Der höchste Planet des Himmels, Saturn genannt, hat in unserer Meisterschaft die geringschätzigste Autorität und ist gleichwohl der vornehmste Schlüssel der ganzen Hohen Kunst.
Er befindet sich aber auf der niedrigsten Staffel und bekommt nur kleinestes Ansehen in unserer Kunst. Obwohl er auch durch seinen schnellen Flug sich in die höchste Höhe über alle Lichter aufgeschwungen hat, muss er dennoch in Abschneidung seiner Federn bis zur allerniedrigsten Scheinung gebracht und durch seine Verderbung in Verbesserung kommen, damit schwarz in weiß und weiß in rot verwandelt werde. Er muss auch durch den Lauf der Farben der ganzen Welt die anderen Planeten durchlaufen, bis er zuletzt die Hoffarbe des triumphierenden Königs angenommen hat.
Selbst wenn Saturn für aller Welt wenig geachtet wird, so hat er doch solche Kraft und Stärke in sich, dass wo sein herzliches Wesen, welches über alle Maße eine unbegreifliche Kälte ist, in den laufenden, feurigen und metallischen Körper getrieben wird, solchem das laufende Leben genommen und zu einem solch geschmeidigen Leib wird, wie es der Saturn selbst ist, doch einer viel besseren Beständigkeit unterworfen ist, welche Veränderung aus Merecurius, Sulphur und Sal ihren Ursprung und Anfang und gewisses Ende hat. Für manchen mag dies schwer zu verstehen sein, und das ist es auch. Aber während die Materie gering ist, so muss der Verstand scharf und hoch sein, damit ein ungleicher Stand in der Welt bleibt. Durch die Dienung erkennt man den Unterschied zwischen den Knechten und den Herren.
Aus dem Saturn kommen viele verschiedene Farben hervor. Diese werden durch Zubereitung und die Hohe Kunst gemacht: schwarz, grau, weiß, gelb und rot. Alle anderen Farben aus der Vermischung dieser. Also muss die Materie aller Weisen auch viele Farben überwinden, ehe der grosse Stein zu gewisser Vollkommenheit erhaben wird. Denn so oft dem Feuer eine neue Pforte des Eingangs geöffnet wird, so oft gibt es eine neue Form und Gestalt der Kleidung zur Ausbeute, bis der Arme selbst Reichtum erlangt und gesichert hat, und keiner Entlehnung mehr bedürftig ist.
Wenn die edle Venus im Besitz Ihres Königreiches ist, dann teilt sie nach Gewohnheit des königlichen Hofes, die Ämter gebührlich auf.
Die Venus steht für die Musik und trägt eine schöne, rote Fahne worauf man ein schön gemaltes Gemälde in grünen Kleidern sieht, welches ihre Barmherzigkeit und Nächstenliebe symbolisiert.
An ihrem Hof hat Saturnus das Amt des Hofmeisters. Sein Amt steht für die Astronomie und er trägt eine schwarze Fahne, worauf in gelber und roter Kleidung die Verkörperung des Glaubens gemalt ist.
Jupiter mit seinem Szepter muss das Amt eines Marschalls verrichten. Er steht für die Redekunst und trägt eine graue Fahne, worauf die Verkörperung der Hoffnung mit zierlichen Farben gemalt und geschmückt ist.
Mars kennt sich in allen Kriegsangelegenheiten aus und führt das Regiment mit feurigem Verlangen an. Er steht für die Geometrie und trägt eine blutrote Fahne, worauf die Verkörperung der Stärke gemalt ist, in ein rotes Gewand gekleidet.
Mercurius ist von allen der Kanzler und steht für die Artihmetik, denn er ist nicht auszurechnen. Er trägt eine bunte, von allen Farben wunderbar gemalte Fahne, worauf die Mäßigkeit symbolisiert ist.
Sol ist Statthalter des Königreichs. Er steht für die Grammatik und trägt eine gelbe Fahne, worauf die Gerechtigkeit gemalt ist in goldenen Stücken.
Diesen Statthalter, wenn gleich er mehr Gehorsam hat in seinem Königreich, so hat doch die Königin Venus durch ihren großartigen und hochleuchtenden Glanz den Sol geblendet und überwunden.
Die Luna aber erscheint auch und steht für die Dialektik und trägt eine silber-weiß glänzende Fahne, worauf die Verkörperung der Klugheit gemalt ist, in himmelblauer Farbe angestrichen. Und während der Ehemann der Luna gestorben ist, so hat sie sein Amt geerbt, so das sie fortan die Königin Venus nicht mehr regieren lassen wird, denn sie hat Rechenschaft von ihrer Haushaltung gefordert. Daraufhin wird ihr der Kanzler zur Hilfe kommen, damit ein neues Regiment aufgerichtet wird und sie beide über die edle Königin regieren werden.
Verstehe das ein Planet den anderen von seiner Barmherzigkeit, seinem Amt, seiner Herrschaft und seiner Gewalt absetzen muss, bis die Besten unter denselben, alle das höchste Imperium erhalten und mit der besten und beständigsten Farbe, mit ihrer ersten Mutter ihnen zugetan, aus angeborener Standhaftigkeit, Liebe und Freundschaft im Siege obliegen. Dann ist die alte Welt vergangen und an ihrer statt eine neue Welt gekommen. Ein Planet verzehrt den anderen spiritualistisch, damit nur die Stärksten durch Speise der anderen übrigbleiben und zwei und drei durch eins allein überwunden worden.
Zum Abschluss dieses Kapitels will ich Dir noch mitteilen, das Du die himmlische Waage aufziehen sollst, den Widder, Stier, Krebs, Scorpion und Steinbock. Auf der anderen Seite der Waage sollst Du den Zwilling, Schütze, Wassermann, Fisch und Jungfrau auflegen. Dann sorge dafür, dass der goldreiche Löwe der Jungfrau in den Schoß springe, damit dieser Teil der Waage überhand nimmt und der andere Teil in der Schwere überlegen sein wird. Lass dann die zwölf Zeichen des Himmels mit den sieben Gestirnen in einen Gegenschein geraten, nachdem dies erfüllt wurde, werden alle Farben der Welt eine letztendliche Conjunctio hervorbringen und eine Zusammenfügung geschehen, so dass das Größte zum Geringsten und das Geringste zum Allergrößten kommen wird.
Wenn da stünd‘ der ganzen Welt Natur
Nur bloß allein in einer Figur
Und könnt‘ durch Kunst nicht anders werden
Kein Wunder fünde man dann auf Erden.
Und die Natur nicht zu beweisen
Dafür doch Gott ist hoch zu preisen.