Unser Bewusstsein beschränkt sich generell auf Gefühle, Intuitionen, Emotionen und unser Denken. Letzteres aber bildet sich aus mehreren Formen der Geistigkeit, über die der eine verfügt, die dem anderen aber fehlen. Grundsätzlich aber ließen sich die sieben folgenden Geistesformen des Menschen von jedem unter uns entwickeln.
Das Wort Geist nun wird recht uneinheitlich verwendet und bevor wir uns im Folgenden seiner genannten Formen zuwenden, wäre wichtig zuerst einmal festzulegen, wie wir das Wort verwenden wollen. Denn wenn man von „Geist“ spricht, kann damit ja auch einfach ein nicht-körperliches Leben bezeichnet werden, was man im alten Griechenland einen Daimon, später auch als Dämon bezeichnete.
Wenn es hingegen im theologischen Kontext verwendet wird, als etwa der „Geist Gottes“ oder der „Heilige Geist“, ist damit ein Agens gemeint, eine wirkende Kraft oder ein treibendes, wirkendes Prinzip, dass eher den Zweck eines Boten erfüllt.
Damit wären wir dem, was wir im weiteren Verlauf definieren wollen, aber schon ein ganzes Stück näher gekommen. Denn hier ist es eben der Geist des Menschen, der ja eine ähnliche Rolle übernimmt: Er ist Mittler für das was sich zwischen Wahrnehmen und Handlung bewegt.
Allgemein sind beim Menschen mit Geist die kognitiven Fähigkeiten gemeint, die neben dem Bewusstsein auch auf seine Fähigkeit zu lernen, sich zu erinnern, zu imaginieren, zu überlegen und zu bewerten hinweisen. Wobei sich hier wohl auch noch verschiedene andere Begriffe anfügen ließen, die auf des Menschen geistige Fähigkeiten anspielen, uns aber nicht weiter interessieren.
Es lassen sich die geistigen Formen, die der Mensch in seinem Leben verwendet, grundsätzlich auf sieben verschiedenen Stufen des Bewusstseins erklären.
Paradigma
Hier geht es um eine grundsätzliche Denkweise, die sich an eine existierende, sozusagen „vorgedachte“ Form angleicht. Es ist ein Denken das gezeigt oder quasi „geführt“ wird von einem Vordenker (griech. paradeigma, aus „para“, „neben“ und „deiknymi“, „zeigen“).
Im Kontext einer Gesellschaft etwa ist das das Befolgen von Denkweisen, die durch ein Vorbild geprägt sind, das heißt also durch jemanden der durch seine Weltanschauung ein „gutes Beispiel“ für die Sicht auf das Leben und die Dinge liefert. Darunter fällt etwa auch die Meinung von Lehrern, wie Dinge zu verstehen seien, damit also einen Standard oder ein Muster für Denkweisen vorgibt.
Damit ist ein Paradigma die Grundlage allen Vergleichens und Beurteilens, ohne selbst die dazu vielleicht aber notwendige Erfahrung selbst gemacht zu haben. Vielmehr ist es ein Pol, an dem sich das Denken eines Menschen ausrichtet und von dem ausgehend er sich in seinen Meinungen und Absichten orientiert.
Techne
Wie der Name bereits vermuten lässt, geht es hierbei um das, was in heutiger Zeit auch „Technik“ genannt wird. Und dabei ist der Begriff sehr weitläufig interpretierbar, da er sich in eigentlich allen Lebensbereichen anwenden lässt. Aber eben die Anwendung ist das, was alle diese Bereiche, als deren Essenz zusammenfasst. Damit ist also jene Form des Geistes gemeint, die einen praktischen Nutzen zur Verfügung stellt, mittels dem geschulten Geist sich komplexe Handlungsmuster durchführen lassen, die durch Übung und Schulung zur Perfektion gebracht werden können.
So also steht Techne für ein Verständnis oder einen Sachverstand, der sowohl einem Künstler, einem Wissenschaftler oder einem Handwerker als explizites Wissen zur Verfügung stehen.
Episteme
Es geht hierbei um die Erfassung des Richtigen. Das heißt, einer Unterscheidung zwischen dem was dem Menschen an Gegebenheiten zur Verfügung stehen, aber auch anhaften, und dem was jemand in Form des Erkennens einer höheren Wirklichkeit ist, das also, was sich abspielt jenseits allen wahrnehmbaren oder greifbaren Erkennens.
Gewissermaßen ließe sich die Episteme als eine höhere Form eines Paradigmas erklären, wo sich die Schemata der Wahrnehmung, kulturellen oder sprachlichen Voraussetzungen angleichen (müssen). Spricht man zum Beispiel eine Fremdsprache perfekt, bewegt man sich automatisch auch in einem anderen kulturellen Feld, was das eigene Denken in die Erkenntniswege eines damit verbundenen Wertesystem überführt.
Phronesis
In seinem Leben entwickelt ein Mensch die Fähigkeit, durch sein Wissen und seine gemachten Erfahrungen, zu einem angemessenen Verhalten und Handeln zu kommen. Man nennt das auch die Vernunft eines Menschen. Während die Episteme sich noch auf das Allgemeine richtet, richtet sich Phronesis auf den einen konkreten Fall. Man könnte auch sprechen von Klugheit, dass dem moralisch Guten oder ethisch Angemessenen entspricht, dass ein Mensch jenem Wertesystem der Episteme entnahm.
Wenn man außerdem Phronesis mit dem Wort der menschlichen Vernunft gleichsetzt, so bestimmt sie als Wissen auch ein daraus besonnenes, vielleicht tapferes oder gerechtes Handeln eines Menschen, wenn es um das eigentliche Tun geht, um sich in einer ganz realen Angelegenheit richtig zu verhalten.
Nous
Dieses griechische Wort ließe sich etwa als „Ahnung“ beschreiben, doch ebenso als ein mit Sinneswahrnehmungen vor sich gehendes Denken, ein „Wittern“ etwa. Platon grenzte Nous als einen Bereich von allem sinnlich Wahrnehmbaren ab, da hiermit gemeint ist was sich allein durch den menschlichen Geist erfassen lässt, ein höherer Intellekt also, der das unmittelbare Erfassen eines ganz deutlichen Sachverhalts, allein durch Denken, oder vielmehr einen „Geistesblitz“ feststellt.
Aristoteles unterschied zwischen einem Nous der tatsächlich erkennt, doch ebenso falsche Annahmen als richtig erfassen will. Darin wird das Denken selbst zu dem was es denkt. Was oben als Wittern angedeutet wurde, ist damit der erste Ansatz etwas Formartigen, im eigentlich Formlosen des Geistes, der aber durch den Verstand als etwas Beschreibares und Erklärbares entsteht. So wird aus der geistigen Möglichkeit zu sein, eine denkbare Wirklichkeit des Geistes.
Metis
Eigentlich ist Metis eine Okeanide aus der griechischen Mythologie, die die erste Geliebte des himmlischen Göttervater Zeus ist, mit der er eine Tochter zeugte: Die Weisheitsgöttin Athene. Nicht aber brachte sie Metis zur Welt: Athene war eine „Kopfgeburt“ des Zeus.
Metis Name bedeutet wörtlich „kluger Rat“, steht aber vor Allem für den Scharfsinn eines Menschen und damit sein praktisches, implizites Wissen. Man nennt sie auch die Bewirkerin aller rechten Dinge. Sie steht für eine geistige Gewissheit die jemand in sich aufzusteigen verspürt und er demnach, allem Zweifel erhaben, so handelt, dass selbst die unmöglichste und vermeintlich schwierigste oder gefährlichste Situation ihn zu dem bringt, dass er ganz gleich welche Widerstände sich auch vor ihm auftuen mögen, dennoch sein Ziel erreicht – vollkommen einfach und ohne Schwierigkeiten.
Sophia
Für die Gnostiker steht der griechische Name Sophia für die göttliche Weisheit. Sie ist die Gefährtin des Christus, ist sein weibliches Gegenstück. Sophia und Logos bilden die zwei geistigen Pole von Weisheit und Vernunft.
Sophia ist gewissermaßen die höhere Form der Phronesis, da sie nicht über erlerntes Wissen verfügt, sondern die Wahrheit der Dinge in ihnen selbst erkennt und damit keiner Beschreibung bedarf, die ihr erst erklären müssten. Was ihr Wesen und Sein bedeuten erkennt sie ohne Lehre. Man könnte im Übertragenen Sinne auch von einem „Erdulden“ der Wirklichkeit sprechen, was in Sophias Wirkung eben ein Wissen hinterlässt, das dem Handwerk eines Steinmetzes ähnelt, der geduldig eine Statue behaut und sie damit allmählich ihre erwünschte Form erhält. Sophia ist damit also ein reales Wissen durch Eingebung.
In der christlichen Mystik erhielt die Sophia außerdem das Attribut der vierten Person, die außerhalb der göttlichen Trinität (Vater, Sohn und Heiliger Geist) wirkt, im Geiste der Theotokos, der Gottgebärerin Mutter Maria.