Auf dem Weg wird der Held durch alle möglichen Reize versucht. Meist erscheinen sie in Form einer attraktiven Frau. Wenn er sich aber seinem Verlangen ergibt, kann er seine Mission nicht fortsetzen und wäre so des Heldentums nicht würdig.
Darum erscheint dem Helden eine Verführerin. Sie testet seine Integrität. Ein Bösewicht hat sie gesendet, so dass sie dem Helden schnellen Lohn bietet, der sich in Freuden erfüllt. Sein wahres Heldentum unter Beweis stellen, kann er aber nur, wenn er sich dem verweigert. Damit kann er sein ursprüngliches Ziel auch wirklich erreichen.
Die Verführerin dieser und die Göttin der letzten Station der Heldenreise, bilden zwei Pole: Erstere steht für die fleischlichen Vergnügen und die körperliche Liebe, die kurzweilige Freuden vermittelt – während die Göttin dauerhafte Liebe garantiert.
Die Mythologie ist voller Verführerinnen. Man denke etwa an die Sirenen in der griechischen Odysseus-Sage oder die Bai Mudan der alt-chinesischen Mythologie. Solche Wesen sollen den Helden verwirren, um ihn von seinem eigentlichen Weg abzubringen. Gewiss zählt zu den Urverführerinnen für die Christen, die Urmutter Eva, die dem Adam vom Apfel der Erkenntnis zu kosten gab. Auch die Maria Magdalena wird gern in diese Rolle gedrängt.
Einen Mann zu verführen ist recht einfach – weniger archetypisch aber ist es umgekehrt. Zwar treffen auch Heldinnen auf Verführer, deren wahre Sorge ist aber weniger Geschlechtliches als das Schlechte an sich.