Seit Jahrtausenden wissen die Eingeweihten: was man isst beeinflusst nicht alleine das körperliche, sondern auch das seelische Wohlbefinden. Allmählich wird dieser Glaubenssatz auch von der modernen Schulmedizin anerkannt. Darum verkünden heute immer mehr Gesundheitsexperten: gesundes Essen beflügelt unseren Geist und macht uns auch emotional beständiger.
Psychiater haben bisher aber nur im Gehirn nach den Ursachen für seelische Probleme gesucht. Was man früher noch als absurd abwinkte, scheint heute aber immer mehr mit einbezogen zu werden in die „Anamnese“: Es besteht der Verdacht, dass ungesundes Essen nicht nur dick und krank macht, sondern Depressionen begünstigt oder sogar auslösen kann. Woran das liegt, wollen wir im Folgenden anschauen.
Bestandteile der Nahrung
Jedes Nahrungsmittel setzt sich vor allem aus drei Hauptbestandteilen zusammen, die für den Stoffwechsel und die Ernährung des Körpers von Bedeutung sind: Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette. Menschen aber sind geistige Wesen, die im Leben Entscheidungen Leben treffen müssen. Darum ist die sogenannte Gehirnnahrung von hoher Wichtigkeit: dazu zählen die antioxidativen Vitamine A, C, E, B12, das Beta-Karotin (Provitamin A) oder Folsäure. Auch die Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in Fisch enthalten sind, gehören zu dem, was man zu den „schlau machenden Nahrungsmitteln“ zählt. Dies sind Stoffe, die unmittelbar dem Nervensystem des Gehirns helfen.
Allerdings sind nicht in jedem Nahrungsmittel ausreichend Stoffe enthalten, die direkt auf das Gehirn wirken. Doch auch die inneren Signale, die von anderen Körperbereichen ausgehen, teilen unserem Gehirn mit, dass es entweder einen Grund gibt sich wohl zu fühlen, oder „versenden“ Warnsignale, die uns bewusst machen: etwas stimmt nicht.
Wie wir auf eingenommene Nahrung reagieren
Man könnte grundsätzlich vier ernährungstechnische Faktoren aufführen, die für Glück und Unglück mitverantwortlich sind:
- Die in der Nahrung enthaltenen, oben aufgeführten Substanzen (z. B. Vitamine), wirken auf unser Enzymsystem.
- Den Magen-Darm-Trakt durchzieht ein sehr empfindliches und ausgedehntes Nervengeflecht. Man spricht hier manchmal sogar vom „zweiten Gehirn“. Gut möglich, dass in Zukunft, sogenannte „seelische Probleme“, auch im Verdauungstrakt behandelt werden. Denn von hier aus werden direkte Signale in die Gefühlszentren des Gehirns gesendet.
- Auch das Immunsystem reagiert auf die eingenommene Nahrung und kann die Stimmung drücken.
- Außerdem ist die Menge und Beschaffenheit der Bakterien, die etwa in unserem Darm bei der Verwertung der Kost helfen, mitverantwortlich für unser Wohlbefinden.
Frische macht glücklich
Es hat sich bewahrheitet, dass frisches Gemüse, Früchte und Vollkorn, also vollwertige und frische Kost in der Ernährung, das Risiko senken, an Depression zu erkranken. Daher auch der Trend hin zu Rohkost. Die alleinige Einnahme verarbeiteter Lebensmittel, die zum Beispiel frittiert, gekocht oder anderweitig erhitzt wurden, steigert das Risiko für Erkrankungen. Ebenso besitzen Weißmehlprodukte und Zuckerspeisen eher negative Aspekte.
Es wäre jedoch falsch, alle Nahrungsmittel, die nicht zu den heute so oft angepriesenen Superfoods gezählt werden, einfach nur zu verurteilen. Es kommt auf die Ausgewogenheit der aufgenommenen Nahrung an. Da erinnere ich mich gleich an eine interessante Bemerkung des amerikanischen Anthropologen Carlos Castaneda, der in einem seiner Bücher, seinen indianischen Lehrer Don Juan mit den Worten zitierte: „Sich etwas zu versagen, ist ein ‚extremes sich gehen lassen‘.“
Wer sich etwas kategorisch verbietet, dessen unbewusstes Handeln wird ihn nur dazu bringen, genau das Gegenteil von dem zu erreichen, was er sich eigentlich, durch das selbst auferlegte Gebot, erhofft in seinem Leben zu verbessern. Man denke etwa an Esssucht: man verbietet sich in Gegenwart anderer übermäßig viel zu essen, verbringt dann aber vielleicht heimlich mit Essen.
Müdes Essen
Jedes Essen enthält besondere Bestandteile, die wie ein Medikament auf das Gehirn wirken können. Sind diese Substanzen jedoch minderwertig, wie etwa gesättigte Fettsäuren, werden im Gehirn Botenstoffe ausgeschüttet, die müde machen.
Müdigkeit und Niedergeschlagenheit sind auch Symptome, die einhergehen mit Depressionen und seelischer Verstimmtheit. Darum könnte es durchaus sein, dass die steigende Häufigkeit seelischer Leiden, in Ländern wie den Vereinigten Staaten oder Deutschland, mit dem Konsum fettiger Nahrung zu tun hat (Hamburger, Braten, Frittiertes).
Gesundes Essen für psychische Stabilität
Es wäre jedoch falsch zu behaupten, dass jemand nur deswegen Depressionen oder Angststörungen hat, da er sich falsch ernährt. Die Umstände aber werden je nach Ernährung stark begünstigt oder getrübt, und entscheiden, ob es jemandem seelisch gut oder schlecht geht. Ganz sicher also sind es immer verschiedene Einflüsse, die an einer seelischen Krankheit mitwirken.
Wenn sich jemand aber seiner psychischen Probleme entledigen möchte, sollte er am Besten zuerst danach suchen, was sich am ehesten und am einfachsten korrigieren lässt. Darum: Eine allmähliche Ernährungsumstellung kann jeder selbst vornehmen.
Was gesund für den Körper ist, wirkt auch auf den Geist und die Emotionen zurück: Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, pflanzliche Öle und vielleicht statt Fleisch mehr Fisch. Auch wer nicht zu viel isst, ist auf gutem Wege, sich in eine ausgewogene seelische Haltung zu bringen.