Der Lebensbaum ist gewissermaßen ein Diagramm für den Zugang in die Welt des Göttlichen. Die Tarotbilder sind Schlüssel, zu den verborgenen Orten in dieser Landkarte des kabbalistischen Lebensbaumes.
Im Lebensbaum der Kabbala wird dargestellt, wie die Energien des Göttlichen in die Welt der Materie hinabsteigen. Wurzel des Lebensbaumes bildet dabei die Sphäre der Sefirah von Kether. Sie ist die Ur-Emanation an der Spitze des Lebensbaumes, die manche auch als die „Monade“ bezeichnen, den göttlichen Urfunken der Schöpfung. Kether steht für das ungeteilte, all-einige Bewusstsein und ist identisch mit der Bedeutung der Asse im Tarot: sie stehen für die zündende Kraft, durch die etwas Neues entsteht. Es gibt vier Asse: die der Stäbe, der Schwerter, der Kelche und der Münzen. Je eine dieser vier Tarotfarben, steht für die vier Elemente, nämlich Feuer, Luft, Wasser und Erde. Diese Elementarebenen wiederum, stehen äquivalent für die göttliche Inspiration (Feuer), für das Denken (Luft), für die Emotionen (Wasser) und die Körperlichkeit (Erde). In jedem dieser vier Elementarebenen existiert gleichermaßen ein Kabbala-Lebensbaum – einer des Feuers, der Luft, des Wassers und der Erde.
Man kann also sagen, dass vom höchsten Punkt in Kether, die Kräfte über die anderen Sefirot (Plural von Sefirah) hinabsteigen, bis in die letzte und zehnte Sphäre der Sefirah Malkuth. Hier manifestieren sich die dichtesten Erscheinungsformen eines Urprinzips, dass aus dem Ass hervorging. In den vier Elementarebenen, entspricht Malkuth darum der tatsächlich physischen Erscheingunsform der Elemente, das heißt also, heißes Feuer, windige Luft, fließendes Wasser und feste Erde. Alle Sefiroth die über Malkuth liegen, sind entsprechend feinstofflicher.
Obwohl unser Bewusstsein in erster Linie an die Erscheinungen in der physischen Welt gebunden ist, scheinen dennoch alle Teile des Lebensbaumes, in Malktuh zusammenzutreffen – auf der Ebene der Erde. Es ist vielleicht zu vergleichen mit verschiedenen Ölfarben, wie Rot, Orange, Gelb, Gelbgrün, Grün, Türkis, Blau, Lila und Violett, die vermischt, die Farbe Braun ergeben – die Farbe der Erde (Malkuth).
Auch wenn keiner sagen kann, dass er genau versteht, was es mit den Sefiroth des Kabbala-Lebensbaumes letztendlich auf sich hat, erscheinen sie dennoch in unserem Denken, in unseren Emotionen und den abstrakten Formen unseres Körperbewusstseins.
Die 22 Pfade nun, die diese zehn Sefiroth (Sphären) im Kabbala-Lebensbaum untereinander verbinden, entsprechen den Großen Arkana, den Tarot-Trümpfen. Hier entspricht der erste Pfad dem Narren, der letzte Pfad der Welt.
Schließlich bilden die vier Hofkarten (Könige, Königinnen, Prinzen, Buben) in den vier Farben, verschiedene Ausdrucksformen elementarer Rangordnungen:
- Die Buben stehen für Malkuth,
- die Ritter für die untere Trias von Netzach, Hod und Yesod,
- die Königinnen für die mittlere Trias von Chesed, Geburah und Tiphereth, und zuletzt
- die Könige für die obere Trias von Kether, Chokmah und Binah.
Gewissermaßen veranschaulicht diese Hierarchie, wie jemand reift von einem noch unerfahren, ungeformten Menschen (Bube), der dann lernt bewusst zu handeln (Ritter), dadurch erfahrener wird und Erkenntnisse gewinnt (Königin), um letztendlich sein Wesen zu vollem Ausdruck zu bringen (König).
Wollen wir uns nun eine Analogie zur wahren Welt anschauen: Denken wir an einen Maler. Als Bube hat der keine Ahnung was er eigentlich tut, sondern schmiert in der „Malstunde“ einfach nur herum. Als Ritter hat er dann bereits aber die ersten Handgriffe und Zeichentechniken erlernt. Er ist bereits in der Lage, sich recht gut vorstellen zu können, was letztendlich auf der Leinwand erscheinen soll. Königin ist eine oder einer, die oder der verstanden hat, was sie oder er eigentlich ausdrücken will, in ihrem oder seinem Gemälde. Schließlich wird einer König in seinem Gebiet, wenn er sein Metier gefunden hat, darin von anderen wiedererkannt wird und sich einen guten Namen gemacht hat.
Durch diese vier Hierarchien, bewegt man sich auf dem Lebensbaum, entlang der Pfade, die den hebräischen Buchstaben beziehungsweise den Tarot-Trümpfen, also den Großen Arkana entsprechen. Im Aufstieg entlang dieser Pfade, durchläuft man die Bilder der Kleinen Arkana von Zehn bis zum Ass – von Malkuth auf zu Kether. Dies erfolgt jeweils als Bube (Erde), als Ritter (Wasser), als Königin (Luft) und als König (Feuer). Die Großen Arkana sind die Schlüssel, die jeweils zur Transformation und Umwandlung besonderer Erfahrungszustände stehen. Diese Erfahrungszustände sind wie die Kleinen Arkana des Tarot und die Sefiroth (Sphären) des Kabbala-Lebensbaums – die ja untereinander durch die Pfade der Tarot-Trümpfe verbunden sind.
Man könnte sich etwa vorstellen, wie der Zustand verblendeten Wunschdenkens (Sieben der Kelche) sich transformieren lässt, indem man sich die ultimative Realität des Lebens (Tod) vorstellt und damit Harmonie und Ausgeglichenheit schafft (Mäßigkeit).