste ihnen geheimnisvolle Gleichnisse erklären, sondern verstanden die Vorgänge im Kosmos direkt. Sie sahen ihre Absichten, wie auch die der rein geistigen Wesen, als Teil eines großen göttlichen Plans – eines höheren Gesetzes, zu dessen Erfüllung sie beitragen konnten.

Die Freude ist gekommen, der Sommer gibt seinen Duft von sich. Öffnet die Tore, entzündet die Lampen. Das Schiff hat angelegt. Das Schiff ist das Gebot. Lade ein dein Gut. Segle mit frischem Wind. Wir haschen nach jedem Augenblick, doch wir vergeuden jeden Tag, denn wir wissen nicht den Augenblick wo alles still wird. Wo sind nur alle Menschen? Sie haben Abschied genommen. Sie sind fort gegangen. O dieses große Wunder, dieses Staunen, das den Menschen erfasst hat. Sie rennen, sie stürmen voran, doch sie eilen umsonst. Viele von ihnen starren in die Ferne, doch vor uns, in uns, liegt ein allgegnwärtiger Tag. Die Wunder sind gekommen und ziehen vorüber. Die Zeichen erfüllen sich. Lasst die weiße Taube in ihr Leben und setz ihr nicht die Schlange vor. Das Königreich ist Liebe – die weiße Taube.

– Ausspruch des Mani

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Auch interessant