Was ist Esoterik?

Esoterik hat es immer gegeben. Sie ist so alt wie die Menschheit selbst. Die Esoterik bewahrt alles Wissen, das uns über dieses Universum zugänglich ist. Ihre Lehren veralten nie, sind ewig. Doch geht es hierbei nicht um ein „Wie“, sondern um das „Warum“ unserer Wirklichkeit.

Esoterik stellt also die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Seins. Sie bildet damit das eigentliche Bindeglied zwischen der Welt der Erscheinungen und dem Menschen. Die besagte Sinnhaftigkeit offenbart immer nur dem Einzelnen ihre Wahrheit, meidet jedoch jede Öffentlichkeit. Das setzt die Existenz einer Gruppe von Menschen voraus, der ein bestimmtes Wissen gehört.

Ihre Vorstellungen können eben nur bestimmte Menschen begreifen, während anderen der Zugang dazu fehlt. Einigen erscheinen die Vorstellungen der Esoterik absurd, und damit als etwas mit dem man sich unmöglich beschäftigen kann, stellen ihre Inhalte für sie doch auf keinen Fall die Möglichkeit für eine Wahrheit dar.

Anderen Menschen aber bedeutet der Begriff der Esoterik eine Notwendigkeit, um die Vorstellungen der in ihrer Lehre beschriebenen Systeme zu verstehen. Sie fühlen in sich nämlich das Esoterisches Wissen immer da ist und schon immer da war, doch nur dem Menschen zugänglich wird, der sich zu diesem Wissen hin entwickelt, die Schleier ihrer Geheimnisse allmählich lüftet um sie erkennen zu können.

Esoterik und Exoterik

Esoterisches Wissen fließt einem Sucher aus einem ganz persönlichen, metaphysischen Erkenntnisakt zu, statt durch Lernen intellektueller Inhalte, denn es kann immer nur das Ergebnis eigener Erfahrung sein, die weder übernommen noch weitergegeben werden kann. Wissen ist eben immer Sache eines Einzelnen. Darum wird auch die Esoterik immer die Sache weniger Menschen bleiben. Sie aber, die den schmalen Pfad der Erkenntnis gingen, um Wissende zu werden, bilden einen esoterischen, einen inneren Kreis der Menschheit (griech. „Esoteros“, „Inneres“).

Nun sind es vier Kreise, die über das Wissen der Menschheit wachen: ein esoterischer, ein mesoretischer (von hebr. „Hammasora“, „Herren der Überlieferung“), ein exoterischer Kreis (griech. „Exoteros“, „Äußeres“) der Menschen die uns nahe stehen und der Kreis aller anderen Menschen der Öffentlichkeit, in dem wir unseren Alltag verbringen. So bilden also jeweils der erste und der zweite einen esoterischen, einen inneren Kreis, der dritte und der vierte einen exoterischen, einen äußeren Kreis. Zwischen beiden aber gibt es viele Unterschiede.

Der innere Kreis weiß um die Existenz einer Geheimwissenschaft und einer ewigen Weisheit, die der Wissende von Mund zu Ohr weiterzugeben vermag. Zum Beispiel können viele Dinge, die wir entdecken, erlernen oder erschaffen wollen, nur im inneren Kreis existieren, wie zum Beispiel ein Weg zu positiven Gefühlen oder der universalen Fähigkeit ein Verständnis für das Leben der anderen Menschen zu entwickeln. Doch ist der innere nur ein kleiner Kreis der Menschheit, den der wesentlich größere, der äußere Kreis umgibt.

Wichtig bei dieser Betrachtung aber ist, dass man versteht, dass sich diese beiden Kreise gegenseitig bedingen. Jeder der beiden verdankt seine Existenz dem anderen Kreis, der ihm polar gegenübersteht. Entsprechend kann es niemals das Ziel der Mitglieder des esoterischen Kreises sein, als Missionare in der Welt zu agieren. Wahre Esoterik wirkt nur im Verborgenen und bemüht sich darum, die eigene Existenz nach außen hin zu verschleiern.

Wenn jedoch bei dem zuvor Beschriebenen der Begriff des „Geheimen“ mit anklang, hat das nichts mit Geheimnistuerei zu tun, denn die esoterischen Lehren halten sich selbst ohne äußeres Dazutun geheim. So verhält es sich mit allen Geheimlehren, die in verschlüsselter Form jedem zugänglich sind, vom Unwissenden jedoch nicht erkannt werden. Denn er erkennt den Wert ihrer Symbole nicht und hält sie deshalb oft nur für nutzlosen Unsinn.

Auch wenn das esoterische Wissen dem gewöhnlichen Leben verborgen ist, kann es gefunden werden, denn es ist nicht vollständig verborgen, hätte es sonst doch keine Bedeutung. Die Bedeutung seines verborgenen Wissens liegt also darin, dass es entdeckt werden kann, wobei das Wichtige dabei ist, wie man das Geheimwissen erkennen soll.

Wenn zuvor die Rede von den „Mesoreten“ war, den Herren der Überlieferung, dann ist damit nicht ein innerer Zirkel Wissender gemeint, der sich versucht dem Verständnis der Unwissenden anzupassen, sondern solche die denen beim Lernen helfen, die darum bitten. Esoterik ist eben kein Wissensgebiet, das man sich durch Fleiß aneignen kann und kein „Sammelbegriff“ für bestimmte Informationen, die man lediglich lernt, um Bescheid zu wissen.

Der Esoterik-Begriff steht für einen Weg der zu einem Ziel führt. Wollen wir dieses Ziel erreichen, müssen wir einen Weg begehen, der uns in Bewegung setzt. Theorien können das Begehen des Weges nicht ersetzen. Esoterik bildet einen Weg – den Weg zu einem Ziel und keine bloße Faktensammlung, dass man nur erreichen kann, wenn man sich eben auf den Weg macht. Viele Menschen aber behalten ihre, sehr wahrscheinlich anerzogene Lerndisziplin auch, wenn es um den Erwerb esoterischen Wissens geht, versäumen dabei aber, jemals einen Fuß auf den besagten Weg zu setzen.

Auf dem Weg der Esoterik zu gehen, bedeutet, alle dabei gewonnenen Erkenntnisse sofort in die Wirklichkeit umzusetzen. Das heißt, das ein Mensch auf diesem Weg immerzu sein eigenes Leben, Erleben und sein Verhalten zu ändern bereit ist. Denn Esoterik heißt Entwicklung mit dem Ziel die Weisheit eines kosmischen Bewusstseins zu erlangen.

Um dies erhabene Ziel zu erreichen ist es notwendig, die esoterischen Gesetze der Welt zu erkennen und sie auch verstehen zu lernen. Hand in Hand mit einer damit fortschreitenden Erkenntnis muss der Mensch sich wandeln, muss bewusster werden, um die wahren Aufgaben in seinem Leben immer klarer verstehen zu können.

Wer sich auf solch einen Weg fortschreitender Erkenntnis begeben hat, muss sich neu orientieren lernen. Und hierzu findet er Wegweiser, die ihm Auskunft geben, an welcher Kreuzung ihn der rechte Weg weiterführt. Das sind die esoterischen Techniken und Methoden, die der Sucher aus Büchern und von den Meistern bestimmter, spiritueller Schulen erlernt, wie sie zum Beispiel in der Hermetik, in der Kabbala, der Alchemie, Astrologie, I-Ging sowie auch in den Traditionen des Yoga und der Meditation zu finden sind. All diese Wissensgebiete der Esoterik helfen als Wegweiser bei der Orientierung auf dem Inneren Weg.

Das Ziel jeder esoterischen Entwicklung ist die Erkenntnis der Wahrheit, denn es gibt nur eine Wahrheit. die unabhängig ist von Kultur, Philosophie und Religion. Die Methoden, diese Wahrheit zu erreichen, haben sich in den verschiedenen Zeitaltern vielleicht separat gestaltet, doch führen alle zu dem selben Ziel. Es ist jedoch naheliegend, dass ein Mensch den Systemen und Symbolen seiner eigenen Kultur näher steht als einer fremden, weit entfernten. Natürlich kann ein Mensch aus dem Westen auch einen östlichen Weg der Weisheit gehen, um das besagte Ziel zu erreichen. Das aber ist meist wesentlich schwieriger und in der Regel auch langwieriger – auch wenn es so aussieht, dass die gegenwärtige Zeiterscheinung die esoterischen Wege aus fernen Ländern höher hält, als jene der westlichen Weisheitstraditionen.

Anscheinend wissen viele Menschen unter uns nicht, dass es auch im Westen wertvolle esoterische Wissenstraditionen gibt, die unserem Denken und unseren Lebensgewohnheiten wahrlich besser angepasst sind, als jene aus weiter Ferne.

Die Philosophie der Hermetik

Die Esoterik erforscht universale Gesetzmäßigkeiten, die, je nachdem auf welche Wissensgebiete man sie projiziert, immer auch einen Bezug zu anderen Gebieten beibehält. Somit ist das esoterische Wissen dem eines Spezialisten in gewissem Sinne überlegen, da es seinen Bezug zu allen anderen Gebieten angemessen in die Wirklichkeit einordnen kann.

Die dahinter stehenden Grundprinzipien gehen zurück auf den Stammvater der Esoterik: Hermes Trismegistos, den „Dreimal Großen Hermes“, dessen genaue Lebensgeschichte sich jedoch im Dunkel vergangener Zeiten verliert. Er gilt als der Verfasser einer Quintessenz aller Weisheitslehren aus vierzehn Thesen, die auf der sagenhaften „Tabula Smaragdina“, der „Smaragdenen Tafel“ eingraviert waren, die jedoch vor langer Zeit verschollen ist.

Die Tabula Smaragdina Hermetis – die Smaragdene Tafel des Hermes Trismegistos

Die allegorischen Verse der Tabula Smaragdina sind uns jedoch erhalten geblieben und widerspiegeln in ihren Weisheiten die Vorstellung von einem Zusammenhang zwischen den Dingen im Makrokosmos und Mikrokosmos.

Wie oben, so unten, wie unten, so oben, um zu vollbringen die Wunderwerke eines einigen Dinges.
– Tabula Smaragdina, 2. Vers

Die Verse beschreiben die Schöpfung der Welt, wie auch die Herstellung jenes sagenhaften alchemistischen „Steins der Weisen“. Für den, so heißt es, der diese einfachen, jedoch tief gehenden Verse ganz verstanden hat, dem werden alle Bücher und Lehren der Welt überflüssig werden – denn er würde damit die ganze Weisheit besitzen.

Solche Behauptungen mögen sich zunächst wie eine phantastische Schwärmerei anhören. Wer jedoch erkennt, dass alle in der Tabula Smaragdina erwähnten archetypischen Symbole jeweils eine ganz eigene Welt aufspannen, wird in seinem Studium irgendwann die Bedeutung dieses einzigartigen Textes selbst erleben können.

Die im zweiten Vers oben zitierte Aussage „wie oben, so unten“, bildet den Schlüssel zur gesamten hermetischen Philosophie. Dahinter steht die Annahme, dass im Großen wie im Kleinen, im makrokosmischen wie im mikrokosmischen Bereich, auf allen Ebenen der Erscheinungsformen die gleichen Gesetze herrschen.

Das „wie oben, so unten“ erlaubt es uns, zunächst die Gesetze des Bereichs in unserem Leben zu beschränken, der uns zugänglich ist. Die Erfahrungen die wir darin sammeln, können wir dann auf jene anderen, uns unzugänglichen Ebenen analog übertragen.

Hermes, Isis, Moses auf Fresko in den Vatikanischen Museen - ewigeweisheit.de
Die ägyptische Göttin Isis zwischen Hermes Trismegistus und dem Propheten Moses, denen sie ihre arkane Weisheit übermittelt. Darstellung auf einem achteckigen Fresko des italienischen Renaissance-Malers Pinturicchio (1454-1513), am Gewölbe des Heiligensaals im Borgia-Apartment in den Vatikanischen Museen (Rom, Italien).

Das Gesetz der zyklischen Wiederkehr

Denken Sie an ein Rad das an einer Wand befestigt ist, dass Sie mit Ihrer Hand nach rechts drehen können und das am äußeren Rand für Sie sichtbar einen roten Punkt trägt.
Stellen Sie sich nun vor, wie Sie dieses Rad so drehen, dass sich der besagte Punkt genau in die Mitte bewegt, um ganz oben stehen zu bleiben (wie bei einer Uhr auf 12). Damit symbolisiert dieser Rote Punkt im Kreis ein Maximum.
Drehen Sie das Rad um 180° nach rechts, bewegt sich der Punkt genau auf die gegenüberliegende Seite, wo er ein symbolisches Minimum anzeigt.
Wenn Sie den Punkt danach links vor sich auf die genaue Waagrechte bringen (90° zum Minimum), zeigt er sinnbildlich ein aufsteigendes Äquilibrium an.
Drehen Sie das Rad nun wieder um 180° weiter nach rechts und damit den Punkt auf genau die gegenüberliegende, die rechte Seite, sehen Sie ein Symbol für ein absteigendes Äquilibrium.
Mit diesem einfachen Beispiel lässt sich nun jeder Zyklus (griech, für „Rad“ oder „Umlauf“) beschreiben den Sie entsprechend im Makrokosmos finden:
in den vier Mondphasen (Neumond, zunehmender Halbmond, Vollmond, abnehmender Halbmond); in den vier Jahreszeiten; in den vier Tageszeiten (Morgen, Mittag, Abend, Mitternacht).

Diese Vierheit aller Zyklen spielt aber auch eine Rolle in dem berühmten Mandala, dass die tibetischen Mönche jedes Jahr im Ritus des Kalachakra (sanskr. für „Rad der Zeit“) mit gefärbten Sandkörnern malen, um es drei Tage nach dieser spirituellen Prozedur wieder zu zerstören, und den daraus zusammengefegten grauen Haufen Sand zeremoniell in das Wasser eines Flusses kippen.

Die Bedeutung des letzteren Zeremoniells lässt sich auch übertragen auf eine mikrokosmische Vierheit unseres menschlichen Lebens, durch das wir uns bewegen mit unserer Kindheit, Jugend, unserem Erwachsensein und Alter, zwischen Geburt und Tod (beziehungsweise Wiedergeburt). Sie hat als Vierheit wiederum ihre Entsprechung in den Jahreszeiten von Winter, wo die Samen unter der Erde sterben, damit aus ihrer Schale die Triebe im Frühling die Erdoberfläche durchstoßen um darüber zu erblühen und wo sie dann im Sommer als Früchte zur Reife kommen, um schließlich im Winter wieder sterben, dabei jedoch die Samen für den kommenden Zyklus zurücklassen.

Interessant ist dabei, dass man dieser Vierheit auch begegnet, wenn man sich die in der westlichen Tradition verwendeten vier Buchstaben der Namen Gottes ansieht, wie etwa:

  • T(H)EOS (griech. θεός, wo „θ“ ausgespr. wie englisches „th“)
  • DEUS
  • JHVH (hebr. יהוה)
  • GOTT
  • ALL(A)H (arab. ا ل ل ه = الله )

Wie wir in den eben gezeigten Beispielen sehen konnten, bildet ein einfaches, jedoch heiliges Gesetz der Vierheit anscheinend die Grundlage allen Seins. Alles darin hat dabei eine innere und eine äußere Bedeutung. Oberflächlich betrachtet scheinen sie getrennt zu sein, scheinen der von der Erde aus beobachtbare Sonnenlauf nichts zu tun zu haben mit dem Lebenszyklus der Pflanzen. Doch die besagten Dinge hängen voneinander ab und stehen daher in Beziehung zu einander.

So also könnten wir sagen, dass die hermetische Methode alles vom Gesichtspunkt seiner inneren Bedeutung aus studiert, sowie Ähnlichkeiten im Unähnlichen erkennt. Die Berechtigung des hermetischen »wie oben, so unten« lässt sich damit in der Gesamtheit als ein Kosmos (griech. für „Ordnung“) erkennen. Und solch Kosmos wird von den ihm entsprechenden Gesetzmäßigkeiten beherrscht, jenseits allen Zufalls. Denn Zufall, als ein nicht berechenbares und nicht gesetzmäßiges Geschehen, würde jeden Kosmos in ein Chaos verwandeln.

Das Gleiche gilt auch für unsere Welt. Bereits beim ersten zufälligen Ereignis würde unsere Welt aufhören zu existieren. Die Beobachtung dieser Welt zwingt uns, von einem Kosmos zu sprechen und jegliche Zufälligkeit auszuschließen. Zufall bezeichnet das, was dem Menschen gesetzmäßig zufällt, doch ist eigentlich ein Ereignis seines Schicksals. Aber da die meisten Menschen sich ihrer selbst nicht bewusst sind, erfahren sie ihr Schicksal nicht als den für sie bereiteten Weg, sondern empfinden Überraschungen darauf als sogenannte „Zufälle“, die sie jedoch schnell wieder vergessen haben, da etwas anscheinend von außen in ihr Leben trat.

Vor diesem Hintergrund können wir feststellen, dass jedes Ereignis in der Welt gemäß kosmischer Gesetze erfolgt, auch wenn wir diese nicht auf Anhieb erkennen können, was uns jedoch nicht berechtigt, ihre Existenz zu leugnen. Steine aber fielen auch schon im Altertum gesetzmäßig nach unten, als man von einem Fallgesetz der Gravitation nichts wusste.

Wenn der Kosmos eine geordnete Einheit darstellt, lässt sich daraus schlussfolgern, dass auch überall die gleichen Gesetzmäßigkeiten herrschen, im Makrokosmos wie im Mikrokosmos, im Großen wie im Kleinen, wie oben, so unten. Gemäß dieser hermetischen Analogie stellte der deutsche Arzt und Naturmystiker Paracelsus (1493-1541) den Menschen als Mikrokosmos gleich mit dem Makrokosmos.
Nach Paracelsus nun ist eine Betrachtung des Großen und Ganzen notwendig, die auf Natur- und Gotteserkenntnis fußt. Erst damit kann ein Arzt auch Krankheiten richtig behandeln. Zwar seien für ihn einerseits empirische Befunde wichtig, andererseits aber, und weitaus wichtiger, sei das Gesetz der Analogie zwischen Makrosmos und Mikrokosmos.

Denn der Mensch kann nur vom Makrokosmos aus erfasst werden, nicht aus sich selbst heraus. Erst das Wissen um diese Übereinstimmung vollendet den Arzt.
– Opus Paramirum

Medizinrad der Lakota – ewigeweisheit.de
Das sogenannte „Medizinrad“, dessen Kreis und zentralen vier Speichen ein Sonnenrad abbildet: Symbol für das menschliche Leben im zyklischen Kreislauf der Zeit, wie ihn uns die Sonne im Tages- und Jahreslauf als Vierheit der Jahreszeiten präsentiert oder aber der Mond, als ihr nächtliches Gegenstück, in den vier Mondphasen.

Leben und Geist

Betrachten wir den Mikrokosmos Mensch genauer, so erscheint da zuerst sein Körper. Mit dem Tod seines Körpers schwindet auch sein Bewusstsein, wenn beide auch nicht das Gleiche sind. Was aber ist Bewusstsein?
Im Idealfall in eine Welt geboren erwacht ein Mensch in ein selbstbewusstes Leben. Da erlebt er sich dann bis zu seinem Tod als seiendes, wahrnehmendes Wesen mit einem Körper und einem Bewusstsein. Doch da ist auch noch das, was man die Seele nennt, jene Instanz, welche die verschiedenartigen Teile des Körpers zu einer Einheit zusammenfasst und harmonisch zusammenfügt.

In allen Religionen ist die Rede von der Seele und auch die Eingeweihtem der Esoterischen Traditionen wussten schon immer von dieser Seele und deren Überdauern des körperlichen Todes. Überall, wo in der Natur Gestaltprozesse ablaufen, muss immer das Seelische mit vorhanden sein. Darum hat jedes Tier, jede Pflanze, jeder Mensch eine Seele. Um existieren zu können, braucht die Seele auf der Erde einen materiellen Träger, der jedoch feinstofflicher Natur ist. Und das ist der sogenannte „Astralkörper“.

Äther- und Astralkörper in der Theosophie

Doch wissen wir mit dem Besagten, was nun die wahre Bedeutung des Wortes „Lebens“ ist? Sicherlich zuerst einmal das Gegenteil von Tod und sicherlich ist auch einer seiner Gegenspieler die Bewusstlosigkeit. Dabei steht aber auch fest, das Leben nicht aus Materie besteht, wenn auch die Auswirkungen des Lebens innerhalb der Materie sichtbar werden. Was aber ist nun das Leben?

Nun gibt es da ja die klassische Dreiheit von Körper, Seele und Geist. Aus Sicht der hermetische Philosophie aber ist Leben der Geist in den Dingen. Zwar ist die Seele, wie wir sagten, das was das Leben des Körpers überdauert, doch im Gegensatz zu ihr ist der Geist anonym. Man kann an ihm teilhaben, den Geist durch sich wirken lassen. Das ist Leben. Und es gibt nur einen Geist, ein Leben. Kommt das irdische Leben eines Menschen zu seinem Ende, stirbt er und die Verbindungen zwischen Geist und Körper werden aufgegeben. Das Leben, das Geistige an sich aber bleibt bestehen, als der „Göttliche Funke“, der in jedem Lebewesen flackert.
Das Geistige bedeutet eine „Spirituelle Struktur“, entlang deren Gesetzmäßigkeiten, sich alles Leben auf der Erde bewegt. Und was darin zur Welt kommt steht unter der Obhut dessen, was diese spirituelle, diese „geistliche“ Struktur selbst ist: Das Göttliche in all seinen unzähligen Wirkungen auf das, was sich in ihm bildete.

Der Mensch wird in diese spirituelle Struktur geboren, als die besagte Dreiheit von Körper, Seele und Geist, in der er sich bestenfalls als Einheit empfindet. Diese Einheit nennt er „Ich“. Und so wie er sich darin lebend entwickelt, entsprechend entwickelt sich auch sein Bewusstsein.

Wenn sich der Mensch als Einheit, als Individuum empfindet, bleibt er aber dennoch Teil einer größeren Einheit. Er gleicht der Zelle eines riesigen Organismus. Und dieser Organismus heißt Planet Erde. Wie alle Planeten, so ist auch die Erde eine individuelle Intelligenz und besitzt nicht nur einen Körper, sondern auch ein Bewusstsein. Wäre dies nicht der Fall, gäbe es auch keinen funktionsfähigen Planetenkörper, sondern nur die „Leiche eines Planeten“. Das zeigt uns der Asteroidengürtel zwischen den Gasplaneten Saturn und Jupiter und den inneren Planeten Mars, Erde, Venus und Merkur. Gleichwie ein toter menschlicher Körper zerfällt, bilden sie die Reste der Körper eines toten Planeten.

Und wie wir immer wieder sagten, ist das was im Makrokosmos gilt auch im Mikrokosmos zu finden, wo jeder Stein, jede Pflanze, jedes Tier und jeder Mensch auch ihr Leben besitzen, auch einen Geist und eine Seele haben. Und so wie sie alle Teil des organischen Lebens der Erde sind, so auch ist die Erde das Organ eines größeren Lebewesens, des Sonnensystems, das seinerseits wiederum belebt wird durch den großen Geist der Milchstraße – und so weiter.

Überdenken wir diese universale Ordnung, so wird uns bald bewusst, dass wir als lebendiger Teil von etwas Größerem die Aufgabe haben, unseren uns zugeteilten Dienst am Ganzen zu erfüllen. Darum doch sollten wir uns bemühem, einen möglichst nützlichen Teil des Ganzen zu bilden, so wie wir es ja auch von den Zellen unseres körperlichen Daseins erwarten.

 

 

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