Die Oase Ayn Hodra im Süd-Sinai (Ägypten) – Das »Grüne Auge«.
Die Beduinen des Sinai
In 2008 traf ich Beduinen im Küstenort Dahab, im Süd-Sinai. Sie halfen mir später bei der Durchführung mehrerer spiritueller Wüsten-Expeditionen, zur Oase Ain Hodra (»Das Grüne Auge«), zum Mosesberg und zum Kloster St. Kathrin. Dabei begleitete ich als Reiseführer Menschen, die sich für die Ursprünge unserer religiösen Kultur interessieren.
Die Kamelroute zum Heiligen Berg schlug ein Scheich der Muszeina-Beduinen vor, mit dem ich heute befreundet bin. Ein anderes Mitglied der Dschebeliyya-Beduinen empfing uns dann im Protektorat St. Kathrin, am dortigen griechisch-orthodoxen Kloster St. Kathrin.
Beide Beduinen tragen den Namen Salman – eine arabische Form des Namen Salomon. Ungewöhnlich viele Beduinen tragen diesen Namen oder sogar den selben Vornamen wie ich. Und was heißt Selim? Er ist, wie Salman oder Salomon, ein Name semitischen Ursprungs, und bedeutet »Frieden«, so wie auch das arabische Selam oder das hebräische Schalom.
Mein zweiter Vorname, Levent, ist französischen Ursprungs und bedeutet »Sonnenaufgang«. Er steht allegorisch für das Morgenland. Wenn im Dunkel der Weihnachtszeit das Licht der Sonne wieder zunimmt: Diese Zeit nannten die Römer »Sol Invictus« – unbesiegbare Sonne. Dieses Beispiel ist eine Anspielung auf eine andere Bedeutung des Namen Levent, der im Türkischen für den »Unbesiegbaren« steht.
In einem Krieg gibt es nur Verlierer – doch Frieden ist aller Siege erhaben.
Fürst der Weisheit
Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit;
Wer sie liebt, erblickt sie schnell, und wer sie sucht, findet sie.
Denen, die nach ihr verlangen, gibt sie sich sogleich zu erkennen.
Wer sie am frühen Morgen sucht, braucht keine Mühe, er findet sie vor seiner Türe sitzen.
Über sie nachzusinnen ist vollkommene Klugheit; wer ihretwegen wacht, wird schnell von Sorge frei.
Sie geht selbst umher, um die zu suchen, die ihrer würdig sind; freundlich erscheint sie ihnen auf allen Wegen und kommt jenen entgegen, die an sie denken.
Ihr Anfang ist aufrichtiges Verlangen nach Bildung; das eifrige Bemühen um Bildung aber ist Liebe.
Liebe ist Halten ihrer Gebote; Erfüllen der Gebote sichert Unvergänglichkeit, und Unvergänglichkeit bringt in Gottes Nähe.
So führt das Verlangen nach Weisheit zur Herrschaft hinauf.
Ihr Herrscher der Völker, wenn ihr Gefallen an Thronen und Zeptern habt, dann ehrt die Weisheit, damit ihr ewig herrscht.
– Aus dem Buch der Weisheit Salomons
Gerade die Erkenntnisse, die ich aus den biblischen Büchern der Weisheit gewann, inspirierten mich, die Ursprünge unserer westlichen Kultur zu erforschen. Die Sprüche Salomons und das Buch der Weisheit Salomons, sind Teil der sieben Weisheitsbücher der Bibel und für mich eine wertvolle Quelle der Inspiration.
Aber das Thomas-Evangelium, dass ich 2016 aus dem Koptischen neu übersetzte, ist für mich eine Quelle wahrer Esoterik.
Wer auch immer die Auslegung dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.
– Thomas-Evangelium, Logion 1