Crossier - ewigeweisheit.de

Der magische Schlangenstab der Bischöfe

Während der heiligen Messe halten die christlichen Bischöfe Stäbe, deren obere Enden Schlangenköpfe zieren. Eine recht ungewöhnliche Symbolik für einen christlichen Glaubenshüter, stammt dieser Schlangenstab doch aus archaischer, heidnischer Zeit, die dem heutigen Christentum ganz fremd ist. Doch ist das vielleicht nur scheinbar so?

Die Oberhäupter der spirituellen Gemeinschaften des Altertums, trugen einen Stab, der entweder selbst die Form einer Schlange besaß oder sich als solches Reptil um einen Stab windete. Diese Symbolik entlehnte man wohl aus alten chtonischen Kulten, denn die alten Zauberer hielten solche Schlangenstäbe bei ihren Ritualen.

Auf den ersten Blick, mag solch magisches Utensil also recht „unorthodox“ erscheinen. Doch wenn man die biblischen Schriften aufmerksam liest, finden sich darin einige wichtige Geheimnisse. Jenem verteufelten Reptil nämlich, werden in der Bibel durchaus auch positive Eigenschaften zugesprochen.

Der Crosier

So nennt man den Krummstab des Bischofs. Bei den Katholiken mündet der Stab am oberen Ende spiralförmig in einen Schlangenkopf. Die christlich-orthodoxen Bischöfe tragen hingegen einen Stab, an dessen Ende sich zwei Schlangenköpfe gegenüberstehen.

Die Schlange ist sogar von zentraler Bedeutung im Pentateuch wie auch in den Evangelien. Lassen Sie uns dazu einige Verse der heiligen Schrift ansehen.

Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muss der Menschensohn erhöht werden

– Johannes 3:14

Wenn Jesus Christus im selben Kontext über sich als Menschensohn spricht, den transzendenten Heilsmittler der Endzeit, wie über die Schlange in der Wüste Sinai, scheint die Bedeutung des Schlangenstabes doch tiefer zu liegen, als sie oben vielleicht auf den ersten Blick erschien.

Schlangenstab des Erzbischofs Vladimir – ewigeweisheit.de

Erzbischof Vladimir (1852-1931), Bischof der Russischen Orthodoxen Kirche. Er hält in seiner rechten den typischen doppelköpfigen Schlangenstab der christlich-orthodoxen Tradition. Natürlich erinnert diese Symbolik an den Hermesstab der Griechen.

Da sprach der Herr zu Mose: Mache dir eine eherne (bronzene) Schlange und richte sie zum Zeichen auf; wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben. Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie auf zum Zeichen; und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb am Leben.

– Numeri 21:8f

Diesem Zitat wollen wir noch einen weiteren Hinweis auf die biblische Schlangenthematik anfügen:

Der Herr sprach zu ihm: Was ist’s, was du in deiner Hand hast? Er sprach: Ein Stab. Er sprach: Wirf ihn vor dir auf die Erde. Und er warf ihn von sich; da ward er zur Schlange, und Mose floh vor ihr. Aber der Herr sprach zu ihm: Strecke deine Hand aus und erhasche sie beim Schwanz. Da streckte er seine Hand aus und hielt sie, und sie ward zum Stab in seiner Hand.

– Exodus 4:2ff

Schlange und Hirtenstab also ein und das Selbe? Das Flüchtige im Griff des Fixen? Das Fixe durch den Fall verflüchtigt? Gewiss berühren wir hier die Grundprinzipien der Alchemie. Auch erinnert das Symbol des Schlangenstabes Mose, an jenen Stab des griechischen Heilergottes Asklepios.

Von den Felszeichnungen der Steinzeit, über die Herrschersymbolik des Krummstabes im alt-ägyptischen Reich, bis zur Bildersprache der Bibel: die Schlange war immer schon Trägerin durchaus widersprüchlicher Botschaften. Ihre uralte Symbolik weißt hin auf ihre duale Erscheinungsform: sie tötet, doch ihr Gift heilt auch.

Von der ambivalenten Schlangensymbolik, kündet das Pentateuch auch an diesen Stellen:

Die Schlange war schlauer als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Sie sagte zur Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen? Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen; nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben. Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet sein wie Gott und erkennt Gutes und Böses.

– Genesis 3:1ff

Wenn Pharao zu euch sagen wird: Beweist eure Wunder, so sollst du zu Aaron sagen: Nimm deinen Stab und wirf ihn vor Pharao, dass er zur Schlange werde. Da gingen Mose und Aaron hinein zu Pharao und taten, wie ihnen der Herr geboten hatte. Und Aaron warf seinen Stab vor Pharao und vor seinen Knechten, und er ward zur Schlange. Da forderte Pharao die Weisen und Zauberer; und die ägyptischen Zauberer taten auch also mit ihrem Beschwören: ein jeglicher warf seinen Stab von sich, da wurden Schlangen daraus; aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe.

– Exodus 4:9ff

Das erste mal also, wenn der heilige Stab in der Bibel genannt wird, wird gleich auch auf die heilige Schlange hingewiesen. Das dieses Reptil aber auch ein Symbol für die Klugheit des Menschen ist, darüber lesen wir in den Evangelien:

Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.

– Matthäus 10:16

Schlangenstab des Erzbischofs Vladimir – ewigeweisheit.de

Crosier aus dem 12. Jhd.

Sturz der Schlange

In der hebräischen Bibel, wie auch im neuen Testament, gilt die Schlange als Symbol der Weisheit.

Auf die Doppelnatur der Schlangensymbolik haben wir ja bereits oben hingewiesen: im Bibelvers Numeri 21:8f, ist die auf Erden kriechende Schlange tödlich, als ehernes Symbol am Taukreuz erhöht, jedoch heilend und belebend. Nur aber wer sie auch anblickte, konnte geheilt werden. Wer sich ihrem Anblick verweigerte musste sterben.

Doch eben genau jene eherne Schlange des Exodus, die am Stabe Aarons erhöht war, auch sie wurde später gestürzt, zur Zeit des tugendhaften Königs Hesekiah:

Er tat ab die Höhen und zerbrach die Säulen und rottete das Ascherabild aus und zerstieß die eherne Schlange, die Mose gemacht hatte; denn bis zu der Zeit hatten ihr die Kinder Israel geräuchert, und man hieß sie Nehusthan.

– 2. Könige 18:4

Man betete eben damals die Schlange als solche an und nicht mehr den allmächtigen Gott, für den ihr Symbol ja von Moses errichtet wurde.

Erniedrigt und erhöht – Böses und Gutes

Es gibt einen interessanten Unterschied jener Schlangensymbolik, die wir aus den obigen beiden Versen in Numeri 21 lesen: so ist die erniedrigte Schlange eben jene, die vom Paradiesbaum gestürzt, von da an horizontal auf der Erde kroch und den Menschen mit Giftzähnen biss.

Da sprach Gott der Herr zur Schlange: Weil du solches getan hast, seist du verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du gehen und Erde essen dein Leben lang. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.

– Genesis 3:14f

Vor dem Fall aber, wand sich das Reptil senkrecht um den Stamm des heiligen Paradiesbaumes der Erkenntnis von Gutem und Bösem, im Zentrum des Garten Eden – eben so, wie die von Moses vertikal aufgerichtete Schlange des Exodus. Da war sie noch ein Symbol des Heils, wies ihr Haupt doch gen Himmel.

Als gefallene Schlange Edens aber, ist das Reptil ein Symbol des Todes. Genauer gesagt, symbolisiert die Schlange hier nicht etwa nur Vernichtung, als vielmehr den lebendigen Tod des Sündenfalls. Damit sind gemeint Geburt und Tod, die aufeinander folgen, als zunehmende und abnehmende Phasen im Lebenszyklus des Menschen. Diese Phasen im Leben eines Menschen begleiten Lust und Schmerz (man denke an den Gesichtsausdruck des Empfindenden), durch die ja neues Leben in die Welt kommt (Lust im Zeugungsakt), doch gleichzeitig aus ihr wieder verschwindet (Schmerz des Sterbenden und der Trauernden).

Der Baum der Erkenntnis von Gutem und Bösen aber, befindet sich nicht zufällig in der Mitte des Garten Eden, denn das verweist auf seine polare Qualität. Er ließe sich damit auch mit der rotierenden Erdachse vergleichen, um die, für die menschliche Wahrnehmung, tagtäglich Licht und Finsternis kreisen: vom hellsten Mittag bis zur dunkelsten Mitternacht. In diesem ewigen Kreislauf, sah der Heilige Sankt Gregor von Nyssa (335-395) eine sich drehende Mühle des Lebens.

Mit verbundenen Augen laufen wir um die Mühle des Lebens, schreiten stets den selben kreisförmigen Pfad, auf dem wir immer wieder den selben Dingen begegnen. Lasst mich verdeutlichen, was ich mit diesem kreisförmigen Pfad meine: Begierde, Sättigung, Schlaf, Aufwachen, Leere, Fülle. Von Ersterem jeder dieser Paare, bewegen wir uns zum Letzteren, und kehren wieder zurück zum Ersteren und wiederum zum Letzteren, und niemals endet dieses Laufen im Kreise.

– Heiliger Gregor von Nyssa

Gut und Böse im Zentrum des Kreuzes geeint

Auch wenn wir im Buch Genesis lesen, dass die Schlange Unheil über den Menschen brachte, wäre es vielleicht angebrachter, sie als das zu sehen, was sie wirklich ist. Schließlich sprach sie zu Eva, vom Baum der Erkenntnis von Gutem und Bösem. Somit scheint es mir eher angemessen zu erkennen: die Schlange brachte Böses und Gutes über die Menschheit.

Gemäß den heiligen Büchern, schuf Gott die Welt als Ganzes. Darin schuf er auch die Schlange, in der sich jedoch ein ihm entgegengestelltes, eigenwilliges Prinzip verkörperte. Nur so konnte der Mensch, Gott in seiner Gnade und Strenge erleben – kann der Mensch doch den Sinn hinter dem göttlichen Prinzip, nur polar erfahren, nicht aber aus dem Einen herauskommend erfassen. Doch für jene Einheit steht in der Bibel das Wort „Gott“. Seine Polarität aber, lässt sich nur in den irdischen Erscheinungen erkennen – daher die Schlange als Symbol des Bösen. Als solches, haben Adam und Eva, Gott indirekt erfahren, als Schlange im Garten Eden. Sie ging aus seiner Schöpfung mit hervor.

„Linkes“ und „Rechtes“, die horizontalen Pole der Schlangensymbolik, bilden ein Kreuz mit der vertikalen Schlangesymbolik des „Falls“ und des „Aufrichtens“. Und an einem solchen wurde der Menschensohn (Johannes 3:14) fixiert, durch den aber, gemäß christlichen Glaubens, das Heil über die Welt kam.

Mit dem zuvor Erwähnten, lässt sich das Holz vom paradiesischen Baum der Erkenntnis, jenes vom Stab Aarons und das Holz der Kreuzigung, durchaus als ein und das selbe, symbolische Material deuten. Denn was von diesem Holz, als Frucht Gottes in Form des verbotenen Apfels, einst die nackte Eva dem Adam zu essen gab, wurde später zur Frucht Gottes, die durch die blau gewandete Heilige Mutter Maria, als Jesuskind zur Welt kam. Schließlich starb Jesus als geopferter Christus am Kreuz, dessen Leib dann aber zur Nahrung der Gläubigen wurde, in Form der Hostie.

Baum des Todes und des Lebens, Berthold Furtmeyr – ewigeweisheit.de

Berthold Furtmeyr: Baum des Todes und des Lebens (15. Jhd.)

Der Gekreuzigte als Symbol der fixierten Schlange

Wer den Jesus in den vielen, künstlerischen Darstellungen am Kreuz ansieht, dem müsste auffallen, dass der Körper des Gekreuzigten dort in S-Form hängt (siehe Abb. unten). Das ist gewiss ein Hinweis auf die Schlangensymbolik. Schließlich hatten wir ja auch oben, in Johannes 3:14 gelesen, dass sich der Christus als der Menschensohn, selbst mit der Schlange vergleicht.

Nicht zufällig sieht man in mittelalterlichen Gemälden, an der Unterseite des Kreuzigungsholzes eine Schlange abgebildet. Beide also, Jesus Christus und die Schlange, hängen am Baum und Kreuz der Erkenntnis. Dies mag manchen als üble Behauptung erscheinen. Doch zur Relativierung dieses „Erkenntnisschocks“, sollen die folgenden Betrachtungen helfen.

Man hat sich an das Symbol der Schlange als Bildnis des Bösen gewöhnt. Sicher: das Gift vieler Schlangenarten ist tödlich. Doch als biblisches Symbol besitzt das paradiesische Reptil eine vielschichtigere und tiefgründigere Bedeutung, als man beim oberflächlichen Lesen der Heiligen Schrift, vielleicht vermuten könnte. Man kommt einfach in Schwierigkeiten, die Schlange nur als teuflisch und böse zu brandmarken. Wie auch, liest man doch vom oben beschriebenen Mosesstab der ja selbst mal Hirtenstab, mal Schlange ist.

Eher machte es Sinn, die Schlange im biblischen Kontext genauer anzusehen. Zum einen wird auf die Macht des Todes hingewiesen, die durch das paradiesische Reptil angedeutet wird. Der Tod nämlich, deutet auf das duale Umfeld des Lebens, das sich in ewigen Zyklen wiederholt, durch die immer wieder neu geborenen Körper auf Erden.

Für die meisten Menschen ist der Tod aber das ultimative Ende. Doch die christliche Symbolik der Kreuzigung, ist ein ganz deutlicher Hinweis auf den geopferten Heiland, der durch seinen Tod, den Tod der Menschheit eigentlich überwindet. Ein Gottessohn ergibt sich dem Tode, um den Tod zu bezwingen. So mag es nicht verwundern, wenn der Gekreuzigte auch wirklich in Form einer Schlange am Kreuz aufgerichtet hing.

S-Form des gekreuzigten Leibes Christi – ewigeweisheit.de

S-Form des gekreuzigten Leibes Christi, hier abgebildet im Ausschnitt eines Gemäldes von Albrecht Altdorfer (Kalvarienberg, 1526).

Schlange der Trübsal und des Jubels

In Gemälden, die versuchen den jüngsten Tag zu illustrieren, erscheint eine große Schlange, die in die Hölle abschwenkt. Stirbt ein Mensch, bewegt er sich auf der Spur dieser Schlange. Doch diese Spur führt nicht ausschließlich in die Unterwelt. Vielmehr bewegt sich die Seele des Verstorbenen sowohl aufwärts, wie auch abwärts. Dabei durchläuft die Seele mehrere Schlingen des Schlangenkörpers, die gewiss auch den Sprossen jener Leiter ähneln, der entlang, in Jakobs Traum, die Engel auf- und niederstiegen.

Bei jedem Auf- und Abstieg, bei der sich die Schlange entlang der Stufenleiter windet, wird eine Sünde durch eine Tugend ausbalanciert.

Polare Symbolik des paradiesischen Urreptils

Wir wollen noch einmal zurückkehren zur polaren Symbolik der Schlange am Baum der Erkenntnis von Gutem und Bösem, im Zentrum des Garten Eden. Dieses Bild eines Urreptils, das sich um die Polachse der Welt windet, ist eines der ältesten Symbole überhaupt und daher vorbiblischen, heidnischen Ursprungs. Wir begegnen dieser urzeitlichen Schlange, als einzeln oder doppelt, um eine Achse oder den Stamm eines Baumes windend. Dieses Symbol findet sich bereits im alten Sumer, Babylon, bei den Griechen, sowie auch bei den Azteken.

Viele der wahren Bedeutungen dieser alten Symbole, gingen verloren mit dem Verschwinden dieser Kulturen. Die griechische Mythologie aber liefert uns einige wichtige Anhaltspunkte. Wir finden darin einfache und doppelt gewundene Schlangen erwähnt, die sich um die Stäbe von Asklepios und Hermes winden. Der Stab des Asklepios ist natürlich eng verwoben mit der Symbolik der aufgerichteten Schlange im Sinai. Denn in beiden Fällen ist das ein Zeichen für Heilkraft. Der Heilergott Asklepios stellte seine Medizin her aus dem Blut der Medusa, jenem mythischen Ungeheuer, aus deren Kopf Schlangen wuchsen. Mit Hilfe dieser geheimnisvollen Arznei, soll ihm sogar gelungen sein, einen Toten zum Leben zu erwecken. Das Blut aber, das Asklepios verwendete, stammte aus der rechten Körperhälfte der Medusa. Das Blut der linken Körperhälfte war tödlich.

Hieraus natürlich wird erneut die duale Charakteristik der Schlangensymbolik deutlich: ihr Blut heilt und verleiht ewiges Leben oder macht krank und tötet. Interessant ist auch die Doppelbedeutung des griechischen Wortes pharmakon: zum einen steht es für das Heilmittel, zum anderen für das Gift. Gewissermaßen weist darauf ja auch das Wort „Droge“ hin, dass zum einen mit negativer Bedeutung behaftet ist, jedoch positiv, wenn im Kontext der „Drogerie“ verwendet.

Da stellt sich nun aber die Frage: wie kann ein und das selbe Wort, ein und die selbe Symbolik, zwei so widersprüchliche Sinnzusammenhänge einen?

Im weitesten Sinne des Wortes pharmakon, ist die Droge etwas, das der Natur hinzugefügt wird, um sie zu stärken, doch ist gleichzeitig die Ursache ihrer Mängel – nämlich genau dann, wenn ihr Fehlen zum Verlangen führt: zur Sucht.

S-Form des gekreuzigten Leibes Christi – ewigeweisheit.de

Asklepios mit seinem Schlangenstab (rechts unten).

Die Heilkraft des Opfers

Eines der wichtigsten Worte, die verwandt sind mit dem griechischen pharmakon, ist pharmakos: im antiken Griechenland bezeichnete man damit ein menschliches Opfer, das für Reinigungsrituale vorgesehen war. Die alten Griechen sahen also im pharmakos das pharmakon, durch dessen Opferung der Zyklus der Neubelebung einsetzt. Die Parallele zum geopferten Heiland ist augenscheinig, denn hier steht pharmakos sowohl für den inkarnierten Sohn Gottes, Jesus Christus, und das durch seine Kreuzigung erfolgte Opfer.

Der gekreuzigte Christus eint symbolisch Himmel und Erde, Göttliches und Weltliches. Dabei aber eint er vor Allem auch alle horizontalen Gegensätze, löst sie auf in irdischer Einheit. Er heilt damit also die Dualität der Erkenntnis, durch die Vereinigung der belebenden und tötenden Eigenschaften des pharmakon, im göttlichen pharmakos. All das wird in Christus Eins. Doch in dieser Einung aller Dinge, verschwinden nicht etwa Dualität und Vielfältigkeit. Vielmehr wurzelt in dieser göttlichen Einheit gemeinsam, was im Christentum durch den Heiland Jesus Christus verkörpert wird.

Der Bischofsstab: Symbol der Einigung von Gegensätzen

Wie wir weiter oben festgestellt haben, tritt die Dualität alles Irdischen, im Kontext von Leben und Tod, von Gutem und Bösem, von Lichtem und Finsterem auf. Das sie aber in Wirklichkeit nur zwei Aspekte ein und der selben Wahrheit sind, wird klar, wenn man ihre Verankerung mit der Wurzel des Lebensbaumes sieht. Der Lebensbaum und der Baum der Erkenntnis von Gutem und Bösem: ein und das Selbe (Genesis 2:9)?

Es besteht auf jeden Fall aller Grund zur Annahme, dass der Bischofsstab Symbol für die Einung der Urpolarität jener Gegensätze ist, die hier immer wieder angedeutet wurden. Die beiden Enden des Stabes weisen nach oben und unten, und verbinden damit Himmlisches und Irdisches. Er ist auch, wie wir gesehen haben, ein Symbol für das, was in der Alchemie als das solve et coagula bezeichnet wird: das Prinzip des Lösens und Bindens. Mit dem Hirtenstab führt einer seine Schafherde zusammen und zerstreut mit dem selben auch das Wolfsrudel – wirkt als Segensinstrument und als Waffe des Fluchs.

Der Crosier ist in seiner Dualität (Oben und Unten) also ein Ausdruck der Einheit (wenn ihn der Bischof in seiner Faust hält). Als Stab aus dem Holz des Baumes in Mitten des Paradieses, steht er natürlich für die Polachse, um die sich alle Kreisläufe der Welt drehen, ist doch der Umfang des Kreises immer der Ausdruck seines Zentrums.

1 Kommentar
  1. In Eleazar Abrahams Uraltem
    In Eleazar Abrahams Uraltem Chymischen Werk findet man ebenfalls eine Schlange die an eine Art Kreuz genagelt wurde mit dem Hinweis „Zerteile Sie“.

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