Was ist das Geheime? Das sind auch wir, im Kern unseres tiefsten Selbst. Damit ist die natürliche Art gemeint, in der sich das Überweltliche durch uns ausdrücken will, um in der Welt fassbar zu werden: In der Wahrnehmung, Gestaltung und in der Liebe zur Welt.
Wer sich auf den Weg zur Einweihung begeben hat, bewegt sich zu auf eine Erlösungserfahrung und eine damit eingeleitete Verwandlung, die ihn zu einer, in seinem Wesen veranlagten Lebensaufgabe führt. Dabei kommt er in Kontakt mit den in ihm veranlagten Kräften, die aus seinem Selbst hervorquellen und mittels derer er in sich die Form für eine ganz und gar neue Persönlichkeit erschafft.
Auf einmal spürt da jemand in sich ein überweltliches, göttliches Sein erblühen. Was dabei erfahren wird, übersteigt die Grenzen der sonstigen Erfahrungswelt – in allem was jemand bisher in seinem Leben kannte oder als Emotion erlebte. Was einem bis dahin unerreichbar schien, dorthin fand man nun auf natürlichem Wege – doch eben jenseits der Welt erlernbaren Wissens.
Ein inneres Erfahren ist das, das ganz und gar aller Äußerlichkeit und Intellektualität entbehrt. Jemand fand da nämlich zu einer Erkenntnis, die in ihm ein Gefühl aufsteigen ließ, dass da ein neues Leben darauf wartet in ihm heranzuwachsen. Es kommt da etwas aus seiner inneren Verborgenheit hervor, das sein bisheriges Dasein nach außen drängt und es wie einen schweren Mantel abwirft. Dann kann sich aus ihm, sein dabei erlebtes, jungfräuliches Bewusstsein in ein neues Leben entbinden.
In diesem Transformationsvorgang gewinnt jemand, der eine Einweihung erfährt, eine sein ganzes Leben bestimmende Verbindung zur Welt des Transzendenten. Jemandem dem diese Erfahrung jedoch noch verwehrt blieb, glaubt, dass alles Überweltliche sich für ihn nur im Außen ereignet und ihm damit meist unerreichbar bleibt. Doch es geht viel weniger ums Außen, als um ein inneres Erleben. Denn es ist doch dieses Erfahren des »Innen«, das alles Sein in sich birgt – einem Innen, das jedoch nichts mehr mit dem Räumlichen im üblichen Sinne zu tun hat. Es ist aller Form und Begrenzung erhaben.
Gewöhnlich erfährt sich der Mensch als Zentrum all seiner Wahrnehmung. Doch was der Eingeweihte erlebt ist von anderer Art. Denn während beim einen seine Leiden die Unerträglichkeit überschreiten und als grauenhafter Schrecken erfahren werden, hat sich jemand, der den Weg der Initiation bereits ging, seine Leiden angenommen und sie als Chance, als Weg erkannt, zu einer tiefen Wirklichkeit zu gelangen.
Doch Vorsicht: Natürlich bedeutet das keineswegs, dass man seine Leiden für nur gering halten oder sie nicht bekämpfen soll! Nein. Es geht darum sich den sehr negativen Dingen und Ereignissen im Leben (denen ein jeder von uns schon begegnete) nicht entgegenzustellen, da man manchmal einfach nicht ausweichen kann. Diese Einstellung erst bringt jemanden dazu, zu einer anderen Form seines Denkens zu gelangen. Sie erlaubt ihm dann nicht nur sein Leid besser zu ertragen und es auch zu überwinden, sondern hilft ihm zu einer neuen Wirklichkeit vorzudringen, worin sich ihm das offenbart, was ihm aus der heiligen Welt des Transzendenten zugedacht ist, als echtes Wohlergehen im Leben.