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Vier Antworten auf die Frage: Wie finde ich meinen spirituellen Meister?

Immer wieder gibt es kleine Charaktere, die sich als große Meister ausgeben. Als solche gehen sie auf Menschenfang. Sie geben an, Mitglied eines sagenhaften Ordens zu sein. Doch wenn es sich dabei nicht um eine Geheimgesellschaft handelt, die weltweit vernetzt ist und zum gemeinsamen Studium und Austausch anregt, steht hinter so einem Orden wohl insbesondere eins: Ein großes Ego.

Zu wahrem Glück und Frieden findet jeder nur selbst. Wie der große Jiddu Krishnamurti einst meinte, führt der Weg zur Wahrheit durch ein pfadloses Land. Man muss seine Wege selbst gehen und nicht einfach in die Fußstapfen eines anderen treten. Doch es gibt Menschen, die einen an die Schwelle zu diesem pfadlosen Land führen können, damit man das entdecken kann, was sich in einem an Kostbarkeiten verbirgt.

1. Abkürzungen zur Erleuchtung?

Unser Gewissen ist der beste Meister den wir uns nur wünschen können. Wer sich dem eigenen Gewissen öffnet, wird dessen wahren Wert erkennen. Wichtigster Teil dieses Gewissens ist: all das brauchbare Wissen das uns zur Verfügung steht. Doch wir müssen es erst finden. Wer sich nach einem spirituellen Leben sehnt, wird aber bald feststellen, dass man nicht auf Abkürzungen zur Erleuchtung kommt – sondern, dass wahres Wachstum oft auch schmerzhaft ist. Doch sobald etwas unangenehm wird, geben viele auf.

Auch wenn es zu unserem Wohlbefinden beitragen mag: es reicht nicht, einfach ein Räucherstäbchen zu entzünden und jemanden dafür zu bezahlen, dass er einem „zur Einweihung“ die Hände auflegt.

Der Aspekt der Arbeit, die mit dem Schülerdasein verbunden ist, sollte keineswegs unterbewertet bleiben. Der Mensch ist eben nicht allein ein Produkt der Natur, sondern ein Teil davon. Das heißt, sein Selbst ist mit Allem verbunden, ist mehr als sein Körper – ja ist sogar ein Teil etwas viel Größerem. Wer aber nicht dazu bereit ist, wirklich an sich selbst zu arbeiten – was immer auch den Umgang mit anderen Menschen einbezieht – wie soll so jemand von einem Meister geführt werden können?

2. Der Wunsch einen Meister zu haben

Alles beginnt mit Vertrauen. Der Glaube an einen höheren Plan brachte auch andere zu ihre Meistern. Vor allem aber hilft es, das hier zu wissen:

Ich habe bereits alles was ich brauche. Es gibt keine Person die über mir steht und keine unter mir.

Jeder von uns ist ein Spiegelbild dessen, was er bereits in seinem tiefsten Innern ahnt. Ein wahrer Meister hat „nur“ die Aufgabe einen Schüler dorthin zu führen, ihm zu zeigen, wie er sich diesem wahren, innersten Kern nähert. Das ist der Punkt der identisch ist mit dem, was man das Göttliche nennt.

Meist beginnt Schülerschaft damit, dass ein Meister dem aufgeblasenen Ego die Luft nimmt. Sobald das geschieht, verschwinden die meisten wieder, denn ein wahrer Meister schmeichelt keinem Ego. Eher wird er einen darauf hinweisen, dass man vielleicht ein recht selbstsüchtiger oder unehrlicher Mensch ist. Doch es geht dabei gar nicht nur um die Ehrlichkeit gegenüber anderen, sondern insbesondere um die Ehrlichkeit gegenüber dem eigenen Spiegelbild. Ein Meister ist aber ein Spiegel ohne Spiegelbild. In seiner Gegenwart fallen alle Masken.

Wenn einem Guru daran liegt, dass er angehimmelt wird oder das andere ihn mögen, der kann nur ein falscher Führer sein – und davon gibt es genug. Wirklich helfende Mentoren sind keine Leute, von denen man sich intellektuell ein Bild machen könnte. Man kann einen spirituellen Führer eben nicht als persönlichen Diener anheuern, ihm Geld dafür geben, damit man ihn mit Fragen löchern kann.

Worum es geht, ist eine spirituelle, im Herzen empfundene Erfahrung. Um sie zu erlangen hegte einer den Wunsch Erkenntnis zu gewinnen und entwickelte bereits das Vertrauen, sie auch zu erlangen.

Lahiri Mahasaya – ewigeweisheit.de

Guru Lahiri Mahasaya (1828-1895) war der geistliche Lehrer und Guru des großen Swami Sri Yukteswar.

3. Die Suche nach dem Meister

Viele Wege führen zur Erleuchtung. Doch wer sich auf den Weg macht, sollte sich vorbereiten. Und da stellt sich zuerst die Frage, welche Eigenschaften man braucht, um tatsächlich von einem spirituellen Meister zu lernen?

Dann muss man erst einmal an den Ort gelangen, wo sich diese Person aufhält. Auf dem Weg dorthin behindern einen oft, teils eigenartige Hindernisse. Es ist ein wenig so, als wäre da eine höhere Kraft, die diese Hindernisse scheinbar „absichtlich“ einem in den Weg stellt – wie als müsse man beweisen, sie aus dem Weg räumen zu können, um tatsächlich dafür Wert zu sein, zu Füßen eines Gurus sitzen zu dürfen.

Hier wird deutlich, dass man den wahren Guru oder spirituellen Meister, eben nicht auf einem Werbeplakat an Häuserwänden findet. Besonders in den Großstädten treten eine Menge solcher Scharlatane auf, wo unter ihrem Foto gleich noch der Eintrittspreis steht, für die „Einweihung am Samstagabend“.

Das heißt: der Meister oder Guru muss tatsächlich erst gefunden werden. Wer ihn glaubte gefunden zu haben, der muss ihn dann aber auch als solchen erkennen!

Selbst wenn man nun glaubt, diesen Menschen gesehen und gefunden zu haben, steht an, was oben bereits angedeutet wurde: man muss ihn oder sie ertragen können. Um den Meister zu ertragen, sollte man zuerst begreifen, was als Ziel hinter dieser Begegnung mit dem Meister steht. Ich weiß, dass ist eine schwierige Frage. Doch sie sollte unbedingt beantwortet werden! Welchen klaren und eindeutigen Zweck verfolgt unsere Suche nach einem Meister oder einer Meisterin? Welche drei Worte deuten darauf hin?

Der Meister ist wie ein Stellvertreter der eigenen Fähigkeit zu lernen und zu verstehen wer man eigentlich wirklich ist. Was aber soll man denn hier verstehen? Die Antwort: Der Glaube folgt dem Verstehen und im eigenen Selbst, da schlummert ein ungeteiltes Bewusstsein. Das soll man suchen. Ab einem gewissen Punkt der Schülerschaft weiß man, dass danach auch der Meister suchte.

Voraussetzung für all das ist der Wunsch zu kooperieren. Ja noch mehr: wer sich in ein tatsächlich traditionelles Meister-Schüler-Verhältnis begeben möchte, tatsächliche Einweihung erfahren will, der muss seinen Willen uneingeschränkt dem Willen des Meisters unterwerfen. Sowas nennt man auch den „Kadavergehorsam“. Kein Wunder, dass der symbolische Tod im dritten Grad des Freimaurer-Ritus, eine so wichtige Rolle spielt. Wem sich da sein Ego in den Weg stellt, der kommt einfach nicht weiter. Es geht eben tatsächlich darum, sich hinzugeben und sich dem Meister vollständig zu öffnen.

4. Ist es überhaupt sinnvoll einen Meister zu suchen?

Wenn der Schüler bereit ist, wird der Meister erscheinen. Davon haben auch Sie schon gehört. Oder?

Viele sehnen sich nach einem Meister, wenn sie im Alltag nicht mehr zurecht kommen. Leider sind unter ihnen aber auch viele, die glauben, nachdem sie das 100. Buch über Esoterik verschlungen haben, nun fast schon erleuchtet zu sein und „nur noch“ den letzten Weg, zusammen mit einem Meister gehen wollen. Ob da mal nicht ein Haken ist? Denn eigentlich geht es ja darum, zuerst einmal in dieser Welt klarzukommen, fähig zu sein, darin als Mensch ein Leben zu führen, gemeinsam mit anderen. Die höheren Welten zu erkunden, dass ist etwas – worüber man vielleicht Spannendes in Büchern findet – das ganz und gar jenseits des Intellekts stattfindet.

Leider begegneten mir immer wieder Menschen, die auf Erleuchtung aus waren, doch sich nur sehr wenig um ihr körperliches Wohlbefinden scherten. Doch wie in aller Welt soll in einen vernachlässigten Körper, ein Licht der Wahrheit einziehen? Ist der Körper nicht das Vehikel unserer Seele und unser seelisches Wohlbefinden nicht die Voraussetzung, gewonnenes Wissen auch tatsächlich (für andere!) nutzbar anzuwenden?

Der andere wichtige Aspekt ist der Umgang mit unseren Mitmenschen. Wer einen Meister gefunden hat, wird schnell merken, dass ihn auch andere suchten. Darum ist es immer wichtig Beziehungen zu anderen Menschen zu halten. Wer es nicht kann, der muss es einfach lernen – oder sich von jemandem dabei helfen lassen. Um neue Freunde zu gewinnen, sollte man zuerst einmal aufhören andere dafür zu bewerten, wie sie aussehen, wie sie sich verhalten oder was sie von sich geben. Alles was wir an anderen Menschen sehen, sind ihre Hüllenpersönlichkeiten. Was wir an ihnen beurteilen, ist das Selbe, das wir an uns selbst, im Spiegel beurteilen können. Doch ist unser Spiegelbild etwa das, was man das wahre Selbst nennt?

Wenn Sie bereit sind, die hier angeführten Punkte anzugehen, dann sind Sie bereit für die Herausforderungen der spirituellen Arbeit. Ob Sie dann auch tatsächlich Ihren Meister finden? Es liegt an Ihnen.

Wer immer sich zum Schüler macht, wird immer einen Meister finden.

– Friedrich von Hagedorn

4 Kommentare
  1. Vielen Dank für diesen guten
    Vielen Dank für diesen guten und ehrlichen Artikel. Ich denke, er wird Vielen, die sich im Spiegelkabinett der Eitelkeiten tummeln, nicht gefallen :).

    Die Angebote spiritueller Berater und/oder gar Meister sind mittlerweile kaum noch überschaubar und die richtige Wahl gleicht der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.

    Ich berufe mich auf die Aussage „Der Schüler findet seinen Meister“ – immer :).

    Namasté
    Petra

  2. … wenn ein Mensch in einen
    … wenn ein Mensch in einen Sturm gerät und er nach überstandener Wucht hilflos im Ozean treibt… sich umblickend nach Land in jede Himmelsrichtung… und kein Land ist in Sicht… macht er sich damit zum Schüler?

    1. Fragt sich, wem oder was er
      Fragt sich, wem oder was er da folgt? Überlässt sie oder er sich jemand anderem oder wem?

    2. Ich befinde mich im Ozean und
      Ich befinde mich im Ozean und wäre gerne Schüler. Aber wo einen wertvollen Austausch finden und Inspiriert werden?

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