Ragnarök (Emil Doepler) - ewigeweisheit.de

Maitreya und Mahdi: Retter am Ende der Zeit

Buddhistische und islamische Geheimlehren sehen das Kommen eines großen Weltlehrers in der Endzeit. Gegenwärtig lebt dieser Erleuchtete im Verborgenen – so die heiligen Schriften. Mit seinem Erscheinen aber, soll das Böse endgültig besiegt, und allen Menschen Glück und Frieden zu Teil werden.

Eine alte buddhistische Legende erzählt von einem großen Weltkönig. Der hatte tausend Söhne, von denen jeder einst ein Erwachter, ein Buddha sein würde. Ihre Namen schrieb er auf tausend Steine und legte sie in eine heilige Schale. Sieben Tage meditierte er. Darauf nahm er nacheinander die Steine aus der Schale. Beim fünften las er Maitreya (auch: Metteyyo): der Name des kommenden Buddha im Kali-Yuga (sanskr. für »Zeitalter des Streites«).

Buddha Maitreya lebt heute im Verborgenen. Sein Aufenthaltsort ist das heilige Land Tuschita. Dort verkündet er den Bodhisattvas den großen Weg des Buddhismus (Mahayana). Diese Jünger des Maitreya sind Strebende, mit dem Ziel höchste Erkenntnis zu erlangen und allen lebenden Wesen zum Heil zu verhelfen. Durch seine erhabene Lehre beglückt Maitreya die Bodhisattvas. Für dieses Glück steht das Sanskrit-Wort seines Namens: maitri – der liebend wohlwollende Freund.

[…] ihr Mönche, (es) wird ein Erhabener in der Welt erscheinen, Metteyyo (Maitreya) geheißen, als der Heilige, vollkommen Erwachte […], der Willkommene […] Zeigen wird er diese Welt, mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen haben wird […] Er wird die Lehre verkünden […], er wird das vollkommen geläuterte, geklärte Asketentum darlegen […] Er wird eine Jüngerschar von einigen tausenden als Lenker führen, gleichwie jetzt ich (der Shakyamuni Buddha) eine Jüngerschar von einigen hunderten als Lenker führe […] (er) wird sodann dem Thron entsagen, Asketen und Priestern, Armen und Elenden, Bettlern und Bittenden Gaben austeilen […]

– Aus dem Pali-Kanon, Digha Nikaya 26

Maitreyas Ankunft

Das verborgene Land von Tuschita (auch: Tusita oder Tushita) befindet sich jenseits der Erde. Viele Buddhisten wünschen sich dorthin wiedergeboren zu werden, hoffend, in Maitreyas Gegenwart die höchste Einweihung zu erlangen.
Tuschita befindet sich, als eine von sechs himmlischen Welten, im Reich von Kamadhatu (Land der Wünsche), zwischen dem Himmel von Nirmanarati und dem Himmel von Suyama. Menschen die in Nirmanarati wieder geboren werden, bemühen sich durch rechte Führung und Enthaltsamkeit, sich in ihrer gegenwärtigen Existenz zu läutern. Der Himmel von Suyama ist die Heimat friedliebender Wesen, die dort in vollkommener Glückseligkeit leben.

Verschiedenen buddhistischen Weisen und Heiligen soll es aber bereits in ihrer irdischen Inkarnation gelungen sein, durch Meditation, in das reine Land von Tuschita zu reisen. Dort wurden sie dann von Maitreya in die Lehren des esoterischen Buddhismus eingeweiht. Einer von ihnen war Aryasanga: der Stifter der Yoga-Praxis. Durch Maitreyas Lehre kam der weise Aryasanga zur Erkenntnis, dass alles Wahrnehmbare nur aus geistigen Phänomenen entsteht, an sich aber substanzlos ist. Was der Sterbliche wahrnimmt, sind Projektionen seines Geistes.

Wenn dereinst der Buddha Maitreya auf der Erde erscheint, werden sehr viele Menschen aus den illusorischen Konstrukten ihres Geistes befreit und endlich erwachen. Dann werden sie verstehen, dass das Sinnen auf weltlichen Erfolg, und der Wunsch nach Befriedigung persönlicher Begierden, ihre Seele im Körper und Denken gefangen hält.

Buddhistische Weise sehen die physische Welt als Reflexion des begrenzten, verblendeten Ichs, dass die Realität als nur psychisch und geistig versteht. So sind sich die meisten Menschen ihres wahren Selbst (Atman) nicht bewusst, sehen nicht, dass dieser Kern ihres Seins aus dem Göttlichen (vedisch »Brahman« bzw. islamisch »Allah«) stammt.

Szenario der Endzeit

Besonders in Gegenwart der aktuellen, vierten industriellen Revolution, tendiert die durch Unwissenheit verursachte Verblendung, das Bewusstsein der Menschen immer tiefer hinabzuziehen, in die Finsternis der materiellen Welt. Laut der spirituellen Traditionen in Ost und West, sollen Irreführung und Wahn immer stärker zunehmen. Gewissermaßen lässt sich das ja heute schon überall erkennen. In den europäischen Großstädten, kann man es den Menschen sprichwörtlich vom Gesicht ablesen. Anscheinend ist der Durschnittsmensch bereits so ignorant, dass ihn nur noch Werbebotschaften erreichen, die Angst, Schmerz oder Ekel erregen.

Natürlich bringt uns die neue Technologie auch einen enormen Nutzen. Es soll hier kein Kulturpessimismus verbreitet werden. Die Geschehnisse eines jeden Zeitalters erfüllen ihren entsprechenden Sinn. Doch was die Menschen in den Industrienationen in den kommenden zehn Jahren erleben werden, kann heute niemand sagen. Sobald eine neue Technologie den Menschen das Leben vereinfacht, sind bereits unzählige neue Technologien parat und generieren neue Nachfrage. Keiner weiß wie sich die modernen Kommunikationsformen oder Künstliche Intelligenz, in den nächsten Jahren entwickeln.

Myriaden wertloser, kurzlebiger Informationen, hindern den Durchschnittsmenschen wichtige Einsichten darüber zu gewinnen, wer er und was seine tatsächliche Lebensaufgabe ist. Der Mensch ist gezwungen ständig neue Informationen zu erlernen. Sie bleiben aber meist nur oberflächlich, sind kurzlebig. Zwar informieren die neuen Medien den Menschen wie nie zuvor, in den seltensten Fällen aber bilden sie ihn! Doch nur wer über ausreichende Bildung verfügt, kann selbst entscheiden, welche Ziele er im Leben erreichen will. Durch ein Lebensziel erfüllen wir den Zweck unseres Daseins. Es ist etwas, dass den Kern unserer Seele bildet: das »Wahre Selbst« – Atman.

Je mehr Informationen wir über die materielle Welt um uns auftürmen, desto länger wird der Schatten, der uns den Weg zum Lebensziel verfinstert. Besonders wenn wir unseren Geist nur mit flüchtigen, banalen Informationen füttern, ist was darauf aufbaut nur labil. Hinzu kommt außerdem, dass viele Informationen im Internet und Fernsehen einfach falsch sind. Erdichtete Wahrheiten kursieren vor allem in sozialen Netzwerken.

Brauchbare Informationen im Internet zu finden ist aber möglich. Solche Informationen können uns als Wegweiser dienen, um Wahres Wissen zu erlangen – ein Wissen über den Weg den man gehen muss, um zu wesentlichen Erfahrungen zu kommen. Dann wird Wahres Wissen zu Weisheit.

Stilles Wissen

Natürlich können wir brauchbares Wissen auch in Büchern oder auf Internetseiten finden. Erkenntnisse jedoch, gewinnt man durch gemachte Erfahrungen. Es gibt aber Erfahrungen, die man nicht zufällig macht. Nur ein Meister kann einen zu solchen Erfahrungen führen. Sie nähren ein stilles Wissen im Herzen, das nicht intellektuell vermittelt werden, sondern von der Aura eines Lehrers auf den Schüler übertragen werden kann. Es ist kein intellektuelles Wissen, sondern ein Erfahrungswissen, dass nur jenseits geistiger Konzepte verstanden werden kann.

Laut buddhistischer und islamischer Überlieferung, werden die erwarteten Menschheitsretter, Maitreya oder Mahdi, den meisten unter den dann lebenden Menschen, ihre hohen Weisheiten in die Herzen einsprechen. Damit werden unzählige Menschen in eine Ethik eingeweiht, die auf wahrer Freundschaft basiert.

Der 12. Imam

Islamische Esoterik nennt den kommenden Lehrer der Endzeit Imam Mahdi (auch: Al-Mahdi oder Al-Mehdi). Er soll als Nachfolger des Propheten Mohammed erscheinen und alles Unrecht in der Welt beseitigen. Es wird dann genügend Essen für alle Menschen geben und ein goldenes Zeitalter des Überflusses anbrechen.

Bei den Zwölfer-Schiiten, den Anhängern des Imam Ali, lebt Mahdi als 12. Imam (arab. imam: Vorbild) in einer unsichtbaren Welt (arab. gaiba), ganz ähnlich dem Buddha Maitreya. Von dort soll er am Ende der Zeit auf die Erde kommen. In der Verfassung des Iran, wird Mahdi sogar als eigentliches Staatsoberhaupt genannt. Die islamischen Kleriker Teherans, sind nur Stellvertretung des Mahdi, bis dieser am jüngsten Tag aus der Verborgenheit wiederkehrt.

Der persische Sufi und Mystiker Suhrawardi (1153-1191) sah in Mahdi ein Wesen, dass bereits inkognito unter den Menschen lebt. Um seine spirituelle Kraft jedoch zu wahren, bleibt seine Anwesenheit unter den Menschen geheim. Erst wenn die Menschen aus ärgster Not nach Erlösung schreien, wird Imam Mahdi auftreten, von allen erkannt werden und als kommender Messias, die Seelen auf diesem Planeten erretten.

Daddschal – der falsche Messias

Es gibt zwar keine direkte Erwähnung des Daddschal (arab. für Anti-Christ, wörtlich »der Täuscher«) im Koran, doch er wird in islamischer Überlieferung beschrieben als der Widersacher Gottes. Er soll ein missgebildetes Wesen sein, mit einem blinden Auge. Vor dem Erscheinen des Imam Mahdi, wird er die Menschen täuschen und sie dazu bringen, sich von den spirituellen Weisheitslehren der Religion abzuwenden. Stattdessen wird er die Hölle anpreisen, das Paradies aber als einen Unort verleumden. Auf seiner Stirn trägt er ein Mal, das den drei arabischen Buchstaben Ka, Fa und Ra ähnelt. Sie bilden das arabische Wort Kufr كفر : Unglaube (vergl. Offenbarung 14:9).

Große Wunder soll der Daddschal in der Endzeit vollbringen. Viele werden ihn darum für den kommenden Messias halten. Dann soll er einen Menschen zu seinem Stellvertreter auserwählen und ihn auf seinen himmlischen Thron setzen. Der Zugang zu den heiligen Stätten der Muslime (Media und Mekka in Saudi-Arabien) bleibt ihm jedoch verwehrt.

Schließlich wird der Mahdi den Daddschal bekämpfen und besiegen. So soll sich der endgültige Sieg des Guten über das Böse ereignen und endlich das Zeitalter des Friedens unter den Menschen anbrechen.

Mahdi und Maitreya

In den Sahih Hadithen, den authentischen Aussprüchen des islamischen Propheten Mohammed, finden wir eine Erwähnung über die Wiederkehr des Imam Mahdi, am Tage des jüngsten Gerichts:

Durch Allah wird Al-Mahdi (Mahdi) aus der Verborgenheit kommen, kurz vor Anbruch des jüngsten Tages; selbst wenn es der letzte Tag auf Erden ist, wird er dann Gerechtigkeit und Gleichheit über die Welt bringen, Tyrannei und Unterdrückung auslöschen.

– Musnad Ahmad Ibn Hanbal, Band 1, S. 99

Mahdi und Maitreya scheinen sich ihrer Art nach zu gleichen. Was die islamischen Hadithen über Imam Mahdi sagen, ähnelt den Aussagen über Buddha Maitreya in den buddhistischen Sutras. Alle jene, die in den Tagen des Buddha Shakyamuni, keine Erleuchtung erlangten, würden dann aus den Fängen der Täuschung befreit und in Seligkeit erlöst werden.

Es scheint also, als teilten beide Religionen, Islam und Buddhismus, einen in wesentlichen Punkten übereinstimmenden Glauben, was die Rolle des Erretters in der Endzeit anbelangt. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied: Imam Mahdi wird nicht damit zögern, die nötige soziale Neuordnung zu erzwingen, während der Buddha Maitreya den Menschen offen lässt, sich aus selbst auferlegter Unterdrückung und äußerer Ungerechtigkeit zu befreien.

Doch selbst wenn sich beide Vorstellungen über die Endzeit, in diesem wesentlichen Punkt unterscheiden: ist es nicht bereits heute wichtig, über die Entwicklungen unserer Gesellschaft nachzusinnen?

Wer auch immer in Zukunft die Geschicke der Menschheit lenken wird: wir sollten jetzt damit beginnen Liebe, Glück und Frieden zu verbreiten – für uns und für unsere Mitmenschen.

4 Kommentare
  1. Im sunnitischem islam wird
    Im sunnitischem Islam wird nicht der Mehdi den Daddschal besiegen sondern der zurückgekehrte Prophet Jesus, friede auf ihm. Deswegen ist es falsch den allgemeinen Islam mit dem Buddhismus zu vergleichen. Wenn, dann sollte ausdrücklich der schiitische Islam mit dem Buddhismus verglichen werden.

  2. Mit „staunen“ stelle ich fest
    Mit „staunen“ stelle ich fest, das nicht nur einige Sufis, sondern wenn ich es richtig verstanden habe, auch Sunniten & Schiiten an die kommende Königsherrschaft ISA`s (Jesus) glauben!

  3. Es ist bekannt, dass die
    Es ist bekannt, dass die Muslime an die Rückkehr von Jesus glauben, sogar in welcher Region er wieder kommt. Er wird an der Seite des Madis für das Gute einstehen. Der Vergleich des shiitischen Islams mit dem Buddhismus ist falsch. Sowohl bei den Sunniten als auch bei den Shiiten wird es Jesus sein der den „Dajjal“ besiegen wird. Es gibt leider die ein oder andere falsche Information in dem Artikel.

    1. Liebe Kommentatorin, lieber
      Liebe Kommentatorin, lieber Kommentator,
      Sie schreiben „Es gibt leider die ein oder andere falsche Information in dem Artikel.“
      Klasse wäre, wenn Sie mit einem weiteren Kommentar ausführlicher darauf eingehen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Auch interessant