Die nachfolgend geschilderte Zusammenfassung dieser uralten tibetischen Meditationstechnik, soll dem Übenden helfen sich emotional zu reinigen.
Ihre Ursprünge hat diese Methode wahrscheinlich im tibetischen Bön oder hat noch ältere schamanistische Wurzeln. Seit alter Zeit aber meditieren die Yogis und Lamas mittels dieser einfachen aber wirksamen Technik, um sich dabei von den folgenden, sogenannten Geistesgiften (negative Emotionen und Gedanken) zu entledigen:
- Wut und Abneigung,
- Gier und Anhaften,
- Zweifel und Unwissenheit.
Diese drei „Gifte“, wie sie im Bön und im Buddhismus genannt werden, bilden einen Antagonismus zu den drei Tugenden:
- Leerheit und Klarheit,
- Weisheit,
- Einheit.
Hierüber kann der Übende meditieren, wobei er sich vorstellt, wie er durch die nachfolgend beschriebene Atemtechnik, sich nach und nach der drei Geistesgifte entledigt, um den eigentlichen Urzustand seines Seins in Form der drei Tugenden wiederherzustellen.
Durch Sehen, Visualisieren und Fühlen lernt der Meditierende drei Größen seiner spirituellen Konstitution kennen, die die Tibeter symbolisch folgendermaßen darstellen. Da nämlich gibt es drei Bewusstseins-Kanäle:.
- Der rechte Kanal ist weiß. In seinem vollkommenen Zustand steht er für die Leerheit und Klarheit.
- Der linke Kanal ist schwarz. Er steht in seinem vollkommenen Zustand für die Weisheit.
- Der mittlere Kanal aber ist blau. Sein vollkommener Zustand ist die Einheit.
Mit diesen drei Kanälen können Sie sich von den drei Geistesvergiftungen reinigen, durch bewusstes Atmen:
- Die Kanäle gleichen jeweils einem Weg, der vom einen Nasenloch in der Körpermitte unterhalb des Bauchnabels vorbei, hinauf in der Körpermitte zum anderen Nasenloch führt.
- Der Atem gleicht einem Pferd oder Gefährt, worauf sich
- das Bewusstsein, wie ein Reiter oder Fahrer, bewegt.
Schauen Sie sich im Folgenden diese Atem-Meditation noch etwas genauer an.
Mit dem Atem bewegt sich das Bewusstsein durch die drei Kanäle, also jeweils rechts, links und in der Mitte, wobei die ihnen zugeordnete Thematik bearbeitet wird:
- Über die dreimalige Ausatmung über den rechten Kanal entledigen Sie Ihr Bewusstsein von den Giften der Wut und Abneigung.
- Über den linken Kanal entledigen Sie Ihr Bewusstsein von den Giften der Gier und Anhaftung.
- Über den mittleren Kanal entledigen Sie Ihr Bewusstsein von den Giften der Zweifel und Unwissenheit.
Handhaltung in der Meditation
Sitzhaltung und Atemtechnik
Zuerst setzen Sie sich im Schneidersitz so hin, das Ihr linkes vor Ihrem rechten Bein angewinkelt liegt.
Dann sehen Sie Ihre Handflächen an und berühren mit den Daumen jeweils die Ringfinger (unterstes Glied) der jeweiligen Hand (rechter Daumen an rechtem Ringfinger und linker Daumen am linken Ringfinger, siehe Abb.).
In dieser Handhaltung legen Sie dann einander gegenüber die Finger der linken Hand auf die Finger der rechten Hand, so dass Ihre Hände mit den Armen und den beiden Schultern einen Halbkreis bilden. Die beiden Hände liegen dabei in Ihrem Schoß.
Sie sitzen aufrecht und atmen ruhig.
Nun konzentrieren Sie sich auf eine Stille in Ihrem Körper und fühlen wie sich diese Stille ausbreitet in Ihren Füßen, in Ihren Beinen, in Ihrem Bauch, in Ihrer Brust, in Ihrem Kopf, in Armen und Schultern.
Denken Sie nun an Ihren Bauchnabel. Mit dem Einatmen fließt Ihr Atem dorthin hinunter und um den Bauchnabel herum, steigt wieder auf und entweicht schließlich über die Nasenlöcher.
Rechter Kanal: Wut und Abneigung
Nun nehmen Sie Ihre rechte Hand und halten mit dem rechten Ringfinger Ihr linkes Nasenloch zu, während Sie dann tief einatmen.
Dabei strömt über Ihre linke Seite die Luft durch Ihren Körper nach unten, um den Bauchnabel.
Jetzt halten Sie den Atem kurz an, während Sie mit dem rechten Ringfinger nun das linke Nasenloch schließen und über das rechte Nasenloch ausatmen.
Vom Bauchnabel aus strömt die Luft damit auf Ihrer rechten Seite nach oben und tritt durch Ihr rechtes Nasenloch aus.
Während des Ausatmens denken Sie nun an das Pferd (Atem) auf dem sich Ihr Reiter (Bewusstsein) befindet, der all die negativen Emotionen der rechten Seite (Wut und Abneigung) im Ausatmen aus Ihrem Dasein hinausbefördert und dabei auflöst.
Dies wiederholen Sie dreimal.
Linker Kanal: Gier und Anhaftung
Nun nehmen Sie Ihre linke Hand und halten mit dem linken Ringfinger Ihr rechtes Nasenloch zu, während wie dann tief einatmen.
Dabei strömt über Ihre rechte Seite die Luft durch Ihren Körper nach unten, um den Bauchnabel.
Jetzt halten Sie den Atem kurz an, während Sie mit dem linken Ringfinger nun das rechte Nasenloch schließen und über das linke Nasenloch ausatmen.
Vom Bauchnabel aus strömt die Luft damit auf Ihrer linken Seite nach oben und tritt durch Ihr linkes Nasenloch aus.
Während des Ausatmens denken Sie nun an das Pferd (Atem) auf dem sich Ihr Reiter (Bewusstsein) befindet, der all die negativen Emotionen der linken Seite (Gier und Anhaftung) im Ausatmen aus Ihrem Dasein hinausbefördert und dabei auflöst.
Dies wiederholen Sie wieder dreimal.
Mittlerer Kanal: Zweifel und Unwissenheit
Nun liegen wieder beide Hände in Ihrem Schoß, die linke auf der rechten Hand, während die Daumen jeweils die Ringfinger berühren.
Durch beide Nasenlöcher atmen Sie dann tief ein.
Dabei strömt in Ihrer Mitte die Luft nach unten, um den Bauchnabel.
Jetzt halten Sie den Atem kurz an.
Vom Bauchnabel aus strömt die Luft nun wieder nach oben und tritt durch Ihre beiden Nasenlöcher aus.
Während des Ausatmens denken Sie nun an das Pferd (Atem) auf dem sich Ihr Reiter (Bewusstsein) befindet, der all die negativen Emotionen der Mitte (Zweifel und Unwissenheit) im Ausatmen aus Ihrem Dasein hinausbefördert und dabei auflöst.
Auch dies wiederholen Sie wieder dreimal.
Danach ist die Meditation beendet.