Kaiser Augustus als Höchster Priester Roms - ewigeweisheit.de

Über die Römische Kultpraxis zur Zeit Kaisers Augustus

Ausgustus, der über das Römische Reich von 31 v. Chr. bis 14 n. Chr. herrschte, nannten die Römer Pater Patriae, den Vater des Vaterlandes. Kein anderer römischer Herrscher hatte diesen Titel vor ihm getragen. Er war auch das geistliche Operhaupt des Römischen Reichs.

Ihm zu Ehren sogar, erhielt der römische sechste Monat im Sonnenjahr, Sextilis, dann ab dem Jahre 8 n. Chr. den Titel „Augustus“. Es war der sechste Monat deshalb, zumal das römische Jahr am 1. März begann. Mit der Festlegung der christlichen Zeitrechnung, rückte der Monat August entsprechend an die achte Stelle im Jahr.

Religiöse Kulte im Alten Rom

Neben seiner Herrschertum, hatte Kaiser Augustus auch das Amt des höchsten Oberpriester der alt-römischen Religion inne. Entsprechend eng war die innenpolitische Verbindung von Religion und Politik.

Die Römer empfanden ihre Religion als vertragsmäßige Übereinkunft mit den Göttern. Augustus aber wirkte als der Pontifex Maximus, Brückenbauer zwischen der irdischen Menschenwelt und der himmlischen Welt der Götter.

Das Wesen jener römischen Götter nun, hatten noch ältere Vorstellungen über planetare Gottwesenheiten geprägt, wie man sie über lange Zeit vorher schon im Alten Griechenland verehrt hatte. Aus dem alten Kronos wurde der römische Saturn, aus Zeus wurde Jupiter, der griechische Kriegsgott Ares erhielt den römischen Namen Mars. Die Liebesgöttin Aphrodite wurde zur heiligen Venus der Römer, der Götterbote Hermes zu Merkur. Helios gab man den Namen Sol und der Mond, als Göttin Selene, bekam Luna, als neuen römische Namen.

Do ut des – Ich gebe, damit du gibst.

Auf diesem Prinzip basierte die alte Religion der Römer. Es war eine Opferreligion, wo die Götter den Menschen als Gegenleistung für deren kultische Verehrung, Hilfe und Beistand gewährten. So versuchte man durch Erbringen von Opfern in Rom, die Pax Deorum zu bewahren, die göttlich vorgegebene friedliche Ordnung. Zum Beispiel erhielt der Gott Jupiter vor der Aussaat ein entsprechendes Speise- und Trankopfer.

Bei allen Opferhandlungen aber empfand der Gläubige sowohl anziehende Bewunderung, wie entsprechende schaudervolle Ehrfurcht vor der verehrten Gottheit. Das fassten die Römer im Begriff des numen zusammen, dessen Bedeutung schließlich bei uns das Adjektiv numinos bezeichnet.

Religio

Natürlich bildet dieses Wort den Ursprung unseres heute verwendeten Substantivs Religion. Es klingt darin das lateinische religere an:

Etwas wie zuvor beachten.

In der römischen Religio also verband sich da einer zurück auf etwas Sakrales, das er einmal von einem Priester vernommen hatte. Was ein römischer Geistlicher da als spirituelle Tradition beschrieb, war eine aus der Transzendenz wirkenden Macht. Mit dieser Macht verband man sich in den religiösen Riten, im Gedenken an sie. Und das erfolgte eben durch die Opferrituale.

Hierbei kam auch der Einzelne mit einer aus der Transzendenz wirkenden Gottheit zusammen, wobei er ganz gewissenhaft die dazu notwendigen kultischen Bräuche praktizierte.

Zu diesem Zweck feierte man viele Feste, wozu im August auch das Vinalia Rustica zählte (10.08.), das ländliche Weinfest. Da verehrte man die Fruchtbarkeitsgöttin Venus und weihte den ihr gewidmeten Tempel am Circus Maximus in Rom.

Die Sibyllinische Bücher

Wie man heute weiß, prägten die Rituale der alt-römischen Religion magische Praktiken. Hielt sich der Zelebrator bei den dazu vollführten Zeremonien, streng an die überlieferten Riten, wusste er sicher, dass sich damit die Götter genötigt sahen, ihr Wohlwollen den Menschen zu schenken.

Doch bereits geringste Abweichungen von den darin ausgeführten heiligen Zeremonien, zwangen zu deren Wiederholung. Sonst nämlich lief man Gefahr, den göttlichen Zorn auf sich zu ziehen. Eine daraus erwachsene Detailversessenheit der alten Römer, spiegelte sich etwa darin, dass genaueste Regeln für die Opferung für Tiere eingehalten werden mussten, wie zum Beispiel die Art des verwendeten Feuerholzes, oder die Wahl des Geschlechts und der Hautfarbe des Opfertieres.

Diese und unzählige weitere Handlungsanweisungen waren niedergeschrieben in den sogenannten Libri Sibyllini, den Sibyllinischen Büchern. Darin waren entsprechende magische Rituale beschrieben und sie enthielten besondere Orakelsprüche.

Alle Inhalte dieser Bücher aber wurden streng geheimgehalten. Erst durch Beschluss des römischen Senats, durfte darin Einsicht genommen werden. Der magische Ritus spielte im alten Rom, also tatsächlich eine staatstragende Rolle.

Gottkönigtum im Alten Rom

Als Adoptivsohn Cäsars verlieh man Augustus als Kind den Titel Divi filius, „Sohn Gottes“. Nach seinem Tod im Jahr 14 n. Chr. wurde Augustus zum Divus Augustus erhoben, wurde zum „Göttlichen Augustus“. Doch auch wenn andere römische Herrscher sich schon zu Lebzeiten als Götter oder Erscheinungsformen von Göttern verehren ließen, lehnte Augustus solcher Art Ehrerbietung ab.

Dennoch erweckte der Kult um sein Herrschertum beim Volk wahrhaft religiöse Ehrfurcht, so dass er in manchen römischen Provinzen eben doch als Personifikation der Gottheit Roma verehrt wurde. Ihm zu Ehren errichtete man die „Tempel der Roma und des Augustus“, im französischen Lyon, in Athen, im heute türkischen Ankara und andernorts im Römischen Reich.

Augustus neigte in seiner Rolle als Oberster Priester des Staats jedoch zu einer Rationalisierung der Religion. Ihm erschien es dabei wichtig, sich von der Magischen Kultpraxis zu lösen und den Mythos als Bestandteil der römischen Religion zu fördern. Genau im Zeitraum seiner Regentschaft wurde ja auch Jesus von Nazareth geboren, mit dessen Erscheinen und Wirken, ja in der Westlichen Welt sich ebenso ein religiöser Wendepunkt ereignet hatte.

 

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