Illustration: Augustus Knapp

Die Tempellegende der Freimaurer (Teil 1)

Also sei es mit dem Hause, das du baust: Wirst du in meinen Geboten wandeln und nach meinen Rechten tun und alle meine Gebote halten, darin zu wandeln, so will ich mein Wort mit dir bestätigen, wie ich deinem Vater David geredet habe

– 1. Könige 6:12

Als Salomon vier Jahre König über Israel war, da baute er dem JHVH (JHVH ist der unaussprechliche Name des Herrn, in der Bibel häufig als Jahve oder Jehowah bezeichnet) ein Haus: den Tempel zu Jerusalem. Der befreundete und verbündete König Hiram von Tyros sandte ihm aus Phönizien einen Architekten, unter dessen Befehl die Bauleute Salomons gestellt wurden. Dieser Baumeister war der große Hiram Abiff.
Um seine sagenhafte Abstammung ranken sich Legenden, von denen hier die folgende erzählt sei.

Die Erde wurde aus der finsteren Erdflut von den Elohim erschaffen. Einer der sieben Elohim, einem feurigen Drachen ähnlich, heiratete die Urmutter Eva. Sie war der erste Mensch auf Erden und brachte einen Jungen zur Welt: Kain – Sohn des Feuers.
Ein anderer der Elohim, der JHVH, schuf Adam aus Lehm und vermählte ihn mit der Mutter Eva. Aus dieser Verbindung ging Evas zweiter Sohn hervor: Abel – der Hauch JHVHs.
Kain und seine Nachkommen stammten vom Feuer ab, Abel und seine Nachkommen waren aus der Erde hervorgegangene Menschen. Da nun Eva das Verbot JHVHs übertrat vom Erkenntnisbaum zu kosten, unterwarf er wegen ihres Ungehorsams später die Kinder ihres ersten Sohnes Kain der Familie des Abel.
Während nun Kain trotz harter Arbeit auf seinen Äckern nur wenig Ertrag erzielte, hütete Abel entspannt seine Vieherden. JHVH verwarf jedoch all die Opfergaben die ihm Kain darbrachte, während er das geschlachtete Fleisch Abels anerkannte. Damit säte er Zwietracht zwischen den beiden Brüdern und ihren Familien, was schließlich im Brudermord Kains an Abel endete. Darum verfolgte JHVH den Kain und seine Familie und machte sie den Söhnen des erschlagen Abel zu Untertanen. Doch die Kainskinder waren eigentlich edle Leute, durch welche die Künste, die Musik und die Wissenschaften in die Welt kamen.

Henoch, der Sohn Kains, lehrte die Menschen die Kunst Steine zu behauen. Von ihm bekamen sie das Wissen Tempel und Häuser zu errichten und bürgerliche Gesellschaften zu gründen. Ein anderer Nachkomme Kains war Methusael. Er erfand die 22 heiligen Buchstaben und das T-Symbol (das Tau-Zeichen oder Ankh-Symbol), das als Erkennungszeichen für diejenigen wurde, die vom Feuer abstammten. Lamech, ein Sohn des Methusael, hatte vier Kinder: Jabal, der Erfinder der Gerberei, Jubal der Erfinder der Harfen und Zimbeln, Naamah, die Mutter der Webkunst und Spinnerei. Tubalkain war der Stammvater der Bronze- und Eisenschmiede und Metallhandwerker. Er baute den ersten Schmelzofen und grub Höhlen in die Berge, um sein Geschlecht vor der kommenden Sintflut zu schützen. Doch trotz der Schutzhöhlen überlebten nur Tubalkain und sein einziger Sohn.

Nun hatte der Stammvater Noah, ein anderer der Nachkommen Lamechs, ja drei Söhne: Sem, Ham und Japhet. Ham half seinem Vater beim Bau der Arche und war einer der anderen Überlebenden der Sintflut. Als nun Noah mit seinen Söhnen seinem Halbbruder Tubalkain begegnete, da verliebte sich die Frau seines Sohnes Ham in den Sohn des Tubalkain und machte ihn zum Vater Nimrods. Nimrod wurde später Gründer der Stadt Babylon.
Tubalkain heiratete wieder und zeugte den Adoniram. Er sollte von jenem Elohim, dem sagenhaften Vater Kains, dazu berufen werden das Heer der freien Männer anzuführen. Sie sollten sich später mit den Nachkommen Kains verbinden – den Söhnen des Feuers. Aus ihnen wurden die großen Denker, die den Fortschritt der Menschheit anführen sollten. Ein Sohn aus der Ahnenlinie des Feuers war Hiram Abiff – Architekt und Baumeister des Tempels zu Jerusalem. Neben vielen Prachtbauten errichtete Hiram Abiff auch den goldenen Königsthron.

Trotz seiner grandiosen Baukünste und genialen Kunstarbeiten war er unter den ihm unterstellen Maurern verhasst. Es war wohl ihr Neid auf seine genialen Fähigkeiten die ihn so unbeliebt machten. Auch König Salomon beneidete Hiram Abiff wegen seines großen Ruhms.

Illustration: Augustus Knapp

Der König aber war wegen seiner Weisheit weit über die Grenzen seines Reiches hinaus berühmt. Auch die Königin der Sabäer, die schöne Balkis erfuhr von Salomons Weisheit.

Sie reiste darum nach Jerusalem um die Wunder seiner Herrschaft kennenzulernen.
Salomon bereitete ihr einen überaus festlichen Empfang und zeigte ihr seinen gerade vollendeten Tempel. Sie war voller Bewunderung für alles was ihr der König zeigte. Ihre Schönheit aber nahm das Herz des Salomon so sehr gefangen, dass er sich in sie verliebte. Doch bei ihrem zweiten Besuch im Tempel hegte sie den Wunsch auch den geheimnisvollen Baukünstler kennenzulernen, der so großartiges am Tempel vollbracht hatte. Nur nach langem Zögern gewährte ihr Salomon den Wunsch. Sie sah ihn auf einem behauenen großen Quader stehen. Hiram zeichnete mit seiner Hand das mystische T-Symbol in die Luft, als plötzlich all seine Arbeiter zu ihm gelaufen kamen. Das beeindruckte Balkis zutiefst und als ihr Hiram dann einen Blick zuwarf, erbebte ihr Inneres regelrecht. Salomon glühte vor Eifersucht und ersann sich einen Plan, wie er seinen Nebenbuhler zu Grunde richten könnte.

Unter den Tempelarbeitern befanden sich drei Gesellen: der syrische Maurer Fanor, der phönizische Zimmermann Amru und der hebräische Grubenarbeiter Methusael. Sie konnten Hiram nicht ausstehen, da er sie wegen ihrer Trägheit für unfähig befunden hatte und nicht in den Meistergrad der Maurer erheben wollte. Für Salomon war das eine gute Gelegenheit durch diese drei Gesellen gegen Hiram seinen hasserfülltes Kalkül zu verwirklichen.

Der Tempel war fast fertig. Seine Vollendung sollte durch das Meisterstück des Hiram Abiff gekrönt werden: das Eherne Meer – ein großes bronzenen Becken, was den Ozean darstellen sollte und womit Hiram die Spannung und Feindschaft zwischen den Kain- und Abel-Söhnen zu versöhnen gedachte. Dieses riesige Becken war als Schmuck für den Vorhof des Tempel vorgesehen. Hätte Hiram nun dieses Meisterwerk wie geplant ausführen können, wäre seinem Ruhm die Krone aufgesetzt worden. Unter keinen Umständen aber wollte Salomon dass ihm der Guss gelang und beauftragte die drei Gesellen das Werk zu korrumpieren.

Viele Neugierige kamen an den Jordan, wo das große Ereignis in der Gießerei von Adama geschehen sollte. Auch die schöne Balkis war anwesend. Hiram Abiff gab also Anweisung die glühende Erzschmelze in die dafür vorgesehene Form zu gießen. Doch als der Guss die Form bereits gefüllt hatte verhinderten die drei Verschwörer die Ströme flüssigen Erzes zu stoppen. Die feurige Schmelze strömte deshalb über die Form und ergoss sich heiß brennend über die Erde. Die versammelte Menge ergriff panisch die Flucht, um den tödlichen Feuerfluten zu entkommen. Vergeblich versuchte Hiram, der trotz des Unglücks göttergleiche Ruhe bewahrte, die heiße Schmelze mit großen Wassermassen aufzuhalten. Doch das führte zu heftigen Explosionen die einen Feuerregen auslösten. Hiram verblieb alleine auf dem Schauplatz seines Unglücks und bemerkte wegen seines Grams nicht die herannahenden Feuerfluten. Plötzlich ertönte von oben eine sonderbare Stimme die rief: „Hiram! Hiram! Hiram!“

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