Faszinierende Aspekte buddhistischer Kosmologie

Die Buddhisten wissen: so wie das Universum entstand, so wird es auch wieder verschwinden. In zyklischer Wiederholung, dem Gesetz von Werden und Vergehen gehorchend, folgt ihm dann immer wieder ein neues Universum. Nichts ist ewig – doch alles unbeständig, einer stetigen Veränderung unterliegend.

Das gesamte Universum befindet sich in einem Zustand, den man Saṅkhāra nennt – etwas das zusammengeführt wurde von etwas, dass es zusammenführte. Doch da dies Zusammengeführte von besonderen Ursachen abhängt, wird es schließlich wieder vergehen. All das jedoch findet statt in unermesslich langen Zeiträumen. Nach buddhistischer Kosmologie, gab es vor diesem Universum viele vergangene Universen.

Kosmologie des Werdens und des Vergehens

Es heißt im Buddhismus, die Welt werde, in bestimmten zyklischen Abständen, immer wieder enden und zerstört: dies geschieht durch Flut-Katastrophen, durch Feuersbrünste, durch verheerende Orkane oder durch schlimme Erdbeben. Wie gesagt, ereignen sich diese alles zerstörenden Kataklysmen am Ende sehr langer Zeiträume.

Doch diese Vorstellung lässt sich nicht vergleichen mit dem, was Christen den „Jüngsten Tag“, das „Armageddon“ nennen. Buddhisten sprechen hier vom Kalpa (4.320.000 Erdenjahre), einer Weltperiode (Äon), die sich in vier Perioden unterteilt:

  • Vivatta-kappa, die Entstehung einer (neuen) Welt,
  • Vivattatthāyī, die Fortdauer der entstandenen Welt,
  • Samvatta-Kappa, die abnehmende Welt (Weltuntergang) und
  • Samvattatthāyī, die Fortdauer des Chaos.

Wendet man den Blick dieser Perspektive auf die moderne Wissenschaft, so könnte es gut möglich sein, dass jener Urknall, aus dem die Welt entstand, das Ergebnis eines vorhergehenden, in sich zusammengestürzten Universums war.

Über die Vorstellung der tausend Buddhas

Für Buddhisten war der Shakyamuni Buddha der vierte von tausend Buddhas. Nach seinem Erscheinen aber, begannen seine Lehren langsam zu verblassen. Doch es wird nach einer langen Phase der Verblendung und des Irrtums, schließlich ein kommender Buddha auf Erden erscheinen. Bis dahin aber vergehen vielleicht noch viele tausend Jahre.

Aus traditionellen buddhistischen Lehren über Kosmologie, lässt sich entnehmen, dass unsere gegenwärtige Welt, seit sehr langer Zeit existiert. Noch viel länger wird es dauern, bis sie wieder zerstört wird. Doch während dieses langen Zeitraums, werden sich kleinere Katastrophen ereignen. Zur vollständigen Zerstörung des Universums aber, soll es laut buddhistischer Kosmologie, erst in einigen Billionen Jahren kommen.

Von den sieben Sonnen

Wie der Hinduismus, gehen die Lehren des Buddhismus zurück auf die alten Veden – die viele, zehntausend Jahre alt sind. Damals schrieb man sie jedoch nicht auf, sondern sie wurden mündlich vom Meister an den Aspiranten weitergegeben. Drum lauten die Einleitungen aller Sutras (Lehrreden) mit dem Satz:

evam me suttam …
So habe ich’s gehört …

So etwa predigte der Buddha von den Sieben Sonnen:

So habe ich’s gehört. […] Nicht von Dauer, oh ihr Mönche, sind die Bestandteile der Existenz, unbeständig, sterblich

– Der Buddha

Weiter sprach der Buddha in seiner Predigt von erst einer Sonne, dann zwei Sonnen, sogar von fünf und das vor dem Ende der Welt eine siebten Sonne am Himmel erscheinen wird, was das endgültige Ende markiert:

Nach einem letzten großen Intervall, wird eine siebte Sonne auftauchen und dann, ihr Mönche, wird diese große Erde und Sineru, der König der Berge (damit ist gemeint der Weltenberg Meru), auflodern und leuchten und zu einer einzigen Flamme verschmelzen.

– Der Buddha

Der Berg Kailasch

Als weltliche Erscheinung dieses „Königs der Berge“, des Weltenbergs Meru, steht der Berg Kailasch in Tibet (heute auf dem Territorium der Volksrepublik China). Schon bevor der Buddhismus entstand, war es ein wichtiger Pilgerort für die alte Bön-Religion. Die Buddhisten sagen, wer den Kailash 108-mal umkreist, der reinigt sich von negativem Karma und gelangt zur vollständigen Befreiung seiner Seele.

Auch verschiedenen anderen indischen Religionen, ist der Kailasch heilig. Die Jainas verehren ihn als Zentrum der Erde, wo ihr erster Prophet Rishabha die Erleuchtung erlangte.

Der Kailasch hat eine recht markante, pyramidenförmige Struktur und ragt erhaben, als höchster Berg aus dem westlichen Transhimalaya. Seine Bergkuppe ist unbestiegen und stets schneebedeckt – so nennen ihn die Tibeter „Gangs Rinpoche“ – „kostbares Schneejuwel“. An den Hängen des Kailasch entspringen die heiligen Flüsse Indiens:

  • der Ganges (Mapcha Tsangpo),
  • der Brahmaputra (Yarlung Tsanpo)
  • der Satluj (Langchen Tsangpo) und
  • der Indus (Senge Tsangpo).

Der Kailasch steht im Glauben der Buddhisten und des Bön, für höchste, spirituelle Werte. Wer Erleuchtung erlangt, der vermag den Gipfel des Berges zu berühren. Mit seiner Unbeweglichkeit und seinem offensichtlichen Gleichmut, dient er den Gläubigen als Vorbild.

In manchen Legenden heißt es gar, ihn umgab einst ein goldener Glanz, so dass sich gar wilde Tiere von ihm angezogen fühlten und an seinen Hängen lagerten. Doch auch die Boddhisattvas, sollen dort am Kailasch weilen.

Gehen auf dem Pfad der nachprüfbaren Wahrheiten

Wer dem Pfad des Buddha folgt, sucht nach Wahrheiten, die er erkennen und nach ihnen Ausschau halten kann. Doch es sind keine endgültigen Wahrheiten, denn jeder soll sie für sich selbst erkennen, für sich selbst bezeugen. Der Buddha warnte aber vor dem Versuch, nach Antworten auf Fragen zu suchen, die sich einer selbst nicht beantworten kann. Im Buddhismus geht es eben nicht darum, sich auf offenbarte Wahrheiten zu verlassen – wie etwa jene, die sagen: Es gab einen Urknall mit dem die Welt begann und sie wird so oder anders enden. Vielmehr ermutigte der Buddha seine Schüler selbst herauszufinden, was es mit dem Sein in der Welt auf sich hat.

3 Kommentare
  1. Ich mag den Buddha sehr. Er
    Ich mag den Buddha sehr. Er ist mein Vorbild, weil er die Erleuchtung erfahren hat und mir den Weg in dunklen Tagen gewiesen hat.

  2. Ja, der Shakyamuni Buddha
    Ja, der Shakyamuni Buddha gehört zu den größten Vorbildern unseres Planeten und das schon seit mehr als 2500 Jahren.

  3. Als Buddhist empfand ich die
    Als Buddhist empfand ich die Urknalltheorie über Jahrzehnte als winzigen Stachel (im kleinen Zeh vielleicht). Natürlich gibt es wichtigere Themen, was kümmert mich in einer Realität voller „echter“ Probleme eine physikalische Theorie? Und doch, die moderne Naturwissenschaft legt, so dachte ich, überzeugende Hinweise auf einen ganz klaren Anfang vor, während die Lehre von der Anfanglosigkeit spricht. Die Wissenschaft einfach zu ignorieren widerspricht meinem Verständnis der Lehre. Ganz konnte ich das Thema also nie vergessen.

    Jetzt bin ich auf Aussagen des renommierten Physikers und „Urknallexperten“ Prof. Dr. Wetterich gestoßen und habe diese so verstanden, dass in der Physik manche (nicht alle!) Widersprüche durchaus „friedlich“ nebeneinander stehen können.

    Er zeigt mit seiner Mathematik/Physik, die Laien wie ich nicht ganz kapieren, dass es auch möglich wäre, sich ein Universum ohne Anfang vorzustellen.

    Ob der Anfang quasi punktförmig kurz ist (Singularität) oder ewig lang dauert, das ist nach seinen Worten eine Frage der Betrachtungsweise der gleichen Sache, der gleichen Beobachtungen, des gleichen Universum. Die Urknalltheorie ist keineswegs falsch, aber „nur“ eine komplizierte Theorie, die der Theoretiker auch umformen kann, ohne dass sie ungültig wird.

    Der langen Rede kurzer Sinn: moderne Naturwissenschaft versucht die Welt zu beschreiben, aber Theorie und Wirklichkeit sind nie das gleiche. Auch wenn es in populären Darstellungen öfters so klingt. „Das Universum ist  soundso viele Jahre alt“, ist irreführend, weil der Anfang dieser Zeitspanne nämlich im Unbestimmten bleibt, sobald man der Sache auf den Grund geht.
    Ich hoffe, damit dem einen oder anderen, für den der Urknall auch Fragen aufwirft, einen Denkanstoss vermittelt zu haben.
    Prof. Wetterich ist im Netz leicht zu finden.

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