Im Folgenden wird die Parzivalgeschichte in einen astrolotheologischen Kontext gebracht. Parzival ist die zentrale Figur im Gralszyklus des deutschen Minnesängers und Dichters Wolfram von Eschenbach.
Schütze
Parzival wird im Mutterleib gezeugt. Seine Voraussetzungen für einen spirituellen Pfad sind durch seine früheren Inkarnationen bereits auf einem hohen Stand, was die Reinheit seines Herzens und seiner Motive betrifft. Seine Beschaffenheit bei dieser Reinkarnation ist in ihm angelegt, ist in „Mark und Bein“ verankert und zielt aufs Höchste, ohne das ihm das in seinen früheren Lebensjahren bewusst ist.
Steinbock
Die Seele Parzivals taucht in der frühen Schwangerschaft seiner Mutter in seinen materiellen Embryo ein, taucht sozusagen in den Kerker der Materie.
Wassermann
Das keimende Leben bleibt noch geschützt und sich entwickelnd im Mutterschoß, wie die sich vorbereitende Pflanze im winterlichen Erdenschoß.
Fische
Die Entwicklung der Seele von Inkarnation zu Inkarnation. Die Persönlichkeit, die sich da entwickelt, ermöglicht die Wiedergeburt im Stoff für die Seele.
Die Seele, die da eintaucht in den Stoff, erlebt es wie ein Sterben, wie ein ins Dunkle eintauchen.
Erwartung der Wiedergeburt für einen Lebenslauf in der Sinneswelt.
Widder
Der Widder steht für die biologische Geburt. Er ist das Sinnbild des Lebensanfangs und jeder Geburt.
Mit angestrengter Seelenfeuerkraft drängt das neue biologische Wesen ans Licht gegen den Widerstand von Mutterschoß bzw. Erdboden (Pflanze) ankämpfend.
Stier
Er steht für das geschützte, naturverbundene Heranwachsen Parzivals, unberührt von früher Konditionierung von der Gesellschaft; geliebt und behütet von seiner Mutter und von einfachen Menschen.
Zwillinge
In diesem Zeichen wird der Beginn der Geschlechtsreife, der Pubertät mit der der Wunsch sich zu bewähren markiert (Rittertum). Erste Begegnungen mit der Welt und erste Widerstände, Irrtümer, Illusionen.
Parzival bekommt Ahnung von der Zweifachheit der Menschen:
– Willensnatur
– Seelenhaftigkeit
Hier geht es also auch um das Erwachen der Seele durch die Liebe.
Krebs
Begegnung mit Gurnemanz, der ihn zum ritterlichen Verhalten und Kämpfen erzieht.
Erfahrung der Zweiheit und Sexualität in liebender Zuwendung, also in Reinheit. Vereinigung zweier Seelen zu Einheit.
Verinnerlichung des Erlebens und Auftauchen aus dem Wahn des materiellen Erlebens. Hochzeit mit Kondriwamur.
Löwe
In Parzival erwacht Ruhmeswunsch, Streben nach Ehre im Kampf. Er steht in der Vollblüte der Kraft seiner Persönlichkeit. Im Krebs hatte er die Erfahrung der Einheit von Geist und Seele in der Liebe zu Kondriwamur kennengelernt, das gibt ihm Kraft und Mut, „sein Schwert zu schmieden“ im Kampf gegen die dunklen Mächte.
Jungfrau
Die bewusste Schmiedung des Schwertes (des Willens – „Herr, Dein Wille geschehe“) durch Reinigung der Gedanken und Vorstellungen (Vorurteile, Imaginationen) ist eine ungeheure Leistung auf dem Pfad, wobei Hilfe vom Gral kommt, wenn man es zulässt (Reinigung) und wenn man es erbittet (Hilf mir in meiner Schwachheit).
Helfende, personifizierte Kräfte sind für Parzival z. B. Kundrie (Verbindung zum Gral, indem man unangenehme Dinge akzeptiert) und Sigune (Erinnerung an helfende, sich opfernde Kräfte).
Waage
Parzival kämpft schon mit ziemlicher Reinheit und mit guter Absicht, aber er kämpft noch ohne Weisheit „mit seinen fünf Sinnen“, mit der begrenzten Einsicht seines irdischen Verstandes.
Weil er demütig (dienmütig) ist, führt ihn die Aventüre (Einweihung) in die Gralsburg, wo er beim ersten großen Kontakt schon mal Selbsterkenntnis erfährt.
Die Herzensverbindung an Kondriwamur wurd stark wirksam als Trost in dieser Krise (Blutstropfen im Schnee) und lässt ihn unbewusst Kämpfe bestehen.
In dieser Situation beginnt bewusst Gawan (die Herz-Wirksamkeit) für ihn eine Rolle zu spielen.
Wolfram von Eschenbach formulierte das so: „Oh du kühnes Herz, das langsam nur weise wird! So grüße ich dich, meinen Helden.“
Skorpion
Parzival überblickt immer mehr das Versagen seiner fünf Sinne.
Zwischendurch hat er mit Gott gehadert, weil er ihm anscheinend nicht hilft. Der alte Eremit Trevrizent fühlt mit, mit seinem Gefühl des Versagens, deckt es aber auch nicht zu mit Schönreden. Parzival wird bewusst, wie Gott (der ja im Gral lebendig ist) ihm hilft, und die Dankbarkeit frischt die Liebe zum Gral auf. Sein altes Ich wird immer mehr von Parzival durchschaut und stirbt dadurch.
Der große Kampf mit seinem Herzen (Gawan) und der große Kampf mit seinem Bruder (Feirefiz) enden mit Erkennung, Versöhnung und Bewusstheit.
Nicht das formale Lippenbekenntnis „Was wirret euch, Oheim“ bringt die Lösung, sondern das eigene Erleben der Spaltung zwischen Herz und Denkfähigkeit und das eigene Erleben der Spaltung zwischen Bruder und Bruder.
Ist die Liebesfähigkeit des Herzens über das alte Ich hinausgewachsen mit Hilfe der Kraft des Grals, ist Versöhnung möglich. Bruder erkennt Bruder und die Menschheit ist in ihrer Vielfalt durch die Einfalt Parzivals (Denken, Fühlen und Wollen eine Drei-Einheit und auf den führenden Willen der Christushierarchie gerichtet) geeint.