Medizinrad - ewigeweisheit.de

Das indianische Medizinrad: Symbol der Unversehrtheit

Die Symbolelemente des Medizinrades verbinden die essentiellen Wesensmerkmale von Himmel, Mensch und Erde. Aus den vielschichtigen Bedeutungen dieses heiligen Zeichens, lassen sich die Einflüsse der Himmelsbewegungen ebenso ablesen, wie auch die Effekte ganzheitlicher Heilweisen. So beschreibt das Medizinrad, als Symbol indianischer Religion, die Eigenarten der Stammesrituale und der Lebensführung eines jeden Menschen.

Die makrokosmische Bedeutung dieses Symbols, stellt das religiöse Wesen menschlichen Zusammenlebens dar, im Einklang mit der Natur, Erde und Himmel. In seiner mikrokosmischen Bedeutung, erklärt es die Harmonie der Lebensaspekte im Individuum.

Das Wort „Medizin“ im Namen aber, erstreckt sich über einen weiteren Bedeutungshorizont, als wofür wir es in unserer Sprache verwenden. Im Medizinrad nämlich verbirgt sich ein tiefgehendes System, dass im Kontext innerer Spiritualität gesehen werden muss. Das heißt, es hilft nicht allein dem Menschen bei Heilungsvorgängen, sondern führt jemanden zu erleuchtenden Erkenntnissen und Erfahrungen.

Im Folgenden wollen wir uns zuerst mit den äußeren, himmlisch-irdischen Aspekten des Medizinrades befassen, wie später dann mit den in ihm symbolisierten, inneren, menschlichen Aspekten.

Awwakkulé: Die magischen Menschen des Kleinen Volkes

Zu Ehren des Sonnengottes, begingen die amerikanischen Ureinwohner ihre Jahresfeste. Im Mittsommer fand der heilige Sonnentanz statt, an dem neue Initianden in die Geheimnisse der Medizinrades eingeweiht wurden. Das Wissen zur Durchführung dieser Initiationsriten aber, erhielten die Medizinmänner und Häuptlinge von sagenhaften Menschenwesen: den Awwakkulé. So nennt man in der Sprache der Crow, das geheimnisvolle „Kleine Volk“. In verschiedenen mündlichen Traditionen werden sie als elfenartige, zwergwüchsige Menschen beschrieben.

Lange bevor die europäischen Invasoren auf den amerikanischen Kontinent kamen, erzählten sich die Arapaho, die Lakota-Sioux, die Cheyenne und die Crow, Legenden von diesem sagenhaften Kleinen Volk. Sie, so heißt es, waren Heiler mit magischen Fähigkeiten, die über eine besondere Medizin verfügten.

Zwergenmumie von San Pedro

Die Zwergmumie von San Pedro: Einst Magierin der Awwakkulé?

Begegnungen mit den Geistzwergen

Ist die Legende von den Awwakkulé aber nichts als nur ein indianisches Märchen?
Archäologische Funde weisen anscheinend auf das Gegenteil hin: 1932 stießen Goldgräber, auf eine sehr gut erhaltene, etwa 40 cm große Mumie einer Frau, die einst Mitglied dieses sagenhaften Volkes war. Man fand den kunstvoll mumifizierten Körper in einer Höhle, in den Bergen von San Pedro, im amerikanischen Bundesstaat Wyoming.

Jenen außergewöhnlichen Menschen, begegneten Anfang des 19. Jhd. aber auch Forscher einer Expedition. Auf ihrer Reise in den Westen der heutigen USA, im Jahre 1804, trafen die Offiziere Meriwether Lewis und William Clark, Angehörige des Kleinen Volkes in der Nähe eines heiligen Ortes: dem Medizinberg. Wie Lewis in seinem Tagebuch vermerkte, waren die Menschen etwa 45 cm groß, trugen riesige Köpfe auf kurzen Hälsen. Ihre kleinen Körper hatten runde Bäuche, doch ihre Arme und Beine waren außergewöhnlich muskulös. Daher die Redewendung der Crow, jemand sei „stark wie ein Zwerg“.

Diese eigenartigen Zwerge beobachteten die Eindringlinge sehr genau, waren jene doch auf dem Weg, in eigentlich ihr Territorium, worin sich der heilige Medizinberg befindet. Jeden aber der sich diesem heiligen Ort zu nähern versuchte, töteten sie mit giftigem Pfeil. Das klingt recht märchenhaft, scheint aber weit mehr als eine Legende zu sein. Lewis vermerkte in seinem Tagebuch nämlich, dass die Angehörigen der Stämme der Omaha, Otoe und Lakota-Sioux, das Kleine Volk aus Angst mieden und sich überhaupt nicht erst in die Region des Medizinberges bewegten. So erzählt etwa eine Lakota-Sioux-Legende, wie einst hunderte Krieger wegen des Kleinen Volkes ihr Leben verloren, als sie versuchten sich dem Berg-Heiligtum zu nähern.

In den Volkssagen der Crow sind die Angehörigen des Kleinen Volkes, Menschen mit magischen Heilfähigkeiten. Jedes Jahr brachten darum die Crow, dem Kleinen Volk Opfergaben dar, um sie milde zu stimmen. Man wusste nämlich, dass die Menschen des Kleinen Volkes, Segnungen auf einen Günstling der Crow übertragen und ihn in die Gesetze der spirituellen Welt einweihen konnten. Darum also begaben sich Stammesmitglieder der Crow dennoch in dieses Gebiet, wo sich ein steinernes Medizinrad befindet.

In den Höhlen unterhalb dieses Medizinrades, sollen schon seit mehr als 10.000 Jahren die Angehörigen des magischen Kleinen Volkes gelebt haben. Ihre unterirdische Wohnstatt war angeblich über einen Steinhaufen im Innern des Medizinrades zugänglich.

Vom geheimnisvollen Sinn der indianischen Steinkreise

Einer der ältesten Medizinrad-Steinkreise, befindet sich im kanadischen Majorville und ist archäologischer Schätzungen nach, mehr als 5.000 Jahre alt.
Wie bei diesem befinden sich im Zentrum aller anderen Medizinräder, aufgehäufte Felsbrocken. Diesen Mittelpunkt des Medizinrades umringen Steinkreise, die strahlenförmige Steinlegungen mit dem Zentrum verbinden.

Die alten Medizinräder wurden jedoch immer wieder nachkorrigiert, verschiebt sich der Punkt der Frühlingstagundnachtgleiche doch alle 72 Jahre um 1°. Das heißt, die horizontale Position des Sonnenaufgangs rückt ganz allmählich immer weiter nach Westen.

Auf Grundlage dieser und anderer astronomischer Fakten, erforschte man die Himmelsausrichtungen einiger Medizinräder Kanadas und der USA. Dabei fand man, dass der innere Steinhaufen, der Ausrichtung des Betrachters diente, über dem er den Sonnenaufgang zur Sommersonnenwende beobachten konnte. Die Speichen der Medizinräder halfen dem Betrachter dann, kurz vor Sonnenaufgang, bestimmte Sterne am Horizont zu sehen. Sie waren, wie wir im Folgenden sehen werden, wichtig für die Bestimmung sakral günstiger Zeitpunkte.

Astrotheologische Bedeutung des Medizinrades

Ein verblüffendes Detail liefert das Medizinrad von Bighorn, im amerikanischen Bundesstaat Wyoming. Dieses, wohl aus dem 13. Jhd. stammende Steinmonument, befindet sich nahe eines 3.000 m hohen Gipfels.

Gemäß indianischer Tradition begaben und begeben sich auch heute noch, die Stammesangehörigen zum Medizinberg, um an diesem heiligen Ort zu beten, Visionen zu empfangen und so mit ihren Ahnengeistern Verbindung aufzunehmen. Der Steinhaufen in der Mitte des Medizinrades, diente auch als Opferplatz. So lag dort auch der Totenschädel eines Büffels, in Richtung des Sonnenaufganges.

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Alte Fotografie des Medizinrades

Wegen seiner Höhenlage, ist das Bighorn-Medizinrad nur in der Sommerzeit, um die Jahresmitte zugänglich. Das sind die windstillsten Monate mit den längsten Sonnenstunden. Den Rest des Jahres bedecken das Medizinrad Eis und Schnee. Dann ist dieser Ort unzugänglich.

In der warmen Phase des Jahres, konnte man dort, kurz vor Sonnenaufgang, bestimmte Sterne am Horizont aufgehen sehen. Die Ausrichtung der Linien des Medizinrades deuteten damals auf die Positionen von vier Sternen: Formalhaut, Aldebaran, Rigel und Sirius – vier der hellsten Sterne am Himmel.

Was wollten die alten Medizinmänner daran ablesen?

Genau 28 Tage vor der Sommersonnenwende, ereignete sich der heliakische Aufgang des Sternes Formalhaut (den Aufgang eines Sterns nennt man heliakisch, wenn er am Horizont erscheint, kurz bevor er vom Licht des Sonnenaufgangs überstrahlt wird). Sein morgendliches Aufleuchten war ein wichtiges, astronomisches Zeitmaß, denn wenn nach dieser 28-tägigen Periode, kurz vor Sonennaufgang, dann der Stern Aldebaran am Morgenhimmel, über dem Horizont flimmerte, wusste man: in Kürze findet die Sommersonnenwende statt.

Weitere Himmelsmarker waren dann, wiederum 28 Tage später, der heliakische Aufgang des Rigel und weitere 28 Tage später, das heliakische Erscheinen des Hundssterns Sirius. Entsprechend dieser Perioden, die also jeweils 28 Tage dauern, etwa einen lunaren Monat, erbaute man das Bighorn-Medizinrad mit seinen 28 Speichen. Diese Zeitabschnitte von jeweils 28 Tagen, markierten einen sakralen Zeitpunkt, der für die Riten der Crow von Bedeutung war: das Fest des Sonnentanzes.

Skizze des Medizinrades – ewigeweisheit.de

Skizze der Positionen des Medizinrades:
A = Aufgangspunkt Aldebaran, B = Aufgangspunkt Rigel, C = Aufgangspunkt Sirius, D = Aufgangspunkt Formalhaut, E = Standpunkt des Beobachters des Sonnenaufgangs zur Sommersonnenwende, F = Beobachtungspunkt der heliakischen Aufgänge der vier Sterne, G = Zentrum des Steinkreises

Der Sonnentanz

Kehren wir noch einmal zurück zu den sagenhaften Awwakkulé. Sie spielten im Glauben der Crow, eine ganz zentrale Rolle. Von ihnen bekamen sie das spirituelle System, dass hinter der Sonnentanz-Zeremonie steht. Und dieser sakrale Tanz, so die indianischen Weisen der Crow, gehört zu den ältesten Zeremonien der Menschheit.

Um den Sonnentanz zu feiern, baute man die sogenannten Sonnenzelte, deren Runddach 28 strahlenförmige Zeltbalken zusammenhielten – ebenso wie die 28 Steinstrahlen des Medizinrades. In dessen Mitte befand sich die zentrale Zeltstütze. Hieran banden sich die Teilnehmer fest. Dieser Stamm in der Mitt des Zeltes war ein Symbol für die Weltachse, über die die Erde mit der Welt des Himmlisch-Göttlichen verbunden ist. Die 28 strahlenförmigen Dachbalken, standen für den Zyklus von Licht und Finsternis, wie ihn der Mond reflektiert. Auch sind sie ein Abbild des heiligen Büffels, dessen Brust 28 Rippen zusammenhalten. Der Büffel bedeutete den Indianer in alter Zeit sehr viel. Er gab Nahrung und Kleidung, man stellte aus seinem Gerippe Werkzeuge und Geräte her. Aus Dankbarkeit dafür verehrte man die Seelen dieser heiligen Tiere, als Geistwesen, da sie den Indianern alles gaben, was sie zum Überleben benötigten.

Heilige Rituale im Sonnenzelt

Die Sonnenzelte nun, baute man zu Ehren der Awwakkulé. Eines der Ratsmitglieder des Sonnentanzes, war selbst Mitglied der sagenhaften Awwakkulé, durch das den Teilnehmern die Visionen und geistigen Einsichten übertragen wurden. Auch wer als bester Tänzer auserkoren wurde, oblag dem Ratsmitglied der Awwakkulé.

Diese Zeremonie aber wurde vor allem zur Sommersonnenwende gefeiert und dauerte 28 Tage lang, die man mit vier sehr intensiven Tagen des Rituals beschloss. Die darin ausgeführten Zeremonien ähnelten auch jenen anderer Stämme und waren begleitet von Tänzen, Gesängen und Trommelmusik. Man betete, meditierte und fastete.

Manche der Teilnehmer empfingen Visionen in das Geheimnis des Todes. Jene Initiationserfahrung aber war nur den Anwärtern der Krieger vorbehalten. Für die anderen Mitglieder bestand die Sonnentanz-Zeremonie überwiegend aus Gebeten, die man für sich oder einen Verwandten ausübte. Auf anderer Ebene, diente das Sonnentanzfest vor Allem der Sippe und der Erde.

Im Glauben der Crow hoffte man durch den Sonnentanz, regenerierende Himmelskräfte auf die Erde zu führen und damit das irdische Treiben, jedes Jahr zur Sommersonnenwende neu zu beleben – war das doch die Phase, in dem die Tage des Jahres wieder kürzer wurden und die Mächte des Todes wieder Einzug in das Leben von Mensch und Natur nehmen.

Indianischer Sonnentanz – ewigeweisheit.de

Indianischer Sonnentanz: ein wichtiger Bestandteil der Tradition des Medizinrades.

Eine äußerst schmerzhafte Einweihungszeremonie

Im Sonnentanz trafen die Stammesangehörigen zusammen, um ihren Glauben zu festigen. Der Sonnentanz hatte also eine spirituelle und auch soziale Bedeutung. Traditionell waren es Männer, die am Sonnentanz teilnahmen. Durch die besonderen Rituale des Sonnentanzes erkannten sie die Wesensbeschaffenheit des Universums und des Übernatürlichen.

Man erbrachte Opfer, teils durch besonders schmerzhafte Selbstkasteiungen, um sich dabei an die Todesgrenze zu führen. In einer so gesteigerten Trance, empfingen die Tänzer besondere Visionen, woraus sie Antworten auf ihre Lebensfragen erhielten. Sie durchstachen dazu ihre Haut an verschiedenen Stellen, durchzogen sie mit Schnüren und ließen sich daran aufhängen. Ziel dieser absichtlich herbeigeführten Schmerzerfahrung, war, das Leid der Frauen während der Geburt zu erleben. Man wollte so das Geheimnis des Blutes und des Schmerzes ergründen, ohne Krieg führen zu müssen.

Medizinrad der Lakota – ewigeweisheit.de

Das Medizinrad der Lakota-Sioux.

Das Medizinrad der Lakota-Sioux

Dieses Medizinrad bildet ein Kreis, der ein Kreuz umringt. Grundlegend stellt dieses Symbol den Erdkreis und die vier Himmelsrichtungen dar: Osten, Norden, Westen und Süden. Zwar stehen sich die Himmelsrichtungen gegenüber, wodurch sich das innere Kreuz bildet, doch seine Enden sind dennoch miteinander verbunden; dafür steht der äußere Kreis. Das also sind die vier Dimensionen des Medizinrades.

Würde man dieses Medizinrad horizontal legen, wiese der Kreuzungspunkte der Ost-West- und der Nord-Süd-Linien, nach oben und nach unten: die fünfte und sechste Dimension. Jene Kreuzung aber ist das Zentrum und bildet damit eine siebte Dimension. Das Medizinrad repräsentiert die Dimensionen, deren harmonisches Zusammenwirken sowohl Lebenszyklen, als auch die menschliche Gesundheit begünstigen:

  • Die vier Himmelsrichtungen,
  • das himmlische Prinzip des Vaters,
  • das irdische Prinzip der Mutter und
  • der Zauberbaum, als Symbol des Weltenpols.

Heilung mit dem Medizinrad: spirituell, psychisch, körperlich, emotional

Im Folgenden nun, wollen wir uns mit den vier ersten Dimensionen des Medizinrades befassen. Ihnen teilte man die vier Farben Gelb, Weiß, Schwarz und Rot zu. Sie stehen für die vier alten Kontinente in der Welt, die einst den Urkontinent Atlantis umgaben und heute bekannt sind unter den Namen Asien, Europa, Afrika und Amerika. Wäre die Welt heute vollkommenen, strebten die Menschen dieser Kontinente danach, sich miteinander zu verbinden. Unglücklicherweise, scheint das gegenwärtig jedoch nur schwer möglich zu sein.

Die Medizinmänner der Lakota-Sioux sagen, dass wir aus den vier Himmelsrichtungen heilige Gaben des großen Geistes (Gott) bekommen – in Form der vier Elemente Feuer, Wind, Wasser und Erde. Da nun jede dieser Himmelsachsen durch den Erdkreis miteinander verbunden sind, führen Ungleichgewichte im Süden (zum Beispiel Abholzung der Regenwälder, Störung des Erdelements) zu Ungleichgewichten im Norden (wie durch Stürme, sich als Störung des Windelements auswirkend). Und was sich im Großen abspielt, ähnelt auch dem, was im Leben eines Menschen vor sich geht: wer unter Depressionen leidet (Süden), dessen Denken (Norden) ist verwirrt.

Anmerkung:
Weiter unten im Text befindet sich eine Tabelle. Darin finden Sie die Zuordnungen der vier Himmelsrichtungen zu verschiedener Ebenen des Medizinrades. Wenn nun hinter einem Begriff oder Konzept, in Klammern eine Himmelsrichtung steht, soll Ihnen dass dabei helfen, in der Zuordnungstabelle Entsprechungen zu finden.

Das Wort Medizin im Namen dieses Symbols, steht für das menschliche Sein. Aus dem Osten strömt dem Menschen seine spirituelle Fähigkeit zu, aus dem Norden sein Intellekt, aus dem West seine Körperlichkeit und aus dem Süden seine Emotionen.

Kommt es zu einem Ungleichgewicht im Medizinrad, wird ein Mensch krank. Bei den Lakota-Sioux helfen die Medizinmänner, diese Disharmonien auszugleichen und beherrschen die große Fähigkeit, alle vier Aspekte im Gesamtzusammenhang zu betrachten und Menschen zu helfen wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Sie „entfernen“ keine Krankheiten, wie es in der modernen Medizin der Fall ist, sondern helfen dem Betroffenen, seinen Symptomen entsprechend, sich aus sich selbst heraus zu heilen. So spielt der Kranke seine eigene Rolle im Heilungsprozess.

Noch immer versucht die moderne Medizin, diese verschiedenen Dimensionen menschlichen Daseins, voneinander zu trennen. Der Mensch aber steht eigentlich im Zentrum des Medizinrades und ist für die Wirkungen, die ihm aus den vier Himmelsrichtungen zuströmen, selbst verantwortlich. Dennoch glauben die meisten, dass sich andere um diese göttlichen Gaben kümmern müssen. Sie brauchen dann einen Priester oder Guru, der ihnen ihre Spiritualität (Osten) liefern soll. Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht durch einen spirituellen Lehrer schneller ans Ziel kämen, als alleine. Eher soll auf die Passivität vieler Menschen hingewiesen werden, die vollkommen von ihrer spirituellen Kraftquelle abgeschnitten sind und auch nicht glauben, dass Spiritualität zuerst in ihnen selbst empfunden werden kann.
Für psychische Probleme (Norden) ist ein Therapeut wichtig. Natürlich kann er einem helfen, die eigenen Probleme selbst zu lösen. Was aber die westliche Medizin, zumindest mir vermittelt, ist, dass man zu jemandem geht, der einem ein Problem entfernt. Aus diesem Grund wird in der Chirurgie auch viel operiert und herausgeschnitten. Es scheint einfach an Zeit zu fehlen, die Ursachen der Unausgewogenheiten im individuellen Medizinrad zu erkennen. Wem das aber gelingt, kann Mangelerscheinungen durch die eigenen Stärken harmonisieren und ins Gleichgewicht zu bringen. Voraussetzung dafür aber ist die Kenntnis der eigenen Stärken. Heutzutage sind die meisten Menschen jedoch mit allem anderen beschäftigt, haben sich und ihr innerstes Wesen aber anscheinend vergessen.

Wer körperliche Beschwerden hat (Westen) geht einfach zu einem Arzt, der einem zum Beispiel etwas gibt, dass man einnimmt – ein Mittel aus dem Außen, dass das innere Problem beseitigen muss.
Man sollte aber vorsichtig sein, einfach nur die Schulmedizin als negativ abzustempeln, was in der alternativen Heilerszene viel zu häufig geschieht. Chirurgie und Allopathie einfach zu verteufeln, ist sicherlich ein falscher Weg. Denn beide gehören zum physischen Aspekt (Westen) des Medizinrades und erfüllen durchaus ihren Sinn.

Es sind eben alle vier Aspekte des Medizinrades untereinander verbunden und weisen ganz deutlich auf das oben angedeutete Problem: die meisten Menschen fühlen sich als Opfer äußerer Umstände, da sie nicht mehr über die zeitlichen, mentalen oder emotionalen Kapazitäten verfügen, um in sich, nach den Ursachen ihrer Probleme zu suchen.
Denn auch was unsere Emotionen angeht (Süden), dafür scheinen die meisten Menschen, am liebsten ihre Freunde und Familienangehörigen verantwortlich zu machen. Steht man dann nicht vollkommen unter der Kontrolle seiner Außenwelt?

So bleibt jemand unfähig alle vier Aspekte seines Daseins zu kontrollieren. Wie auch sollte er etwas in Griff bekommen, hat er doch für jeden Aspekt andere Menschen, die sich darum kümmern. Wer aber lernt, sich selbst im Zentrum seines individuellen Medizinrades zu sehen, kontrolliert diese vier Aspekte von innen heraus und wirt dabei gleichzeitig auch positiv auf seine Umwelt.

Wer den Glauben verloren hat, findet ihn wieder im Gebet. Wer nervös, verwirrt oder ängstlich ist, dem wird Meditation helfen. Einen kranken Körper und emotionale Probleme können Pflanzen heilen.

Das Medizinrad und die Kreisläufe des Lebens

Viele von uns haben bereits die Erfahrung gemacht, dass sich geistig-nervliche Belastungen (Norden) negativ auf unser körperliches Befinden (Westen) auswirken, während körperliche Beschwerden auf die Dauer emotionale Depressionen (Süden) begünstigen (zum Beispiel bei Übergewicht). Doch wenn ein Mensch weiß, dass die vier Aspekte seines Daseins alle miteinander verbunden sind, kann er sich selbst helfen und mit einem dieser Aspekte, der am stärksten ausgeprägt ist, zur Harmonisierung der anderen Aspekte beitragen. Somit könnte eine spirituelle Ausrichtung (Osten) zur Harmonisierung des intellektuellen, emotionalen und körperlichen Wohlbefindens beitragen. Das diese Annahme berechtigt ist, zeigt uns etwa die Tatsache, dass Menschen, die sehr krank sind oder im Krankenhaus liegen, sich plötzlich öffnen und nach Rat eines Priesters suchen.

Alle vier Aspekte des Medizinrades sind also miteinander verbunden und wirken aufeinander.

Unsere Werte (Osten) sind der Maßstab für unsere Entscheidungen (Norden). Sie wiederum realisieren wir in unseren Handlungen (Westen), die uns zu bestimmten Reaktionen (Süden) bringen, woraus unsere Emotionen entstehen. Diese wiederum bestätigen oder erübrigen die Bedeutung unserer Werte (Osten). Damit schließt sich der Kreis und beginnt von Neuem. Verwenden wir also die Qualitäten, die uns aus den vier Himmelsrichtungen zuströmen auf diese, kreisläufige Weise, können wir jeder Zeit damit beginnen, unser Leben zu verändern und auch zu etwas Besserem zu führen.

Es scheint also, als wurzelte alles was wir tun, in unserer Spiritualität – dem was im Medizinrad dem Ort der aufgehenden Sonne entspricht: dem Osten. Alle Entscheidungen (Norden) die wir treffen, unsere Handlungen (Westen) und Reaktionen (Süden), entspringen unserem Wertesystem (Osten) – sei es religiös oder säkular, traditionell oder modern. Genau darum sprechen die Stammesältesten der Lakota-Sioux, von der Heiligkeit unseres Lebens und der eigentlichen Spiritualität, der all unsere Handlungen zu Grunde liegen. Sie sagen, dass wir auf unsere Gefühle hören sollten, stets unserer Werte bewusst. Damit stärken wir unsere Fähigkeit, richtige Entscheidungen zu treffen und ihnen gemäß, rechtschaffen zu handeln. So werden wir in uns selbst und in unserer Umwelt Harmonie vorfinden und zum Wohle allen Lebens beitragen.

  Rot Weiß Gelb Schwarz
Richtung Süden Norden Osten Westen
Kontinent Amerika Europa Asien Afrika
Tageszeit Mittag Mitternacht Morgen Abend
Jahreszeit Sommer Winter Frühling Herbst
Lebenszeit Jugend Alter Geburt Tod
Elemente Erde Wind Feuer Wasser
Krafttier Wolf Bison Adler Bär
Kraftpflanze Mariengras Zeder Tabak Salbei
Symbole Herz Geist Seele Leib
Empfinden Emotional Intellektuell Spirituell Körperlich
Verhalten Reaktionen Entscheidungen Werte Aktionen
Handlung Geben Empfangen Bestimmen Halten
Typus Lehrer Krieger Seher Heiler
Tugend Großzügigkeit Tapferkeit Weisheit Seelenstärke

Die mündliche Geheim-Tradition

Wir hatten uns im Verlauf dieses Textes nun mit den Wissensaspekten beschäftigt, die über das Medizinrad bekannt sind. Das magische Bild, dass die Symbolik des Medizinrades auf makrokosmischer, wie auf mikrokosmischer Ebene projiziert, zeigt ganz deutlich seinen universalen Sinngehalt. Sicher aber finden sich in den mündlichen Traditionen der noch heute lebenden Indianer, viele weitere Aspekte dieses heiligen Symbols, die für uns aber leider verborgen bleiben und vielleicht nur den Eingeweihten von Mund zu Ohr übermittelt werden.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass solch verborgenes Wissen ganz und gar nicht kompliziert sein muss, wie vielleicht manche glauben mögen. Naheliegend erscheint mir deshalb, dass es in einer mündlichen Tradition, um die Vollendung des hier vorgestellten Systems gehen könnte.

Wir sprachen ja über die verschiedenen Ebenen, die sich nach vier Himmelsrichtungen hin ausbreiten (siehe Tabelle). Was sich jedoch ausbreitet, hat einen Ursprung und bildet die Mitte. Sie ist die fünfte Himmelsrichtung im Medizinrad. Es ist eine polare Größe in der Welt: die kosmische Senkrechte. Sie durchstrahlt die unveränderlichen Wesensmittelpunkte von Himmel, Mensch und Erde. Auf der Erde repräsentiert sie die Polachse, um die sich unser Heimatplanet ununterbrochen dreht. Von der Himmelsmitte aus, erstrahlt das Licht ihres astralen Repräsentanten, ausgehend vom Hauptstern der himmlischen Konstellation des Kleinen Bären: Polaris.

Und so wie diese kosmische Senkrechte, als Weltachse Himmel und Erde durchragt, berührt ihr Strahl auch das Herz des Menschen. Dieses große Geheimnis erfahrend, wünscht sich der Initiand sein Leben mit den zyklischen Gesetzen dieser kosmischen Größen in Einklang zu bringen. Damit symbolisiert das Medizinrad den Weg des Herzens, auf dem einer zum ursprünglichen, wahren Menschsein zurückfinden kann.

Die besondere Struktur des Medizinrades ist, wie wir sehen konnten, universal, denn seit jeher verwendeten es die indianischen Weisen als Bestimmungsmittel für sakrale Zeitpunkte, Orte und Begebenheiten – zum Heil der Erde und der auf ihr lebenden Menschen. Daher vielleicht die Aussage mancher indianischer Weiser, dass das Medizinrad durch den Sonnengott vom Himmel auf die Erde kam. Schließlich bilden sich seine Symbolelemente (Kreuz, Pol und Kreis) ja genau dem kosmischen Tanz von Sonne und Erde entsprechend.

Wie wir sehen konnten, ist das Medizinrad ein universales Symbol zur Harmonisierung der Natur, eines Volkes und seiner Menschen. Seit bereits über 10.000 Jahren wird das Symbol darum zu diesen Zwecken verwendet. Wer also den Anweisungen folgt, die sich aus seiner Symbolik ablesen lassen, wird dazu befähigt, sein Leben zu Harmonie und Gleichgewicht zu führen.

4 Kommentare
  1. Ein Mensch sollte seine
    Ein Mensch sollte seine Willenskraft und Liebe vergrößern. Es ist wichtig, gesundheitsbewusst zu leben und sich unegoistisch zu verhalten. Es ist sinnvoll, die körperliche Leistungsfähigkeit zu vergrößern, diverse Herausforderungen zu meistern, die Natur zu schützen usw. Und dann sollte man sich morgens unmittelbar nach dem Aufwachen auf einen Wunsch konzentrieren und sich (nochmal) in den Schlaf sinken lassen. Durch Traumsteuerung (oder im halbwachen Zustand nach dem Aufwachen) kann man zu mystischen Erfahrungen (und Heilen wie Jesus) gelangen. Der Mensch (genauer: das Ich-Bewusstsein) kann mystische Erfahrungen nicht bewirken, sondern nur vorbereiten. Bestimmte Meditations- und Yoga-Techniken, Hypnose, Präkognition usw. sind gefährlich. Traumsteuerung ist auch ohne luzides Träumen (das u. U. gefährlich ist) möglich. Man sollte sich nur dann einen luziden Traum wünschen, wenn man durch Traumdeutung herausgefunden hat, dass man dafür die nötige Reife hat. Oder man kann sich vor dem Einschlafen wünschen, dass sich nur Dinge ereignen, für die man die nötige Reife hat. Es ist gefährlich, während eines luziden Traumes zu versuchen, den eigenen schlafenden Körper wahrzunehmen. Luzide Träume dürfen nicht durch externe Reize (Drogen, akustische Signale usw.) herbeigeführt werden. Man kann sich fragen, ob eine echte (nicht nur eine eingebildete) Zeitdehnung in Träumen möglich ist. Zudem, wie sich Schlaf-Erlebnisse von Tiefschlaf-Erlebnissen (und Nahtod-Erlebnissen usw.) unterscheiden. Die Bedeutung eines symbolischen Traumgeschehens kann individuell verschieden sein und kann sich im Laufe der Zeit ändern.
    Es bedeutet eine Entheiligung der Natur, wenn Traumforscher die Hirnströme von Schlafenden messen. Die Wissenschaft darf nicht alles erforschen. Es ist z. B. gefährlich, wenn ein Mensch erforscht, ob er einen freien Willen hat. Es ist denkbar, dass ein Mensch gerade durch die Erforschung der Beschaffenheit des Willens seinen freien Willen verliert. Zudem besteht die Gefahr, dass ein Mensch verrückt wird, wenn er sich fragt (wie schon vorgekommen), ob das Leben nur eine Illusion ist. Das Leben ist real. Es kann in Teilbereichen auf wissenschaftlichen (und technischen) Fortschritt verzichtet werden. Es ist z. B. falsch, Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen. Es sollte lange Sabbatzeiten anstatt Rentenzeiten geben (denn es gibt kein biologisches Altern). Nicht-Berufstätige sollten in relativ kleinen Orten (insbesondere in Dörfern) wohnen. Berufstätige eher (aber nicht nur) in relativ großen Orten. Es ist sinnvoll, dort zu wohnen, wo man arbeitet (in Verbindung mit wirtschaftlicher Subsidiarität). Diese und weitere Maßnahmen führen dazu, dass fast alle Privatfahrzeuge (nicht Firmenfahrzeuge) überflüssig werden. Es ist sinnvoll, überflüssige Dinge (nicht-leistungsgerechte Vermögen, Kreditwesen, Werbung, Urlaubsindustrie, Luxusgüter, Rüstung usw.) abzuschaffen. Der MIPS muss gesenkt werden (moderne Verfahren erhöhen die Recyclingquote, ein Öko-Auto fährt über 3 Mio. km, ein 1-Liter-Zweisitzer-Auto spart Sprit usw.). Ein Mensch kann im kleinen und einstöckigen 3-D-Druck-Haus (Wandstärke ca. 10 cm) mit Nano-Wärmedämmung wohnen. Wenn die Menschen sich ökologisch verhalten, kommt es zu einer günstigen Erwärmung im Winter (siehe Wikipedia „Zeitreihe Lufttemperatur“, Messwerte in Dekaden). Denn das Klima ist (so wie das Leben) in der Lage, sich positiv weiterzuentwickeln. Außerdem muss man bedenken, dass vielleicht nicht immer Menschen auf der Erde geboren werden müssen, sondern sich in anderen Dimensionen entwickeln können. In der Medizin sollte u. a. die Linsermethode gegen Krampfadern (auch dicke) eingesetzt werden. Es ist wichtig, den Konsum von tierischen Produkten (und Süßigkeiten und Eis) zu reduzieren oder einzustellen. Hat man eine bestimmte Reife, kann man sich vegan ernähren oder von Urkost ernähren (oder sogar fast nahrungslos leben). Die berufliche 40-Stunden-Woche kann durch die 4-Stunden-Woche ersetzt werden (Lohnausgleich erfolgt nur zu einem kleinen Teil). Wenn die Menschen sich richtig verhalten, werden die Berufe zukünftig zunehmend und beschleunigt (!) beseitigt.

  2. Wouff. Habe nur Infos zu
    Wouff. Habe nur Infos zu diesem Zeichen gesucht, weil ich mir das Zeichen tätowieren lassen will. Ich sehe aber, dass es soooo viel tiefsinniger ist, als ich annahm. Das muss ich erst einmal verarbeiten und von Grund auf begreifen. Ich bin froh über diese Informationen. Das Tattoo ist vertagt, aber nicht abgeschrieben. Ich werde es erst stechen lassen, wenn ich die ganze Symbolik und Bedeutung des Zeichens verstanden, verinnerlicht und angenommen habe. Erst dann gehört es zu mir. A-HO

  3. Hallo Ihr Lieben,
    Hallo Ihr Lieben,
    In der Tabelle habt Ihr die Farben des Südens (gelb) und des Ostens (rot) vertauscht.
    Herzlich
    Momo

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